Handball Weltmeisterschaft 2011
22. Januar 2011, 20:49 Uhr
Handball-WM
Deutschland darf noch vom Halbfinale träumen
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist hervorragend in die WM-Hauptrunde gestartet. Dank einer beherzten Leistung schlug das Team von Trainer Heiner Brand den Olympiazweiten Island. Zwei Siege in den verbleibenden Gruppenspielen reichen vielleicht sogar noch für das Halbfinale.
Hamburg - Sie haben sich noch nicht aufgegeben. Die deutschen Handballer haben im ersten Spiel der Hauptrunde ihre Ausgangssituation verbessert und die geringe Chance auf das Halbfinale bei der WM in Schweden gewahrt. Gegen im bisherigen Turnierverlauf ungeschlagene Isländer setzte sich die Mannschaft von Trainer Heiner Brand 27:24 (15:13) durch.
"Was mich positiv gestimmt hat, war die Einstellung der Mannschaft, die zu keinem Zeitpunkt der Partie nachgelassen hat", sagte Trainer Brand nach dem Spiel in Jönköping.
Die DHB-Auswahl brauchte ein paar Minuten, um in die Partie zu kommen. Drei frühe Fehlwürfe führten zu einer 2:0-Führung für Island nach vier Minuten. Kapitän Michael Kraus leitete mit einem verwandelten Siebenmeter (5.) die Wende ein. Deutschland überzeugte in der Folge vor allem in der Defensive, hielt die gefährlichen isländischen Rückraumspieler erfolgreich von der Neunmeterzone fern und hatte mit Silvio Heinevetter zudem einen starken Rückhalt im Tor. Auch dank des treffsicheren Christian Sprenger, gemeinsam mit Sebastian Preiß bester deutscher Torschütze (je fünf Treffer), drehte Deutschland den anfänglichen 0:2-Rückstand in eine 6:2-Führung.
Hens gegen Heinevetter
Die Isländer reagierten mit einer Auszeit. Auch anschließend fiel dem Team von Trainer Gudmundur Gudmundsson gegen die deutsche Abwehr aber nicht viel ein. Erst in der in der Schlussphase der ersten Hälfte - Deutschland führte zu diesem Zeitpunkt 15:11 - nutzte Island die aufkommende Unsicherheit des DHB-Teams, um auf zwei Tore heranzukommen.
Trotz einer insgesamt starken Vorstellung konnten die deutschen Handballer nach 30 Minuten also noch nicht hundertprozentig zufrieden sein. Wütend und aufgebracht stampfte Pascal Hens nach dem Halbzeitpfiff auf Heinevetter zu. Nach Ballgewinn Deutschlands hatte der Torwart die Uhr sieben Sekunden vor der Pause nicht im Blick, ließ sich mit seinem Pass nach vorne etwas zu viel Zeit. Der zwischenzeitliche Fünftore-Vorsprung war geschrumpft. Wieder hatte sich die deutsche Mannschaft nach einer starken Anfangsphase eine kurze Auszeit geleistet.
Die zweite Hälfte begann verhalten. Vier Minuten lang warteten die rund 5500 Zuschauer auf ein Tor, ehe Sebastian Preiß auf 16:13 erhöhte. Trotz des gelungenen Starts war den Deutschen wie schon gegen Spanien und Frankreich die Unsicherheit im zweiten Spielabschnitt anzumerken. Die Konsequenz: der isländische Ausgleich (18:18) in der 42. Minute, unmittelbar nach einem verworfenen Siebenmeter durch Kraus, der erneut eine durchwachsene Leistung zeigte.
Starke Reaktion nach Rückschlägen
Anders als bei den Rückschlägen dieser Handball-WM gegen Spanien und Frankreich kam die deutsche Mannschaft in diesem Spiel jedoch stets wieder zurück. Der eingewechselte Holger Glandorf und Sprenger sorgten für die erneute Führung des deutschen Teams. Diesen Vorsprung bauten die Deutschen anschließend aus, überstanden dank starker Heinevetter-Paraden sogar eine zweiminütige Unterzahl ohne Gegentor.
So ersparte der deutsche Zwischenspurt der jungen Mannschaft eine aufreibende Schlussphase. In den letzten fünf Minuten sorgte Dominik Klein mit drei Treffern für die endgültige Entscheidung. Schon während einer letzten Auszeit von Trainer Brand in der 59. Minute war den DHB-Handballern die Erleichterung über eine starke Leistung gegen einen starken Gegner anzumerken.
Was dieser Sieg der deutschen Mannschaft letztlich bringt, ist noch nicht abzusehen. Mit 2:4 Punkten muss die DHB-Auswahl in der Hauptrunde nach wie vor auf günstige Ergebnisse der Konkurrenz hoffen, um ins Halbfinale einzuziehen. Grund zur Hoffnung gibt es aber allemal: Mit Island ist der stärkste Gegner der Hauptrunde bezwungen. Nun warten Ungarn (Montag, 18.15 Uhr) und Norwegen (Dienstag, 16.15 Uhr, jeweils im Liveticker von SPIEGEL ONLINE).
