Totgesagte leben länger -wenn dieser Satz je eine Daseinsberechtigung hat, dann wohl im Fall von Silvio Berlusconi, der nach dem unrühmlichen Aus seiner Regierung 2011 politisch für tot erklärt und unter Schmährufen aus dem Amt gejagt worden war. Ein gutes Jahr später dominiert er vitaler denn je Italiens Wahlkampf und darf sogar konkrete Hoffnungen auf einen Sieg bei den Parlamentswahlen im Februar hegen.
Mit der Energie eines Polit-Neulings hat sich Stehaufmännchen Berlusconi in seinen sechsten Wahlkampf in 18 Jahren gestürzt. Ob Polit-Show, Unterhaltungssendung oder Radioprogramm: Kein Tag vergeht, ohne dass er nicht persönlich oder zumindest telefonisch auftritt. In seinem Marathon vergisst Berlusconi auch die Neuen Medien wie Twitter und Facebook nicht.
Kampagne zeigt Resultate
Doch Berlusconis große Liebe bleibt das Fernsehen. Hier stellt er wieder einmal sein unvergleichliches Talent als Showman und seine legendäre Mediengewandtheit zur Schau, mit der er immer wieder die Italiener in seinen Bann zieht. Seine Kampagne gegen Monti, dem er täglich unermüdlich vorwirft, mit seiner drakonischen Sparpolitik Italien an den Abgrund der Rezession getrieben zu haben, zeigt allmählich Resultate.
Berlusconis Mitte-rechts-Allianz holt laut Umfragen auf. Die Kluft zwischen seiner Gruppierung und dem Linksblock um Pierluigi Bersani hat sich auf sechs Prozentpunkte reduziert. Berlusconi gewinnt dabei immer mehr an Zustimmung unter den Italienern, die sich von der Steuerpolitik der Regierung Monti in ihrer Existenz bedroht fühlen. Musik in den Ohren des Durchschnittsitalieners ist vor allem das Versprechen Berlusconis, die von Monti eingeführte unpopuläre Immobiliensteuer IMU abzuschaffen, die die Besitzer von Eigentumswohnungen - über 70 Prozent der Bevölkerung - im letzten Jahr schwer belastet hat. Auch die vielen Freiberufler und Kleinunternehmer, die die scharfe Kampagne des Fiskus gegen die Steuerhinterziehung befürchten, haben ein offenes Ohr für Berlusconis Wahlversprechen.
Medienzar spürt Rückenwind
Ob Berlusconi mit seinem Feldzug auch die circa 33 Prozent an unentschlossenen Wahlberechtigten für sich gewinnen wird, stellt aber letztlich die entscheidende Frage dar - denn von dieser Gruppe hängt der Ausgang der kommenden Wahl ab. Doch eines steht jetzt schon fest: Ein neuerlicher Sieg Berlusconis wird in Italien längst nicht mehr als Ding der Unmöglichkeit betrachtet. Der Wahlkampf dauert noch lange und der exzentrische Medienzar spürt Rückenwind. Monti sei gewarnt.
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