Grabenkrieg um die Erinnerung (JF)
Seite 2 von 3 Neuester Beitrag: 14.11.05 23:56 | ||||
Eröffnet am: | 29.06.04 01:04 | von: proxicomi | Anzahl Beiträge: | 63 |
Neuester Beitrag: | 14.11.05 23:56 | von: DARWINISM. | Leser gesamt: | 8.107 |
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proxy, das PDSler Deiner Meinung nach nicht an Gott glauben, weil sie angeblich alles Kommunisten sind, zeigt Dein begrenztes Weltbild! Ich weiß ja nicht ob beispielsweise Gregor Gysi als Jude aus der PDS ausgeschlossen werden müsste, aber das wäre die Knsequentz wenn alle solche Denkweisen wie Du an den Tag legen würden!
Gute N8!
aber der schoß ist furchtbar noch, aus dem der kommunismus kroch....
vielleicht sollte man es diesen linksradikalen nachmachen und eventuell in deren kriminelle fußstapfen treten, nach 1989 konnte man sogar leninstatuen zertrümmern......
© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 47/04 12. November 2004
Angriff auf die Erinnerung
Hans-Joachim von Leesen
Am 29. Mai 2004 wurde in Washington mit einem Festakt vor 140.000 Teil-
nehmern die Nationale Gedenkstätte für die 400.000 US-Gefallenen des Zweiten Weltkrieges eingeweiht. Präsident George W. Bush würdigte die „großartige Generation“, die für dem „Sieg über die Tyrannei gekämpft hat“. Und weiter: „Wir hissen unsere Flagge über einem Denkmal, das so lange stehen wird wie Amerika selbst“. Die Gedenkstätte hat umgerechnet 144 Millionen Euro gekostet.
Vier Wochen vorher richtete die Bundesrepublik Deutschland die überdimensionale Statue eines Rotarmisten mit Schwert in der Faust im Rahmen des Sowjetehrenmals in Berlin-Treptow wieder auf. Sie hatte es sich mehr als 3,5 Millionen Euro kosten lassen, den marode gewordenen heroischen Kämpfer aufzumöbeln. Er gehört zu den drei riesigen sowjetischen Triumphmalen, die die Besatzungsmacht in den ersten Nachkriegsjahren in Berlin errichten ließ. Die ruhmreichen Sowjetarmisten umgaben Sarkophage, die mit Aussprüchen des „Vaters aller Werktätigen“, Josef Stalin, geschmückt sind; auch ihre Restaurierung ließ sich die Bundesregierung angelegen sein - mit einem Eifer, der alle Verpflichtungen überstieg, die man mit dem sowjetischen Truppenabzug in den neunziger Jahren übernahm. Ist die Restaurierung der Gesamtanlage Treptow abgeschlossen, wird der deutsche Steuerzahler dafür 5,3 Millionen Euro aufgebracht haben.
Etwa zur selben Zeit zerstörten Deutsche in der kleinen Gemeinde Marienfels ein bescheidenes Denkmal, das an die 20.000 gefallenen Soldaten des 1. Panzerkorps der ehemaligen Waffen-SS erinnerte. Die Reste wurden von der Polizei weggeräumt (die JF berichtete mehrfach). Und in Halbe, jenem Ort, in dem Tausende von Soldaten und Flüchtlingen in den letzten Kriegstagen ihr Leben verloren, will man ein Denkmal nicht etwa für die Opfer, sondern für die Deserteure errichten, die es vorzogen, auf die Seite der Sowjets zu wechseln.
Diese Ereignisse kennzeichnen die Geisteshaltung von zwei Siegerstaaten des Zweiten Weltkrieges, vor allem aber die des Verlierers. Die Sieger haben freie Hand, ihren Krieg zu rechtfertigen und die Art ihrer Kriegführung zu glorifizieren. Im Land der Besiegten bestimmen jene die Sinndeutung, die sich auf die Seite der Sieger geschlagen haben, obwohl sie genauso zu den Besiegten gehören wie die übergroße Mehrheit der Deutschen.
