Guetä Morgä und schönä Mittwoch
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Eröffnet am: | 20.10.04 07:28 | von: bilanz | Anzahl Beiträge: | 7 |
Neuester Beitrag: | 20.10.04 08:07 | von: SwissBeast | Leser gesamt: | 582 |
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Die Umweltorganisation WWF untersuchte Politiker und entdeckte DDT und Pestizide
von Martin Halusa
Brüssel - Es gibt Nachrichten, die schaffen es trotz unseres redlichen Bemühens nur schwer in die Zeitung. Gestern war mal wieder so ein Tag. Etwa, daß die EU-Kommission Österreich wegen "Beschränkungen für die Anlage der Liquiditätsreserven von Genossenschaftsbanken" verklagt, ist kaum eine Meldung wert. Oder, daß Brüssel Griechenland wegen der "Nichtumsetzung zweier Richtlinien über die Solvabilitätsspanne von Lebensversicherungen" vor den Luxemburger Kadi zerren will.
Fast wäre es auch der Chemikalienrichtlinie so ergangen, mit der die EU-Umweltkommissarin Margot Wallström die europäische Industrie auf die Palme gebracht hat. Wäre da nicht die Umweltorganisation WWF - denn die weiß, wie sie Aufmerksamkeit erregt. Um zu verdeutlichen, wie notwendig die Sicherheitsüberprüfung und Registrierung von Stoffen ist, wie sie die Richtlinie fordert, haben die Ökologen das Blut von 14 europäischen Ministern untersucht. Und siehe da: Deren Lebenssaft strotzt nur so von Chemikalien.
Ingesamt 55 verschiedene Stoffe konnten die Tester im Blut der Politiker nachweisen, darunter das verbotene Pflanzenschutzmittel DDT. Auch Chemikalien waren darunter, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen, das Hormonsystem zu stören oder die Gehirnentwicklung der Nachkommen zu beeinträchtigen. Spuren von Pestiziden wurden entdeckt sowie Substanzen, die in Feuerlöschern, Putzmitteln, Möbelschaumstoffen oder in Plastikspielzeug für Kinder verwendet werden - obwohl die Politiker dies nachweislich nicht gegessen haben.
Durchschnittlich enthielt das Blut ein Mix aus 37 dieser gefährlichen Chemikalien; die höchste Konzentration lag bei 43, die niedrigste bei 33 Substanzen, heißt es in der Studie mit dem Titel "Böses Blut". Am geringsten belastet waren die schwedische Umweltministerin Lena Sommerstad und der Este Olavi Tammermae. Ein deutscher Politiker befand sich nicht unter den Probanten.
"Die Chemikalien, die in den Ministern nachgewiesen wurden, verseuchen ebenso das Blut von Eisbären, Delfinen, Raubvögeln und anderen Lebewesen selbst in den abgelegensten Gebieten der Erde", heißt es weiter in dem Bericht.
Die Chemikalienrichtlinie müsse deshalb schleunigst umgesetzt werden, damit jeder weiß, was in ihm steckt, fordert der WWF. Die Diskussion ist eröffnet.
Artikel erschienen am Mi, 20. Oktober 2004
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