Deutschland - Island 27:24 (15:13)
Deutschland: Bitter, Heinevetter - Kraus (4/2), Kaufmann, Preiß (5), Hens (2), Pfahl (3), Glandorf (4), Sprenger (5), Groetzki, Gensheimer, Klein (3), Haaß (1), Heinl, Christophersen, Roggisch
Island: Gústavsson, Gudmundsson - Svavarsson, Pálmarsson (2), Ingimundarson, Hallgrímsson, Atlason (4), Ólafsson, Sigurdsson (2), Gudjonsson, Stefánsson (4/2), Petersson (7), Jakobsson, Gunnarsson (5), Sveinsson, Kristjánsson
Schiedsrichter: Nikolic/Stojkovic (Serbien)
Zuschauer: 5500
Zeitstrafen: 3:2
Siebenmeter: 3/2:2/2
URL:
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,741066,00.html
http://www.sportschau.de/sp/handball/news201101/23/vorschau_ungarn.jsp
Das war schlimm anzusehen.
Unbegreiflich, dass im Angriff nicht schneller gespielt wurde und die Außen nicht eingebunden wurden.
Bei Glandorf war die 1.Halbzeit katastrophal, aber er hat dann wenigstens in der 2.Halbzeit gekämpft. Bei Hens und Kraus lief mal wieder das gesamte Spiel wenig. War auch kein Aufbäumen zu spüren.
Na ja, hab das Islandspiel ja nicht gesehen. Vermutlich fällt es mir deshalb leicht, die Tabellensituation zu akzeptieren, denn insgesamt entspricht das den gezeigten Leistungen. Aber ist halt ärgerlich, denn Spanien und Ungarn wären eigentlich machbar gewesen und damit sogar das Halbfinale.
(bis auf vier, fünf Ausnahmen die echt lobenswert waren) ...
Aber nen Fehlpass mit Interception sollte nicht bei einem solchen Team passieren.... ;-(
25. Januar 2011, 12:10 Uhr
Pleiten bei der Handball-WM
Heiner ausgebrannt
Aus Jönköping berichtet Erik Eggers
Die Niederlage gegen Ungarn war ein weiteres dunkles WM-Kapitel für die deutschen Handballer. Das Halbfinale verspielt, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 kaum noch zu schaffen. Bundestrainer Heiner Brand denkt bereits über seinen Abschied nach.
Heiner Brand sprach leise. Noch leiser als sonst. Und das, was der Handball-Bundestrainer nach der 25:27 (12:10)-Niederlage gegen Ungarn sagte, eher flüsterte, das machte wenig Hoffnung für das, was den deutschen Handball in den nächsten Jahren erwartet.
Er wolle seinen Spielern wegen der Einstellung keine Vorwürfe machen, sagte der 58-Jährige. "Sie haben sicherlich alles gewollt, das kann man ihnen nicht vorwerfen. Es wäre ja auch fahrlässig, wenn man nicht alles gibt, wenn es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele geht."
Sein düsteres Fazit nach den 60 Minuten in der Kinnarps-Arena von Jönköping lautete: "Es reicht einfach nicht."
Nach dem Sieg gegen Island war noch von "Selbstheilungskräften" die Rede, von zurückgewonnener Stärke. Die deutschen Handballer erklärten, jetzt sei das nötige Selbstbewusstsein endlich wieder vorhanden. Das Desaster in der Vorrunde gegen Frankreich - verarbeitet, vergessen, verdrängt. Manch ein deutscher Handballer hatte sogar den Taschenrechner bemüht, um die Chancen für den Einzug ins Halbfinale zu ermitteln, so stark fühlte man sich. Sie haben sich etwas vorgemacht.
Die deutsche Expedition bei der WM in Schweden hat sich zu einem Horrortrip entwickelt. Zu einem Kapitel deutscher Handballgeschichte, von dem noch länger die Rede sein wird. Mit nun 2:6 Punkten in der Hauptrunde ist schließlich auch das Minimalziel, die Berechtigung zur Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London, nur noch mit Schützenhilfe möglich. Ein Sieg im letzten Hauptrundenspiel gegen Norwegen am Dienstag (16.15 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) vorausgesetzt, dürfen Island und Ungarn am Abend nicht punkten. Aber das könnte leicht passieren, weil deren Gegner Frankreich und Spanien bereits im Halbfinale stehen und daher im letzten Hauptrundenspiel Kräfte sparen dürften.
Die 60 Minuten gegen Ungarn standen stellvertretend für die bislang sechs deutschen Partien bei dieser WM und den Jojo-Handball, den Kapitän Pascal Hens und Co. bislang abgeliefert hatten. Einen spektakulär schlechten Beginn reparierte das Team nach einer Auszeit, als es einen 1:4-Rückstand in eine 7:4-Führung drehte. Die 6:0-Abwehr funktionierte, insbesondere Torwart Johannes Bitter präsentierte sich erneut in Topform und parierte Tempogegenstöße und Strafwürfe.
