Fiduka-Chef Heller sieht Ende des Ausverkaufs
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 23.03.01 09:22 | ||||
Eröffnet am: | 22.03.01 13:48 | von: Börsi | Anzahl Beiträge: | 13 |
Neuester Beitrag: | 23.03.01 09:22 | von: Alter | Leser gesamt: | 3.947 |
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Interview mit Fiduka-Chef Gottfried Heller warnte schon früh vor
überbewerteten Technologieaktien. Jetzt rät er zum Wiedereinstieg.
Heller gründete 1971 zusammen mit dem inzwischen verstorbenen
Börsenaltmeister André Kostolany die Fiduka Depotverwaltung in
München. Genau rechtzeitig warnte der Value-Investor vor einer
Überbewertung der Internet- und Technologieaktien. So empfahl er Ende
1999 bei einem Aktienkurs von etwa 100 Dollar, Amazon zu verkaufen
(WirtschaftsWoche 52/1999). Die Aktie steht heute bei zwölf Dollar. Im Juli
2000 sagte er einen weiteren tiefen Fall der Technologiewerte voraus.
Gegen fast alle Experten setzte er auf einen Einbruch der Cisco-Aktie
(WirtschaftsWoche 28/2000). Seitdem hat Cisco rund 70 Prozent verloren.
Herr Heller, überrascht Sie das Ausmaß der gegenwärtigen Baisse?
Schon. Bei den Technologiewerten haben wir eine maßlose
Übertreibung nach oben gehabt. Jetzt sehen wir das andere Extrem.
Die Übertreibung nach unten?
Ja. Es ist nicht alles schlecht und wertlos, was in den vergangenen
Jahren im Technologiesektor aufgebaut wurde. Unternehmen der Old
Economy wie Siemens oder DaimlerChrysler werden viele der Ideen der
so genannten Neuen Ökonomie übernehmen.
Oder die Unternehmen selbst...
Genau. Amazon kann vielleicht nicht allein überleben, hätte aber als
Bertelsmann-Tochter Chancen.
Sie reden von der größten Börsenblase aller Zeiten...
Das war sie ohne Zweifel. Allein an der Nasdaq wurden in zwölf Monaten
über vier Billionen Dollar verloren, 20 Prozent mehr als das gesamte in
Deutschland angesparte Geldvermögen.
Wo sehen Sie die Ursachen?
Zum einen hat die High-Tech-Branche die Angst vor der
Jahrtausendwende geschickt geschürt und so einen Nachfrageboom
ausgelöst. Zum anderen wurde den meisten Anlegern der Internethype
geschickt verkauft. Die Old Economy war ein alter Hut, grenzenlose
Möglichkeiten der neuen Unternehmen garantierten grenzenloses
Kurswachstum. Weil die neuen Unternehmen auch Computer und
Handys brauchten, wurde die Sonderkonjunktur verstärkt.
Das ist ja nichts Schlechtes. Kann eine Sonderkonjunktur nicht hohe
Kurse stützen?
Kurzfristig schon. Das Problem ist, dass niemand erkannt hat, dass wir
es mit einem einmaligen Phänomen zu tun hatten. Analysten haben die
Zahlen auf Jahre hinaus extrapoliert. Hinzu kommt, dass die
Unternehmen gemogelt haben – übrigens nicht nur die Schlitzohren am
Neuen Markt, sondern auch die Großen.
Was haben sie gemacht?
Alle, egal ob Microsoft, Cisco oder Amazon, haben Internetportfolios
aufgebaut und daraus Buchgewinne ausgewiesen. Jetzt bringen die nur
noch Verluste. Sie sind auch auf den Sonderboom hereingefallen und
haben auf Lager produziert, und sie haben mit überbewerteten Aktien
Unternehmen aufgekauft und so ihre Umsätze aufgebläht. Gleichzeitig
manipulierten sie ihre Gewinne, weil sie Aktienoptionen nicht als Kosten
auswiesen.
Wie lange werden die Märkte noch fallen?
Ich habe mir am Donnerstag, als es besonders heftig rappelte, das
Kurslaufband eines dieser Finanzsender angeschaut. Dabei konnte ich
mit Genugtuung feststellen, dass immer wieder grüne Zahlen
auftauchten, etwa bei Dell, EMC, Advanced Micro Devices, Apple oder
Compaq. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der Kehraus bei den
Technologiewerten schon sehr weit gediehen ist.
Aber Aktien wie Cisco, Sun, Oracle oder Nortel sind weiter gefallen.
Das sind die heiligen Kühe, die es im Crash ganz zum Schluss erwischt.
Sie sind zuletzt auch nicht mehr dramatisch gefallen. Gut ist: Das alles
geschah bei hohen Umsätzen.
Das bedeutet?
