Griechen erwarten Staatspleite
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Eröffnet am: | 02.10.11 15:28 | von: BigSpender | Anzahl Beiträge: | 87 |
Neuester Beitrag: | 12.05.15 14:48 | von: gurkenfred | Leser gesamt: | 5.564 |
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Umfragen: Griechen erwarten Zahlungsunfähigkeit
Athen (dpa) - Die meisten Griechen halten neuesten Umfragen zufolge eine Staatspleite ihres Landes für unabwendbar. So erwarten 67,3 Prozent der Befragten die Zahlungsunfähigkeit, wie eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kapa Research in der Athener Sonntagszeitung "To Vima" ergab.
weiter lesen: http://web.de/magazine/finanzen/wirtschaft/...ehigkeit.html#.A1000145
ATHEN (dpa-AFX) - Eine solche Zukunft hätte er für sich nie für möglich
gehalten - dass er einmal auf einem staubigen, heißen Feld arbeiten würde. Doch
der Börsenmakler Giannis Pantoulis ist heute Weinbauer. Vor zwei Jahren packte
er seine Familie und sein Hab und Gut in einen Lkw und zog zurück in das Dorf
seines Vaters im Norden Griechenlands. Er habe das Platzen der griechischen
Schuldenblase kommen sehen und rechtzeitig aussteigen wollen, sagt Pantoulis.
Heute schwitzt der 40-Jährige in seinem Weinberg statt über Aktienkursen.
'Anfangs dachten alle, ich sei verrückt', erzählt er.
Tatsächlich sei der Neuanfang hart gewesen. Und es brauche Jahre, bis Weinanbau
profitabel sei. 'Aber jetzt sehen viele, dass es in den großen Städten nichts
für uns gibt. Unsere Politiker haben uns hängen lassen.' Auch viele andere
wollten jetzt weg aus Athen, Thessaloniki oder Patras: 'Die Situation ist hoffnungslos.'
Die Fakten sind deprimierend: Die Lebenskosten für die
Griechen steigen, doch Löhne und Pensionen sind immer neuen Kürzungen
unterworfen. Die Arbeitslosigkeit erreicht Höchststände. Kein Wunder, dass die
Anti-Schulden-Maßnahmen der Regierung auf immer größeren Widerstand in der
Bevölkerung treffen.
Fast 60 Prozent der Griechen seien gegen das neueste
EU-Hilfspaket, heißt es in einer kürzlich von der Tageszeitung 'To Vima'
veröffentlichten Umfrage. Die EU-Maßnahmen verletzten die Souveränität
Griechenlands, das Land gerate immer stärker in den Würgegriff internationaler
Geldgeber. Und das Schlimmste: Besserung ist nicht in Sicht.
Eine Rückkehr aufs Land erscheint da als ein Ausweg. Fast 60 000
Griechen taten diesen Schritt in den vergangenen zwei Jahren. Damit kehren sie
einen jahrzehntelangen Trend um. Die Vorfahren der Neu-Bauern hatte es in die
Städte gezogen, viele ließen damals Grundbesitz zurück. Dorthin treibt es viele nun.
Dimitris Michaelidis vom griechischen Verband junger Bauern sieht
weiter steigendes Interesse. Immer mehr Menschen ohne Arbeit suchten eine
regelmäßige Beschäftigung und geringere Lebenshaltungskosten - ein Bauernhof
biete genau das, meint er. 'Wir können kaum den Anfragen nachkommen.' Die Leute
wollten etwa wissen, 'was wo am besten wächst'.
Die 30-jährige Marketingexpertin Evi Papadimitriou züchtet
neuerdings Schnecken. 'Ich konnte es mir nicht länger leisten, in Athen zu
wohnen, und meine Familie hatte dieses lange aufgegebene Stück Land', erzählt
sie. Große Erwartungen hat sie nicht: 'Falls ich es schaffe, davon zu leben, bin
ich schon glücklich.'
