Gebt dem Volk Brot und Spiele
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Eröffnet am: | 04.09.03 19:36 | von: R.A.P. | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 05.09.03 07:15 | von: Elend | Leser gesamt: | 2.557 |
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SPIEGEL ONLINE - 04. September 2003, 16:30
URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,264284,00.html
Staatssekretär verteufelt Popkultur
"Casting-Shows verderben die Jugend"
Christoph Matschie (SPD)( macht seinem Namen alle Ehre:-))), Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, denkt mit Grausen an die Folgen der vielen Casting-Shows im deutschen Fernsehen. Der Traum vom Star-Ruhm entführe die jungen Leute in eine Scheinwelt und mache sie untauglich für das harte Leben im Alltag.
DPA
Jugendliche bei einem Konzert der "Superstar"-Gewinner (in Frankfurt): "Ein Erfolgsmodell, das nur bei einigen wenigen funktioniert"
Hamburg - "Ich bin im Augenblick richtig sauer", sagte SPD-Mann Christoph Matschie, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsmisterium, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. "Wir versuchen alles, um die Ausbildung der Jugendlichen nach den Ergebnissen der Pisa-Studie zu verbessern. Die TV-Shows zerstören diese Ansätze." Die allgegenwärtigen Castingshows im deutschen Fernsehen bringen seiner Meinung nach die Jugendlichen auf eine falsche Spur und seien außerdem "Gift für die Wirtschaft".
Im Sommer sendete Sat.1 "Star Search", am Mittwoch startete bei RTL die zweite Staffel von "Deutschland sucht den Superstar", am Sonntag beginnt bei RTL 2 die Show "Fame Academy" - aus beiden Shows sollen neue Musiktalente hervorgehen.
"Auch die Privatsender sind aufgerufen, mehr Verantwortung zu tragen"
"Die Castingshows bewirken zweierlei", sagte Matschie. "Sie entführen die Jüngeren in eine Scheinwelt, die ihnen zum einen ein Erfolgsmodell vorgaukelt, das nur bei einigen wenigen funktioniert. Zum zweiten beschäftigen sich die jungen Leute nicht mehr mit ihren eigenen Problemen. Die Wirtschaft aber braucht gut ausgebildete und motivierte Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen."
Matschie sagte, jeder kenne im Augenblick Namen wie Dieter Bohlen oder Daniel Küblböck. Der letzte Nobelpreisträger oder erfolgreiche deutsche Unternehmer oder Erfindungen seien dagegen kaum bekannt. "Auch die Privatsender sind aufgerufen, mehr Verantwortung zu tragen, zumal jeder Zehnte ohne Schulabschluss dasteht und jeder Vierte die Ausbildung abbricht", sagte Matschie.
Über den kultisch verehrten Erfolgsproduzenten und Superstar-Juror Bohlen sagte der Staatssekretär, dass gerade seine Karriere Beleg dafür sei, dass nur harte Arbeit zum Erfolg führe und nicht, wie Bohlen behaupte, Erfolg nach ein paar Wochen entstehe.