Wir befinden uns in der Endphase einer Verkaufspanik. Die Aktien sind
von vielen schwachen Händen in wenige starke Hände gegangen.
Tausende von Zockern, die weder die Nerven noch das Geld hatten, um
durchzuhalten, sind draußen. Viele waren nicht mehr Herr ihres Depots.
Sie mussten zwangsweise verkaufen, weil sie auf Kredit spekuliert
hatten und ihre Bank nun das Depot exekutierte. Es gibt eine alte
Börsenregel: Exekutionsware muss man kaufen.
Haben Sie gekauft?
Ja, wir haben Aktien wie Allianz und IBM, die wir sowieso haben wollen,
billig gekauft.
Viele Beobachter rechnen nicht mit einer Erholung. Ihr Argument:
Frustrierte Anleger verkaufen, sobald die Kurse steigen und kippen so
jeden Kursaufschwung.
Diese Phase haben wir hinter uns. Die meisten haben jetzt kapituliert.
Also sollte man jetzt nicht mehr verkaufen?
Nein, verkaufen ist absolut verboten. Mit einer Einschränkung: Wer
schlechte Unternehmen im Depot hat, sollte sie auskehren – dafür ist es
nie zu früh. Wer Qualitätsaktien hat, sollte dem Himmel auf Knien
danken, dass er billiger nachkaufen kann.
Ist die Stimmung zu pessimistisch?
Insbesondere an der US-Börse, und die ist immer noch das Maß aller
Dinge, sind idiotische Verhaltensweisen zu beobachten, echte
Schizophrenie.
Sie meinen die Zerrissenheit zwischen Rezessionsangst und
Zinshoffnung...
Genau. Sind die US-Arbeitsmarktdaten nicht so schlecht wie erwartet,
fällt die Börse, weil sie fürchtet, dass Fed-Chairman Alan Greenspan die
Zinsen nicht mehr senkt. Kommen Gewinnwarnungen und schlechte
Konjunkturdaten, fällt die Börse ebenfalls, weil alle Angst vor einer
Rezession haben.
Haben wir die nicht schon längst?
Im Technologiesektor ja, sonst nicht. Der Sektor bringt ein Viertel der
Wirtschaftsleistung, kann also dämpfen. Noch gravierender ist, dass die
Aktiendepots der US-Verbraucher so stark geschrumpft sind, dass dies
auf den Konsum durchschlagen könnte. Doch dieser Effekt ist nur ein
vorübergehender.
Warum?
In den USA fallen die Zinsen rapide. Das schlägt auf die
Hypothekenzinsen durch. Die Amerikaner können ihr Wohneigentum
billiger finanzieren. Außerdem ist der Wert der Immobilien gestiegen, sie
können also höhere Kredite darauf aufnehmen. Wer den Konsum
prognostizieren will, darf nicht nur auf die Wertpapierdepots schauen.
Immobilienpreise und Hypothekenzinsen sind noch wichtiger.
Was bringt die Börsen wieder nach oben?
Niedrige Zinsen – wir haben seit Dezember weltweit über 40
Zinssenkungen gehabt – und hohe Liquidität. Die meisten Börsianer
reden nur über Zinssenkungen. Noch wichtiger aber ist die Liquidität.
Niedrige Zinsen erfreuen zwar die Unternehmen, die ihre Kredite billiger
bekommen. Hohe Liquidität aber hilft der Börse direkt. Wenn die
Zentralbanken Geld in den Markt geben, indem sie Anleihen aufkaufen,
wird Geld geschöpft, das nach Anlagemöglichkeiten drängt.
Wie hoch ist die Liquidität?
Alan Greenspan hat still und heimlich den Geldhahn aufgedreht und das
Wachstum der Geldmenge auf das Niveau vom Herbst 1998 erhöht.
Damals gab es die Asienkrise, Russland stand vor der Pleite, der
Hedge-Fund LTCM kippte. Im Moment haben die Geldmarktfonds
Rekordzuflüsse. Dieses Geld wird auf Dauer nicht zu zwei Prozent
geparkt bleiben.
Gleichzeitig wird weniger Liquidität nachgefragt.
Genau. Neuemissionen und Kapitalerhöhungen sind nicht zu platzieren.
Die Wirtschaft braucht weniger Geld für Investitionen, und der gefallene
Ölpreis bindet weniger Kapital.
Trotzdem scheint es, als ob die Börse noch einen Kick braucht, ehe sie
wieder nach oben dreht.
Läuft alles in eine Richtung, bedarf es keines besonderen Ereignisses,
damit die Börse irgendwann dreht. Man wird dann höchstens
nachträglich Gründe erfinden.
Warum sind Sie sich so sicher?
