Irak : US-Firmen dick Geschäft


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Eröffnet am:22.10.03 16:47von: Motorrad24Anzahl Beiträge:2
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125 Postings, 8532 Tage Motorrad24Irak : US-Firmen dick Geschäft

 
  
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22.10.03 16:47
Wiederaufbau im Irak
US-Firmen dick Geschäft  

Der
Wiederaufbau im Irak verspricht zu einem Milliardengeschäft zu werden, und
US-Konzerne haben die besten Chancen, dabei die größten Aufträge an Land zu
ziehen. Für Firmen aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern, die gegen
den Krieg waren, werden dagegen nach Einschätzung von Diplomaten in Bagdad
mittelfristig keine großen Fische zu angeln sein.

Besonders in der
Ölindustrie, die seit dem Sturz von Saddam Hussein mehrfach Ziel von
Sabotageakten wurde - am Dienstag brannte zwischen Bedschi und Haditha erneut
eine Pipeline - locken satte Gewinne. Momentan ist der Irak, das Land mit den
drittgrößten Ölreserven der Welt, allerdings noch auf Benzinimporte aus der
Türkei angewiesen, weil die maroden irakischen Raffinerien nicht genug
produzieren können. Dies wird von vielen Irakern als Schmach empfunden. Sie
argwöhnen, dass die Amerikaner die Industrie nun nach ihren eigenen Bedürfnissen
auf Vordermann bringen und sich dabei kräftig bereichern wollen.

Die
US-Regierung hatte die ersten Aufträge bereits im Frühjahr ausschließlich an
US-Unternehmen vergeben - "aus Sicherheitsgründen", hieß es damals. Mit dem Fuß
in der Tür und besten Kontakten haben sie gute Chancen, auch in Zukunft im Irak
dick im Geschäft zu sein. Außerdem sind die Ausschreibungen für Großaufträge
nach Einschätzung westlicher Handelsexperten oft auf US-Firmen zugeschnitten.


Die Ölfirma Halliburton, bis zum Jahr 2000 vom jetzigen Vizepräsidenten
Richard Cheney geleitet, hat sich über Tochterunternehmen Aufträge im Umfang von
mehr als 1,7 Mrd. Dollar im Irak gesichert. Dazu gehören neben
Wiederaufbauaufgaben auch Militäraufträge zur logistischen Unterstützung der
Truppen. Die Bewachung der Ölpipelines soll, wie am Dienstag in Bagdad bekannt
wurde, von zwei britischen Firmen übernommen werden, von denen eine eng mit der
in den USA ansässigen ArmorGroup/DSL verbandelt ist. Die kalifornische Baufirma
Bechtel, die mit dreistelligen Millionensummen im Geschäft ist, nimmt für die
Sicherheit ihrer Operationen im Irak ebenfalls die Dienste der ArmorGroup in
Anspruch. Die US-Firma DynCorp bildet im Auftrag der Amerikaner irakische
Polizisten aus. Die Ausbilder der US-Firma Vinnell kümmern sich in der
Kirkusch-Kaserne um den Drill der neuen irakischen Soldaten.

Der unter
US-Aufsicht gebildete irakische Regierungsrat will ab sofort ganz im Sinne
Washingtons 100-prozentige Töchter ausländischer Unternehmen zulassen. In Bagdad
fürchten irakische Geschäftsleute und europäische Diplomaten, dass die vor einem
Monat verabschiedeten Rahmengesetze für Investitionen, Zoll, Banken und Steuern
das Land zu einem "Selbstbedienungsladen" für die Besatzungsmächte und ihre
regionalen Partner Türkei und Kuwait machen könnten.

"Wir versuchen,
dem Irak zu helfen, ein kapitalistisches Land und Vorbild im ganzen Nahen Osten
zu werden", sagte der US-Geschäftsmann Joe Allbaugh kürzlich der "New York
Times". Der 51-Jährige, der vor drei Jahren den Wahlkampf von George W. Bush
koordinierte, hat mit anderen engen Bush-Vertrauten in Houston (Texas) die
Beraterfirma "New Bridge Strategies" gegründet. Die Firma will ihren Kunden bei
Geschäften im Nahen Osten unter die Arme greifen.

