Fed signalisiert Bereitschaft zu Zinssenkung
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Eröffnet am: | 08.10.08 10:45 | von: Trickse | Anzahl Beiträge: | 9 |
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Spricht von einem „Problem mit historischer Dimension”: Ben Bernanke
07. Oktober 2008 Die amerikanische Notenbank (Fed) unternimmt weitere Schritte zur Überwindung der Kreditklemme. Die Währungshüter unter Führung von Ben Bernanke werden in großem Umfang ungesicherte, kurzfristige Unternehmensanleihen kaufen. Gespräche darüber werden derzeit mit dem Finanzministerium geführt. Viele Unternehmen sind auf diese Schuldverschreibungen zur Finanzierung ihres Geschäftsbetriebs angewiesen, beispielsweise zur Bezahlung von Rechnungen oder von Löhnen. Im aktuellen Marktumfeld fällt es den Unternehmen zunehmend schwerer, Käufer für diese Anleihen zu finden.
Die Fed, die gewöhnlich nur Geschäftsbanken und seit einiger Zeit auch anderen Finanzmarktakteuren Kredite gewährt und dafür Wertpapiere als Sicherheiten annimmt, käme damit einer direkten Kreditvergabe an Unternehmen so nah wie nie zuvor. Am Montag hatte die Fed angekündigt, über ihre Kreditfazilitäten für Finanzinstitute vorübergehend rund 900 Milliarden Dollar in die Märkte zu pumpen, sechsmal so viel wie bisher.
Bernanke warnte am Dienstag, Amerika stehe vor einem „Problem mit historischer Dimension“. Die Konjunkturaussichten hätten sich durch die Zuspitzung der Krise deutlich verschlechtert, während die Inflationsgefahr etwas geringer geworden sei. „In Anbetracht dieser Entwicklung wird die Federal Reserve überlegen müssen, ob die Geldpolitik noch angemessen ist“, sagte der Zentralbankchef und stützte damit die Erwartung vieler Börsianer, die Fed werde bald den Leitzins weiter senken.
IWF rechnet mit 1,4 Billionen Dollar Verlusten
Unterdessen hat der Internationale Währungsfonds (IWF) davor gewarnt, dass Banken und anderen Finanzmarktakteuren durch faule Kredite und den Ausfall von Wertpapieren Verluste von insgesamt rund 1,4 Billionen Dollar drohen. Der Höhepunkt der Finanzkrise sei auch mehr als ein Jahr nach deren Ausbruch noch nicht erreicht, heißt es im neuen IWF-Bericht zur Stabilität des globalen Finanzsystems. Banken rund um die Welt benötigen nach Einschätzung der Kapitalmarktexperten des IWF in den kommenden Jahren insgesamt 675 Milliarden Dollar frisches Kapital, um ihre angeschlagenen Bilanzen aufzubessern und weiterhin Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben zu können.
„Die Finanzmärkte und ihre Akteure sind derzeit ungeheuer verwundbar. Um das verlorene Vertrauen wiederherzustellen, bedarf es einer entschlossenen und einheitlichen Antwort auf internationaler Ebene“, sagte Jaime Caruana, Leiter der Kapitalmarktabteilung des IWF. Ein systemischer Ansatz zur Rettung des Finanzsystems sei notwendig, damit der Prozess der Entschuldung der Marktakteure so geordnet wie möglich ablaufen könne. Der Fonds nennt in dem Bericht einige Grundsätze, die bei den Hilfsmaßnahmen beachtet werden sollten: Es müsse zügig und umfassend gehandelt werden. Außerdem müsse die Hilfe grenzüberschreitend koordiniert werden. Und es müsse sichergestellt werden, dass „die Notfallmaßnahmen der Regierungen zeitlich befristet und die Interessen der Steuerzahler geschützt sind“.
Höhepunkt der Finanzkrise noch nicht erreicht: IWF-Chef Strauss-Kahn
Höhepunkt der Finanzkrise noch nicht erreicht: IWF-Chef Strauss-Kahn
IWF bezeichnet Amerika als das „Epizentrum der Finanzkrise“
Mittelfristig müsse es darum gehen, ein gesundes, vom Wettbewerb beherrschtes Finanzsystem aufzubauen, rät der IWF. „Das schließt auch den geordneten Untergang jener Finanzinstitute ein, die aus eigener Kraft nicht fortbestehen können.“ Das sei unter Umständen politisch nicht leicht zu vermitteln, zeuge aber von dem Willen, ein wettbewerbsfähiges, ausreichend kapitalisiertes Bankensystem zu schaffen. Nur im äußersten Notfall solle die Regierung eine umfassende, aber befristete Garantie für alle Spareinlagen im Land abgeben.
Der IWF bezeichnet die Vereinigten Staaten als das „Epizentrum der Finanzkrise“. Fallende Hauspreise und ein Abschwung der Konjunktur hätten zu einer Verschlechterung der Kreditqualität geführt; nicht nur die Schuldner von privaten und gewerblichen Hypothekendarlehen gerieten immer häufiger mit ihren Zahlungen in Rückstand, sondern auch Unternehmen und Verbraucher. Viele Banken hätten Versuche unternommen, zusätzliches Kapital aufzutreiben, und seien damit zunächst auch einigermaßen erfolgreich gewesen. Jetzt aber habe sich das Umfeld erheblich verschlechtert.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: AP, dpa