Erfahrung, es war bisher immer so. Sinkende Zinsen und steigende
Liquidität haben immer zu einer wirtschaftlichen Erholung geführt. Die
Börse hat diese sechs bis neun Monate vorweggenommen.
Die US-Notenbank kann nicht immer weiter Zinsen senken und Geld in
die Märkte schaufeln.
Warum nicht? Anders als für die Zentralbanker der Siebzigerjahre ist
heute die Inflation kein Thema mehr. Wir haben einen gnadenlosen
Wettbewerb, niedrige Rohstoffpreise, schwache Gewerkschaften und
Produktivitätsschübe durch technischen Fortschritt – all dies bremst die
Preise.
Stimmt Ihr Modell, dürften die Technologiewerte ab dem vierten
Quartal wieder bessere Zahlen schreiben.
Und deshalb muss man die Marktführer jetzt wieder kaufen.
Wen?
Applied Materials, den größten Hersteller von Maschinen für die
Chipproduktion. Dann Dell, deren Computerdirektvertrieb nach wie vor
ein tolles Geschäftsmodell ist. Dazu noch IBM und Advanced Micro
Devices. In Europa Philips, in Asien Hutchison und Samsung.
Wer sind Ihre Favoriten im Dax?
Generell würde ich deutsche Aktien stärker gewichten. Die positiven
Effekte der Steuerreform dürften erst in den kommenden Monaten
sichtbar werden. Chancen haben Bayer, BASF, Allianz, Münchener Rück,
RWE, DaimlerChrysler, Siemens, Schering und Linde.
Muss man jetzt wieder raus aus den defensiven Werten in MDax und
Smax?
Nein. Ich kaufe MG Technologies, den Maschinenbauer IWKA, den
Abfüllanlagenhersteller Krones, K+S oder den Pumpenbauer KSB. Neuer
Markt und Nasdaq haben bis vor kurzem allen anderen Segmenten das
Geld weggenommen, deshalb sind diese Werte schlecht gelaufen. Das
zu korrigieren dauert lange. Im High-Tech-Hype sind alle auf eine Party
gegangen, überall sonst war gähnende Leere. Jetzt haben die meisten
einen Brummschädel und bevorzugen wieder gepflegtere Festivitäten.
Also sollte man jetzt nicht mehr verkaufen?
Nein, verkaufen ist absolut verboten. Mit einer Einschränkung: Wer
schlechte Unternehmen im Depot hat, sollte sie auskehren – dafür ist es
nie zu früh. Wer Qualitätsaktien hat, sollte dem Himmel auf Knien
danken, dass er billiger nachkaufen kann.
Ich mach es schon seit Januar.
Bei ihrem KGV können sich auch mal leisten, daß der Gewinn stagniert.
Gruss Droopy
Aber nicht weil es schlechte Unternehmen sind, sonder weil ich mittlerweile eine andere Anlagestrategie verfolge.
EM-TV,Intershop also ich habe mich komplett vom Neuen Markt verabschiedet,
denn wenn man nicht sicher sein kann das die Vorstände auch die Wahrheit sagen habe ich das Vertrauen vollständig verloren. Für mich gibt es nur noch
Qualitättitel oder OS auf diese .Du holst deinen Verlust damit wahrscheinlich nicht so schnell rein,aber wie entwickeln sich denn in der Zukunft Schrottaktien außerdem bleibt doch immer die Angst das du morgens aufstehst eine Adhoc liest und das wars dann mit dem Schrott.Alte Höchststände werden diese Titel eh nicht mehr ereichen dafür fehlt nach dem Absturz doch das Vertrauen.
Gruß Börsi
eingedämmt werden können,stirbt der NM einen langsamen,aber sicheren Tod.
In diesem Falle könnte noch so mancher ein finanzielles Fiasko erleben.
Es geht mir nicht darum,wegen einer Gewinnwarung/Kurssturz verärgert zu sein,sondern die gezielte Irreführung mit falschen Unternehmensmeldungen ist
eben das Problem.
Eigentlich sollte in solchen Fällen knallhart ein Delisting erfolgen.
Womöglich bist Du auf dem richtigen Weg,wenn Du dich vom NM fernhälst.
Ich denke,bis in einem Jahr kann man schon gut sehen,wie´s weitergeht.
Gruss Droopy
Oder habt ihr von einer Bank oder bei n-tv schon einmal gehört: jetzt aber alles verkaufen? Schaut euch doch einmal das Heer der betrogenen T-Kom-Aktionäre an, insbesondere die, die die 2. und 3.Tranche gekauft hatten. Wieviele Omas und Opas sind dabei, die jetzt die Schei..-Dinger immer noch haben und ihr kleines Vermögen für das Altenteil kaum mehr sehen können!
Die Börse ist doch zu über 50 % nur Psychologie!