Auch die neue
Anwaltskanzlei "Iraqi International Law Group " steht in den Startlöchern. Sie
dient sich Kunden als Wegbereiter in den irakischen Markt an. Marketingpartner
der "Iraqi International Law Group" ist der US-israelische Anwalt Marc Zell. Er
war bis vor zwei Jahren Partner von Douglas Feith, der inzwischen die Nummer
Drei im Pentagon ist.

Die engen Verbindungen dieser Berater zur
US-Regierung haben in den USA Empörung ausgelöst. "Zu dem wachsenden Unmut in
manchen Kreisen und der Empörung in anderen trägt die himmelschreiende
Kriegs-Geschäftsmacherei von Firmen mit guten politischen Beziehungen bei -
Geschäftemacherei, die mit der skandalösen Unterstützung und Duldung der
Bush-Regierung stattfindet", wetterte Kommentator Bob Herbert in der "New York
Times".

Der Widerwille zahlreicher Länder, unter diesen Umständen Geld
zu spenden, hat Washington jetzt zu einer Konzession gezwungen: Das Geld aus dem
Ausland soll von der Weltbank und den Vereinten Nationen verwaltet werden und
nicht der US-Besatzungsbehörde. Dabei kämen Firmen aus aller Welt gleichermaßen
zum Zuge.

Von Christiane Oelrich und Anne-Beatrice Clasmann, dpa

 

9161 Postings, 9172 Tage hjw2Blutiger Ramadan

 
  
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28.10.03 01:30
artikel_start
28.10.2003
 
Titel
Rüdiger Göbel
 
Blutiger Ramadan
 
»Schwarzer Montag« für US-Besatzer in Irak. Schiiten wollen Widerstand unterstützen
 
Die Probleme der US-Besatzer im Irak werden mit jedem Tag größer. »Es gibt gute und schlechte Tage«, hatte der Chef der US-Besatzung, Paul Bremer III., kürzlich noch die desaströse Sicherheitslage in seinem Herrschaftsbereich zu beschönigen versucht. Am Sonntag morgen trieb dann eine Raketensalve auf das Luxushotel Raschid selbst Pentagon-Vize Paul Wolfowitz auf die Straßen Bagdads. Der Architekt der Irak-Invasion überlebte den Anschlag im Hochsicherheitsbereich zwar unverletzt, und doch demonstrierte diese Aktion den Amerikanern und der Welt eindrücklich: Widerstandsgruppen können im Irak zu jeder Zeit und an jedem Ort zuschlagen. Von Sicherheit keine Spur.

Gestern machte dann gar das Wort vom »schwarzen Montag« die Runde. Mehrere Polizeistationen und Ministerien in Bagdad, das zentrale Abu-Ghraib-Gefängnis sowie die Zentrale des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) waren Ziele einer offensichtlich koordinierten Anschlagsserie zum Auftakt des Fastenmonats Ramadan. Nach Krankenhausangaben und anderen offiziellen Stellen wurden bei den Anschlägen mindestens 34 Menschen getötet, 224 weitere wurden verletzt – bei den Opfern handelt es sich um US-Besatzungssoldaten, mehrheitlich aber um irakische Polizisten und Zivilisten.

Am verheerendsten war ausgerechnet der Angriff, der sich nicht gegen das Besatzungsregime richtete. Nach US-Militärangaben starben zehn Iraker, als ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff beladenen Krankenwagen vor dem IKRK-Sitz in Bagdad zur Explosion brachte. Das Rote Kreuz will heute mit dem Abzug seiner ausländischen Mitarbeiter aus dem besetzten Irak beginnen. Für die Besatzungstruppen eignet sich der Anschlag auf die IKRK-Zentrale wie jener auf das UN-Hauptquartier im August, den gesamten irakischen Widerstand als terroristisch zu diffamieren.