Ein Denkmal ist als Teil der Erinnerungskultur ein Mittel der Geschichtspolitik. Sie soll die Herrschaft der heutigen Eliten rechtfertigen, wie der Autor Edgar Wolfrum in seinem Buch „Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland“ schrieb. Diese instrumentalisieren Geschichte, damit in ihrem Sinne Vergangenheit gedeutet, Gegenwart verstanden und Zukunft gestaltet wird.
Sie tun alles in ihrer Macht stehende, um im Sinne der Siegermächte den Deutschen auch die leiseste Spur einer Rechtfertigung ihres Handelns in der Vergangenheit zu nehmen. In einer Zeit, in der Kriege so stark ideologisiert sind, daß es stets um den Kampf des „Guten“ gegen das „Böse“ geht, hat sich die politische Klasse auf die Seite jener geschlagen, der man unterstellt, sie verkörpern, da sie den Krieg gewonnen haben, „das Gute“. Und wer will nicht zu den „Guten“ gehören, zumal wenn sie Sieger sind? So bleibt für die Deutschen nur die Rolle der schuldbeladenen Täter.
Die Folgen einer solchen Demoralisierung des Volkes zeigen sich immer deutlicher. Ein jahrzehntelang gedemütigtes Volk ist zu einer kraftvollen Politik, zu notwendigen Reformen, zum Aufbruch in die Zukunft nicht mehr fähig.
Die JUNGE FREIHEIT hatte in der Ausgabe 22/04 vom 21. Mai 2004 ihre Leser aufgerufen, Schändungen und Zerstörungen von Denkmälern in ihrer Region zu dokumentieren: Wo laufen Kampagnen gegen Denkmäler, Straßennamen, öffentliche Einrichtungen?
Eine Flut von Unterlagen erreichte die Redaktion. Offensichtlich begreifen immer mehr, daß die Beseitigung eines Soldatendenkmals oder die Umwidmung von Gedenkstätten nicht zufällig und nur punktuell erfolgt, sondern im Rahmen einer das Bewußtsein eines ganzen Volkes verändernden Maßnahme.
Krawallgruppen Linksextremer sind nur eine Speerspitze. Sie übernehmen häufig genug die Dreckarbeit. Daß ihre Anschläge durchaus im Sinne führender politischer Kräfte sind, belegt die geringe Zahl von aufgeklärten Straftaten solcher Vandalen. Daß beide eines Geistes Kind sind, kann man auch aus dem Schicksal eines Antrages der CDU/CSU-Bundesfraktion schließen, mit dem die Gedenkstätten zur Diktaturgeschichte in Deutschland gefördert werden sollten - und zwar beider Diktaturen. Er wurde am 17. Juni 2004 eingebracht - und mit der Mehrheit von Rot-Grün, FDP und den beiden PDS-Abgeordneten abgelehnt. Durch die teilweise heftige Diskussion zog sich wie ein roter Faden die Behauptung, wenn man deutscher Opfer in angemessener Weise gedenkt, bedeute das deren Gleichsetzung mit den Opfern des Nationalsozialismus. Und das würde die Aussage gefährden, Deutsche seien ausschließlich schuldbeladene Täter.
Daß die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland (und erst recht jene der untergegangenen DDR) sich gescheut haben und noch scheuen, für würdige Ruhestätten der gefallenen deutschen Soldaten die Verantwortung zu übernehmen oder wenigstens die Organisation, die an ihrer Statt diese Aufgabe übernommen haben, in ausreichendem Maße finanziell zu unterstützen, mag demselben Motivgeschuldet sein.
Ganze elf Prozent steuert die Bundesrepublik zu den Gesamtkosten bei, die dem Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge bei der Suche nach Gefallenen, ihrer Identifizierung und Bestattung überall, wo deutsche Soldaten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, entstehen. Für neunzig Prozent mag die private Organisation selbst sorgen. Sie ist auf Spender angewiesen, die angesichts des Schwindens der Erlebnisgeneration immer weniger werden.