Insgesamt 38 Fehlversuche des deutschen Angriffs
Doch all diese Defensivkunst half nicht, weil der deutsche Angriff erneut versagte. Mittelmann Michael Kraus unterstrich, dass er überfordert ist, wenn es darum geht, den Rückraum, das Zentrum des modernen Handballspiels, zu strukturieren. Hens nahm sich im linken Rückraum überhastete Würfe und blieb bei sechs Versuchen torlos. Insgesamt leistete sich die DHB-Auswahl absurde 38 Fehlwürfe. "Es lief nichts zusammen. Mit solch einer Fehlerquote können wir nicht erwarten, dass wir bei einer WM ein Spiel gewinnen", sagte Hens später.
Die Außenspieler bekamen so kaum Chancen, auch die Kreisläufer hingen in der Luft. So blieb der deutschen Offensive am Ende nur tumber Krafthandball. Lars Kaufmann fasste wenigstens den Mut, hin und wieder aufs Tor zu werfen. Aber seine brachialen Geschosse parierte der ungarische Torwart Nandor Fazekas irgendwann mit einem Lächeln im Gesicht. Die deutsche Offensive war schlichtweg ein Torso. "Ich verstehe es einfach nicht", klagte Bitter, nachdem das Drama seinen Lauf genommen hatte.
Brand hingegen wirkte noch relativ gefasst, obwohl ihm die Konsequenzen dieser Niederlage bewusst sind. Auch er war sich nicht sicher, was für diesen neuerlichen Kollaps verantwortlich war. Reine Nervenschwäche war es nicht, glaubt der Bundestrainer. "Vielleicht lag es daran, dass wir gegen Tunesien und Island zu hohes Tempo gegangen sind und ein wenig die Substanz gefehlt hat", sagte er.
Aber natürlich waren auch die individuellen Defizite offenkundig. "Einmal hat Kraus sich durchgesetzt und getroffen, das ist einfach zu wenig." Brand dozierte, dass der Vorteil des deutschen Konzepthandballs, mit dem man die Konkurrenz noch vor fünf, sechs Jahren bezwungen hat, heute keiner mehr ist. Die Gegner haben aufgeholt, sind taktisch besser geworden.
In den vergangenen Tagen, als Kritik laut geworden war, hatte Brand angedeutet, dass er schon länger über ein vorzeitiges Ende seiner Amtszeit nachgedacht hat. Er halte es für nicht angebracht, noch einmal eine Nationalmannschaft aufzubauen. Wie zum Beginn seiner Amtszeit 1997, als das DHB-Team zuvor in den WM-Playoffs gescheitert war. Der Vertrag des Bundestrainers mit dem DHB läuft noch bis 2013. Derzeit scheint aber ein früheres Ende der Ära Brand in Sicht.
URL:
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,741399,00.html
von heiner brand in der auszeit werden überhaupt nicht umgesetzt - jeder macht da sein eigenes ding. und warum werden die außen nicht viel häufiger eingesetzt ( im vorfeld sprachen einige blätter von gensheimer als einem der besten linkaußen der welt ) - aber neee, immer durch die mitte und nicht nur der norwegische torhüter , ganze abwehrreihen haben sich mittlerweile auf dieses einfältige angriffsspiel eingestellt. ein trauerspiel, - ich befürchte nur , daß es brand genau so sieht und die schnauze bald voll hat.
Hat aus meiner Sicht aber entgegen der Journalistenmeinung eher damit zu tun, dass sich auch niemand anbietet, um mal ein Passspiel aufnehmen zu können. Der ballführende Spieler ist dann oft die arme Sau, die sich nicht anders zu helfen weiß als im 1 gegen 1 zu werfen.
Versteh dann auch manchmal nicht die Ansprache des Trainers, das Spiel breitzumachen. Das ist zwar richtig, aber wenn sich die Außen nur im Eck verstecken, anstatt mal die Abwehr auch zu hinterlaufen, dann bringt das breitmachen ja auch wenig. Wir haben nunmal nicht diese Einzelkönner im Rückraum, die auch so die Räume auf den Halbpositionen nutzen, zumal es ja keine Lücken geben kann, wenn wir nur im Rückraum ab und zu mal kreuzen. Da bleiben die Norweger halt einfach im 6:0 stehen und rücken halt 2 Meter raus. Das reicht ja bei uns schon.
bei dieser wm war unser spiel geg. spanien / die gehen mir langsam auf die nerven, weil wir ja egal in welcher sportart kein bein auf den boden kriegen : grrrr / wenn wir das gewinnen, was ja nach 21:18 nicht unmöglich war, entstehen ganz andere bilder im kopf, der körper produziert über die restliche turnierzeit viel mehr endorphine. - wann war noch mal das letzte olympische turnier ohne deutsche beteiligung ?? alles mist !