Weitere Anschläge am Montag galten US-Brigadegeneral Mark Hertling zufolge vier irakischen Polizeistationen in Bagdad. Dabei kamen mindestens vier irakische Polizisten und drei Zivilisten ums Leben, Dutzende Menschen wurden verletzt, darunter auch mindestens zehn US-Soldaten.

Zwei weitere Sprengsätze detonierten nach Angaben von Augenzeugen in der Nähe des Industrieministeriums sowie neben einem Gebäudekomplex, der vom Gesundheitsministerium und mehreren anderen Ministerien des US-Besatzungsregimes genutzt wird. Arabischen Sendern zufolge sollen dabei acht Menschen getötet worden sein. Zuvor war das Gefängnis Abu Ghraib im Westen Bagdads mit Mörsergranaten beschossen worden. Dabei starb nach Angaben der Besatzungstruppen ein Militärpolizist. Zwei weitere Amerikaner wurden verwundet. Bei Angriffen auf US-Patrouillen wurden zudem mindestens zwei amerikanische Soldaten getötet.

Angesichts der beispiellosen Attentatsserie in der irakischen Hauptstadt ging in der Berichterstattung fast unter, daß in Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, US-Soldaten am Montag fünf Insassen eines Kleinbusses erschossen hatten. Die irakischen Pendler waren auf dem Weg zur Arbeit. Die Soldaten eröffneten Augenzeugenberichten zufolge das Feuer, nachdem in der Nähe eine Sprengsatz explodiert war. Die Soldaten hätten wild um sich geschossen und den zufällig vorbeifahrenden Bus getroffen.

Zum nachhaltigen Problem für die USA könnten sich die Widerstandsaufrufe mehrerer schiitischer Geistlicher entwickeln. Kurz vor Beginn des Fastenmonats Ramadan erklärten sie dem Internetnachrichtendienst Islam Online, daß sich nun auch die irakischen Schiiten am Widerstand gegen die amerikanischen und britischen Besatzer beteiligen sollten. »Die Ungerechtigkeiten, die uns in der Zeit von Saddam Hussein angetan wurden, und die religiöse Diskriminierung, die wir in den 35 Jahren seiner brutalen Herrschaft erdulden mußten, reichten aus, daß sich die Schiiten den US-Streitkräften, die sie von ihm befreiten, nicht entgegenstellten«, erklärte Imam Haidar Abbas Al Husseini die bisherige Zurückhaltung. Nun aber, »da die wahren Absichten der Besatzer aufgetaucht sind – insbesondere, nachdem sie angekündigt haben, bis ins Jahr 2006 im Irak bleiben zu wollen, und planen, das Land auszubeuten – müssen Schiiten und Sunniten als Einheit handeln, um die Besatzer aus dem Land zu vertreiben und das Joch des Kolonialismus abzuwerfen«.

Der Gelehrte Scheich Mohammad Ali Al Muzaffar meinte, die Schiiten hätten »mit der Zeit« herausgefunden, »daß die Besatzer die Idee der Befreiung zu den Akten gelegt und sie durch eine andauernde Besatzung ersetzt haben. Daher sehen wir es als unsere Pflicht an, Maßnahmen zu ergreifen und uns ihren Plänen entgegenzustellen«, erklärte Al Muzaffar seine Bereitschaft zum Widerstand. Die Okkupanten Mesopotamiens warnte er nachdrücklich, daß die Iraker allmählich die Geduld verlieren: »Wir sagen den Besatzern: ›Ihr solltet aus dem Irak abziehen, andernfalls werden sunnitische und schiitische Kämpfer eine grimmige Schlacht führen, um den Irak von Eurer Entweihung zu befreien.‹« Die wirklich schlechten Tage stünden den Besatzungstruppen mithin erst noch bevor. US-Präsident George W. Bush erklärte unterdessen unverdrossen, am bisherigen Kurs im Irak festhalten zu wollen.
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