Die DDR-Regierung engagierte sich lediglich für die mehr oder weniger prächtigen Heldenfriedhöfe der Sowjetarmee und kümmerte sich nicht einmal um die Bergung deutscher Gefallener auf den Kampfstätten etwa an den Seelower Höhen. Gar so groß ist der Unterschied zwischen dem Verhalten beider Systeme nicht.
Immerhin gibt es auch Beispiele dafür, daß private Initiative hier und da vermag, das Verschwinden von Gedenkstätten zu verhindern. Erinnert sei an das 76er-Denkmal am Hamburger Stephansplatz, das in jahrelangen Auseinandersetzungen mit der damals linken Stadtregierung und linksextremen Bilderstürmern von einem Zusammenschluß von Bürgern gerettet und mustergültig restauriert wurde.
Das an einer großen Grabanlage in Kiel errichtete Ehrenmal für die Opfer des Luftkrieges, das man lange dem Verfall preisgegeben hatte, drohte, abgerissen zu werden, wie die JUNGE FREIHEIT noch im Mai meldete. Dem Einschreiten einiger CDU-Ratsmitglieder ist es zu verdanken, daß es von der Stadt wieder hergerichtet wurde - und das mit viel geringerem Kostenaufwand, als man vorher als Begründung für das Abrißbegehren behauptet hatte.
Es gibt also Beispiele, daß durch den Protest von Bürgern der Kahlschlag an Gedenkstätten für deutsche Opfer sehr wohl verhindert werden kann.
servus
proxyI
proxicomi | 29.06.04 13:13 | ||
....... "grüne" bundestagsabgeordnete hätten wahrscheinlich eine glänzende karriere in der ddr gemacht. ############### gruß proxi | Boardmail schreiben Benutzer markieren Benutzer ignorieren |
Oder ist dir etwa nicht bekannt, wer alles von den Grünen EInreiseverbot in die DDR gehabt hatte, im Gegensatz zu den Vertretern der anderen damals etablierten Parteien?
Grüne haben Freunde der Schwerter zu Pflugscharen-Aktivisten besucht und wurden ausgewiesen. Haben den Finger in die Menschrechtswunde gelegt und wurden gar nicht reingelassen. Das sind die Tatsachen du Geschichtsfälscher.
Gleichzeitig sicherte Franz Josef Strauss der DDR Milliardenkredite zu und es wurden mit der SED gemeinsame Wertekommisionen beschickt (SPD) usw.
CDU und FDP haben ihre Ost-Blockparteien geschluckt. Die Grünen haben sich vereinigt mit einem Teil der DDR-Bürgerrechtsbewegung. Bündnis90.
Du bist und bleibst ein Lügner und Geschichtsfälscher und mahnst hier historische Wahrheiten an. Lächerlich.
Grüße
ecki
"Im Land der Besiegten bestimmen jene die Sinndeutung, die sich auf die Seite der Sieger geschlagen haben, obwohl sie genauso zu den Besiegten gehören wie die übergroße Mehrheit der Deutschen."
Aha, wir (?) wurden also besiegt. Wir haben verloren. Was haben wir verloren? Was soll dann immer das Gerede von den Befreiern? Befreit wovon?
Besonders schön auch folgendes:
"Die Folgen einer solchen Demoralisierung des Volkes zeigen sich immer deutlicher. Ein jahrzehntelang gedemütigtes Volk ist zu einer kraftvollen Politik, zu notwendigen Reformen, zum Aufbruch in die Zukunft nicht mehr fähig."
Da weht ein Geist des Völkischen durch die Zeilen, ja, ich spüre das auch andauernd.
Danke proxy (welche Namensversion auch gerade angesagt ist, für mich bleibst du mein Heild proxicomi), solchen ausgemachten, ewiggestrigen Scheiß bekommt man nicht alle Tage serviert.