Strand statt Büro: Der 22 Jahre alte Computerfachmann Mammas
Pashalis taucht im Mittelmeer nach Schwämmen, um irgendwie über die Runden zu
kommen. Im gelernten Beruf hat er keine Arbeit gefunden, jetzt hilft er seinem
Vater, der am Strand von Rhodos einen kleinen Stand betreibt. Ein Broterwerb ist
das bestenfalls, mehr nicht.
Andere wollen weiter weg. Vor Jahrzehnten waren es Hunderttausende
Arbeiter und Bauer, die aus Griechenland vor allem in die USA und nach
Australien zogen. Heute sind es dagegen vor allem junge, gebildete Griechen, die
das Land verlassen. Die stark sinkenden Einkommen und eine
Jugendarbeitslosigkeit von geschätzten 28 Prozent für 2011 treiben sie fort.
Nicht zuletzt fliehen sie vor der Schuldenlast, die die Elterngeneration
angehäuft hat.
Das Internet ist voll mit Tipps für potenzielle Auswanderer. Nach
Angaben der internationalen Arbeitsagentur haben im September mehr als 13.000
Griechen ihre Lebensläufe ins Netz der Agentur gestellt. Noch im September 2008
waren es lediglich 2200. Fast zwei Drittel der Bewerber seien unter 30.
Die Biologin Evgenia Tsakili ist eine von ihnen. Sie hat so Arbeit in
einem Forschungslabor auf Zypern gefunden. 'Ich konnte in Griechenland keinen
Job finden, und ich glaube, die Situation wird sich in den nächsten Jahren nicht
verbessern', sagt sie.
Das Frankfurter Büro des World Council of Hellenes Abroad, einer
Organisation für Auslandsgriechen, wird mit Anfragen überhäuft. Die Mehrheit der
Anrufer seien junge, gebildete, aber arbeitslose Leute zwischen 30 bis 35,
erzählt Giorgos Amarantidis. 'Sie wollen in Deutschland arbeiten und suchen
unseren Rat und Hilfe.'
Nach seinen Schätzungen sind etwa 4000 Griechen in den vergangenen
drei Monaten nach Deutschland gekommen - viele ohne konkrete Aussicht auf einen
Job. 'Ich sage ihnen als allererstes, dass sie Deutsch lernen müssen. Sie sind
hier im Wettkampf mit hochgebildeten Arbeitern aus der ganzen Welt'.
Junge Griechen seien entsetzt vom Zustand des griechischen Staats
und hätten das Vertrauen in das System verloren. 'Und sie sagen, dass sie nicht
nach Griechenland zurückkehren werden.'
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--- Von Christine Pirovolakis, dpa ---
ATHEN (dpa-AFX) - Der größte griechische Rentenfonds hat im vergangenen
Jahrzehnt bis zu acht Milliarden Euro für Tote überwiesen. Dies räumte der
Direktor des staatlichen Versicherers IKA, Rovertos Spyropoulos, am Montag ein.
Das Geld ging in den meisten Fällen an betrügerische Angehörige der
Verstorbenen, wie die Tageszeitung 'Kathimerini' berichtete. Spyropoulos
versicherte, man werde alles tun, um das Geld zurückzubekommen: 'Wir werden es
zurückfordern, bis auf den letzten Euro', kündigte er an.
Sozialbetrug hat im schuldengeplagten Griechenland schon mehrfach für
Schlagzeilen gesorgt. Im August war bekannt geworden, dass der Pensionsfonds die
Zahlungen für 1473 Pensionäre gestoppt hatte, welche in Wirklichkeit nicht mehr
lebten. Daraufhin leitete die regierende sozialistische Partei eine Untersuchung
ein. Dabei wurde entdeckt, dass 9000 Rentner über 100 Jahren bei der Rentenkasse
registriert waren - demnach hätte Griechenland die höchste Rate
Über-100-Jähriger weltweit. Bei einer Volkszählung im Jahr 2001 waren lediglich
1700 Menschen dieses Alters registriert worden.
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