Weitermachen, es grüßt dein Fan
Talisker
Wieso sich eine Wahl der PDS mit dem Glauben an Gott ausschließt, musst Du einem vernünftigen Mensch mal erklären! Vielleicht solltest Du Gysi und anderen gläubigen PDSlern mal den Austritt empfehlen!
aber, spass beseite....das ziel wurde erreicht, selbst solche linken außenseiter wie du lesen den text.
bei solchen charakterlich labilen typen wie dir ist es ein leichtes, deine gesinnung umzuformen.
was meinst du was in jalta beschlossen wurde, die befreiung deutschlands???
wenn man das wort siegermacht nimmte, gibt es auch einen verlierer...aber das lernst du im nächsten text.
servus
proxyI
aber karlchen ist schon richtig.....nimm noch einen kräftigen zug aus deiner bong.....
servus
proxyI
Wer der Verlierer und Gewinner war, dürfte damit wohl klar sein!
Im Übrigen brauchst Du hier keine neue Dolchstoßlegende aufzubauen! Jeder halbwegs intelligente Mensch hat im Geschichtsunterricht gut aufgepasst! Daran ändert auch Deine JF-Propaganda nichts, die ein Grab für die Waffen-SS mit einem Denkmal für die Befreier der schlimmsten Diktatur seit Menschen gedenken vergleichen wollen.
Mittlerweile sollte sich Ariva mal überlegen, ob eindeutige Nazi-Propaganda wie die der JF den Richtlinien des Forums entspricht!
Aber proxy, proxyl und wie sich alle heißen, können sich letztlich eh anmelden wie sie wollen! Dennoch sollten hier klare Zeichen gesetzt werden, und diese Postings sofort gelöscht werden!
Zeitpunkt: 28.05.05 22:41
Aktionen: Löschung des Beitrages, Nutzer-Sperre für immer
Kommentar: Regelverstoß
Die Behandlung des Problems , Glaubensjuden, Rassenjuden, Begriffsbestimmungen.....
Überall die Probleme mit den Juden.
Musst du nicht kotzen, bei dem was du postest?
Dein Führer AH hat versagt und nicht alle umgebracht. So ists halt. Extremisten wie du gehören in den Knast, zusammen mit Islamfundamentalisten und allen anderen Sorten von Radikalideologen.
Gebt ihnen Zeit zum nachdenken.
Grüße
ecki
Gruß BarCode
Er weiß es nicht besser.
Geschichte ist schon mehr als das bißchen Schulwissen, das bei pubertierenden Pennälern im Regelfall "hängen bleibt" (so sie denn überhaupt das "Dritte Reich" im Unterricht behandelt haben).
zitat einer linksextremistischen zeitgenossin, katjuscha
darum liebe aufgescheuchte linke sektengemeinde, nur darum drehte sich mein posting 41.
hallo karlchen "DEUTSCHE JUDEN", meinte die aufgeregte zeitgenossen. es waren nun mal keine millionen deutscher juden!
denn was nicht da war, konnte auch schlecht vergast werden.
soweit zu den geschichtskenntnissen dieser zweifelhaften person.
es waren 6 millionen europäischer juden.
das ecki wieder einmal nichts rafft, war mir schon vorher klar. liebster ecki, dieser text in "" ist ein auszug aus dem wannsee-protokoll, welches unter der federführung reinhard heydrichs verfasst wurde.
aber ecki so ist halt, wenn man nur nachplappert und sich nie selbst mit der materie beschäftigt hat. es sei dir verziehen, wie jedem anderen mitläufer.
karlchen ist keines kommentares würdig.
servus
proxyI
Interessant, so kann man aus Geschichte eine statistische Spitzfindigkeit machen!
Mal ganz davon abgesehen, das ich bei ermordeten Juden keinen Unterschied mache, ob sie aus Deutschland kommen oder nicht! Nur Du bist so krank, die toten auf Gebiete aufzuteilen, um damit Deine Ideologie zu begründen. Für mich ist es selbstverständlich, das die Alleirten alle Unterdrückten des Naziregimes befreit haben, und das diesen Alleirten Denkmäler gesetzt werden, ist genauso selbstverständlich, wie die Ablehnung von noch heute stattfindenden Treffen der Waffen-SS und ihrer NeoNazi-Freunde, vom Schlage proxy!
kat
wieso betonst du deutsche juden so? warum streitest du es dann wieder ab?
"Zum Deutschen Volk zählten auch die Katjuscha 14.11.04 21:02
Millionen ermorderter deutschen Juden!
/Mal ganz davon abgesehen, das ich bei ermordeten Juden keinen Unterschied mache, ob sie aus Deutschland kommen oder nicht!"
fangen wir mal beim urschleim an.
diese karte zeigt uns den hauptgrund für den zweiten weltkrieg. westpreußen und posen wurden uns schon nach dem ersten weltkrieg widerrechtlich abgetrennt.
nun zu den ostgebieten, schlesien ostpreußen und pommern/brandenburg sind deutsche ostgebiete. was du meinst ist polen....wieviel klassen geschichte hast du eigentlich?
die ostgebiete deutschlands.
"img src="" rel="nofollow" class="showvisited">http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/...eutsches-Reich.gif">
aber hauptsache gegen deutschland und diese scheissnazis, auch wenn ich keine ahnung habe wogegen ich da eigentlich bin........
servus
proxyI
© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 47/04 12. November 2004
Die verbotene Trauer
Von der Unfähigkeit der Deutschen, ihrer Toten zu gedenken
Thorsten Hinz
Am kommenden Sonntag, dem Volkstrauertag, werden die Spitzen des Staates in der Neuen Wache, der „Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“, in Berlin ihre obligaten Kränze niederlegen. Was bedeuten dieser Tag und die Zeremonie? Der Volkstrauertag wurde 1926 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeführt. 1931 baute der Architekt Heinrich Tessenow das Schinkel-Gebäude zum Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs um. 1933 wurde der Volkstrauer- in Heldengedenktag umbenannt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag die Neue Wache in Trümmern. Trotzdem ließen die Berliner es sich nicht nehmen, Kränze und Blumen durch die Absperrgitter zu schieben, um ihre Trauer um die Kriegsopfer auszudrücken. Im Westen kam man diesem Bedürfnis durch die Wiedereinführung des Volkstrauertages entgegen. Der zentrale Gedenkort fehlte aber, denn die Neue Wache lag nun im sowjetischen Sektor.
Die SED sah die privaten und spontanen Trauerbekundungen vor ihrer Haustür mit Argwohn, denn sie lagen konträr zu ihren politischen Absichten. Die Neue Wache galt ihr als ein Symbol des verhaßten Preußentums, sie erwog sogar ihren Abriß. Dann aber faßte sie den Entschluß, den emotionalen und symbolischen Wert des Gebäudes in ihr ideologisches Programm einzubauen und hier das zentrale „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“ einzurichten. Damit wollte sie sich in die Kontinuität der deutschen Geschichte stellen, gleichzeitig sollte die DDR als die Überwinderin ihrer verderblichen Traditionen legitimiert werden.
1989 zeigte sich, wie gründlich dieser Versuch der separatstaatlichen Sinnstiftung mißlungen war. Die Besucher, die hierher kamen, wollten ganz überwiegend nicht den SED-Staat ehren, sondern die deutschen Kriegsopfer, die in der DDR eine ähnlich geringe Rolle spielten wie heute. Es spricht für den politischen Instinkt des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, daß er das Gebäude als zentrale Gedenkstätte für das wiedervereinigte Deutschland durchsetzte. Über die aufgeblähte Pietà von Käthe Kollwitz im Innern kann man streiten. Auf jeden Fall ist die Neue Wache ein Ort ehrenden Gedenkens, wo der Besucher, der bereit ist, sich der Wirkung des Raumes zu öffnen, sich erstens als Angehöriger eines nationalen Kollektivs und zweitens als Glied in einer Abfolge der Generationen begreift.
Damit ist ein Bewußtsein angesprochen, das die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft verbindet, nämlich das Bewußtsein unserer individuellen und kollektiven Generativität. Es geht um eine Kraft, die laut dem amerikanischen Psychologen und Sozialwissenschaftler John Kortre „allen menschlichen Formen der Reproduktion zugrunde liegt“. Vier Aspekte der Generativität seien hervorgehoben. Da ist zunächst der biologische, also die Fortpflanzung, durch die das Geschenk des Lebens, das man selber empfangen hat, weitergegeben wird. Der zweite ist der emotionale Aspekt. Er betrifft den Stolz auf das überkommene Erbe, und zwar als Wissen um eine verpflichtende Hinterlassenschaft, die man übernimmt, pflegt, ergänzt und weitergibt. Das dritte Bereich ist technisch-institutioneller Art. Er umfaßt Politik, Staat, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und die auf diesen Gebieten im Lauf der Geschichte erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie bilden den „Körper“ des Gemeinwesens, während der vierte, der kulturelle Aspekt, seinen „Geist“ meint. Hier geht es um die Bewahrung, Erneuerung und Fortschreibung eines kollektiven Bedeutungssystems. Diese vier Bereiche stehen in Wechselwirkung miteinander, und in der Summe konstituieren sie das, was man „nationale Identität“ nennen könnte.
Wenn man die vier Aspekte durchdekliniert, erkennt man, wie schlecht es um Deutschland zur Zeit bestellt ist. Dieses immer noch verhältnismäßig reiche Land ist Weltmeister in der Kinderlosigkeit. Der Mangel an Kindern wird mit sozialen Details - etwa dem zu geringen Angebot an Kindergärten - begründet. Sie spielen eine Rolle, aber keine primäre. Der Verzicht auf Kinder ist häufig eine Entscheidung - eine Werte-Entscheidung - zugunsten individueller Selbstverwirklichung. Für diese „Nach mir die Sintflut“-Stimmung machte der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Wolfgang Huber, jüngst den totalen Vertrauensverlust in die Zukunftsfähigkeit dieses Landes verantwortlich.
Diese Zukunftsangst hängt wesentlich zusammen mit einem emotionalen Mangel gegenüber dem eigenen Land und den vorangegangenen Generationen. Statt den Stolz auf das Erbe zu propagieren, wird dessen Unwert betont, der mittelbar auch jeden Einzelnen betrifft. Die Erkenntnis des Unwerts gründet sich auf den naiven Hochmut der Nachgeborenen, auf nichts sonst. Dessen unvermeidliche Begleiterscheinung ist die Infantilisierung, die sich in immer neuen Gossen der Spaßgesellschaft suhlt. Womit wir bei der Degeneration der technisch-institutionellen Ebene wären. Vor hundert Jahren sind Harvard-Professoren nach Deutschland gepilgert, um zu lernen, wie man universitäres Leben gestaltet. Heute gelten die deutschen Hochschulen als verrottet, finanziell ausgeblutet, kraftlos, ohne Selbstbewußtsein. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß von den Universitäten die Umdefinition des nationalen Bedeutungssystems, die Fokussierung auf die NS-Verbrechen, ausging. Diese Umdeutung dauert an, sie manifestiert sich in der Zerstörung von Gefallenendenkmälern, in der Umwidmung oder Stigmatisierung von Symbolen, in der Verleumdung der Väter- und Großvätergeneration.
Auch die Schnapsidee, wegen der kränkelnden Wirtschaft den einzigen Nationalfeiertag aufzugeben, konnte nur in Deutschland geboren werden. Die dafür verantwortlichen Politiker sind die Gefangenen ihrer selbstgebauten Geschichtsfalle geworden. Sie können sich Deutschland nur als ein Gemeinwesen vorstellen, dessen ausschließliche Grundlage sein Sozialprodukt ist. Dieser niedrige Horizont versperrt ihnen den Blick auf die Ressourcen, die zu seiner Steigerung bereitliegen. Im überraschenden Proteststurm von links bis rechts, der diesen Plan zu Fall gebracht hat, drückt sich die fortschreitende Erkenntnis aus, daß Deutschland ohne kollektive Symbolik und ohne Selbstwertgefühl keine Zukunft mehr hat.
Der Volkstrauertag kann einen Anstoß dazu geben, indem er Respekt für die eigenen Opfer und für frühere Generationen weckt. Ein Land, das zur Selbstachtung zurückfindet, braucht keine Zukunftsängste zu haben. Alte Kirchenglocken tragen die Inschrift: „Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.“ Die Lebenden rufe ich, die Toten beweine ich, die Blitze breche ich.
servus
proxyI