Ein Mann ackert für Deutschland -
Das "...Steueraufk: 479,495 Mrd..." von 2004 gibt garantiert nur geschönte Zahlen wieder. Wie ist es sonst zu erklären, daß über 50% des BIP dur Staatshände gehen?
MfG/Johannah
1998: 23,75%
2000: 24,68%
2004: 22,02%
Und wenn ich so wäre, wie Du offenbar denkst, würde ich jetzt über die Feinheiten der kaufmännischen Rundung und ihre Bedeutung in der kaufmännischen Rechnung dozieren ;-).
gesamtwirtschaftl Abgabenlast
= Steuerquote + Sozialabgabenquote
Letztere ist gestiegen.
Gruß BarCode
Ca. 50 % des BIPs wird durch staatliche
und quasi-staatliche Institutionen erstellt.
Das ist die Entstehungsseite des BIPs.
Dagegen die Verwendungsseite des BIPs:
Wer kriegt das BIP ?
Steuerquote = soviel % des BIPs erhält
der Staat an Steuern vom Kuchen.
Ich gehe an die Dinge mit dem Verstand und der Logik heran. Und wenn ich mich irre, bin ich für korrigierende Hinweise in sachlicher Form durchaus zugänglich.
Ein Rückgang der _Quote_ von 24,68% in der Spitze auf 22,02% halte ich nicht für enorm. Das ist natürlich Interpretationssache.
Enorm ist das allenfalls in der Auswirkung auf die absoluten Zahlen. Aber Du hattest von der Quote gesprochen. Erst über einen angeblich _enormen_ Rückgang der Quote zu jammern, dann aber die _enormen_ Auswirkungen an Hand der sich daraus ergebenden absoluten Zahlen darzustellen (BC, #274), halte ich nicht für sachgemäß.
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir auch, daß den Zahlengläubigen Studenten im 1.Semester viel Unsinn beigebracht wird.
Mein gesunder Menschenverstand stellt fest, daß meine effektive Abgabenlast von Jahr zu Jahr steigt. Er sagt mir auch, daß die ganzen Taschenspielertricks nur zur Volksverarschung dienen.
Würde ein Privatmann so wirtschaften wie der Staat, wäre er entweder längs pleite oder er würde vor dem Kadi stehen.
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir auch, daß die ganzen Controller, die ich mit Zahlen füttern muß, nichts anderes als gut gekleidete, aber sonst unwissende Ahnungslose sind.
Übrigens, wo wird gelehrt, daß das BIP (siehe #282)"...wird durch staatliche
und quasi-staatliche Institutionen erstellt "(=verdient?)". Das ist die Entstehungsseite des BIPs...."
MfG/Johannah
"....Das sag ich mal so als alter Finanzwissenschaftler
und "gelernter" Statistiker und Ökonometriker.
Haste auch 10 Semester Wirtschaftswissenschaften
und 4 Jahre Assi aufm Buckel?..."
vor allzuviel Zahlen-oder "Experten"gläubigkeit.
MfG/Johannah
Er bricht schier unter der Steuerlast zusammen, obwohl die Steuerquote sinkt.
Der gesunde Jammerverstand sagt einfach nein, das kann nicht sein, dass die Steuerquote sinkt. Wodrüber soll ich dann noch jammern?
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
DÜSSELDORF – Mit Millionen fängt man Manager. Das ist unter dem Strich die Aussage vom Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann.
Josef Ackermann: Rechtfertigt Millionenprämien für Manager. |
«Wir wollten die Grundlage für eine möglichst reibungslose Integration von Mannesmann ins neue Unternehmen legen. Nur durch einen schnellen Zusammenschluss war es möglich, den Unternehmenswert von 180 Milliarden Euro (279 Mio. Franken) zu erhalten», sagte Ackermann.
Auch die umstrittene 3-Millionen-Euro-Prämie (4,6 Mio. Franken) für den damaligen Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk verteidige Ackermann als richtig. «Sie war ein Signal an die Belegschaft für die Beendigung der Feindseligkeiten nach dem Übernahmekampf», meinte Deutschlands mächtigster Banker. Funk sei im Unternehmen als einer der schärfsten Gegner der Übernahme bekannt gewesen. Das gerade er von Vodafone-Chef Chris Gent eine Prämie erhalten habe, hätte der Befriedung des Unternehmens gedient.
Für ihn sei bis heute schwer zu verstehen, dass die Prämien Anlass für ein Strafverfahren seien, sagte Ackermann.
Auch der frühere Mannesmann-Chef Esser, dem die Staatsanwaltschaft Beihilfe zur Untreue vorwirft, wies die Vorwürfe erneut zurück. Er sagte, er habe seine Prämie von umgerechnet 24,8 Millionen Franken «nicht erbeten und nicht gewünscht». Dennoch sei sie rechtmässig und angemessen gewesen. Sie entspreche gerade einmal 0,02 Prozent der Wertsteigerung im Übernahmekampf.
Die Zeiten wo Manager meinten sich stehen über dem Gesetz sind nicht nur in Deutschland vorbei. Der Fall Enron hat soviel bösen Blut durch Manager hochgespült dass es nicht nur in den USA su Gefängnisstrafe langt sondern auch in Deutschland.
Ackermann als Schweizer als er nach Deutschland kam hat noch ab das Gute im Menschen geglaubt und das sich Buddy gegenseitig beiseite stehen, aber er dürfte in der Zwischenzeit gelernt haben das deutsche Buddies im Managment wahre Snitcher (Verräter) und Betrayer of trust sind.
Esser ist und bleibt ein Schwein!
Damals verantwortete Ackermann das Ressort "Globale Unternehmen und Institutionen" im Deutsche-Bank-Vorstand und vertrat das Institut im Mannesmann-Aufsichtsrat. Im September 2000, knapp ein Jahr vor Aufnahme der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Ackermann, wurde der Topmanager offiziell als Nachfolger von Vorstandssprecher Rolf Breuer nominiert.
Ackermann, der 1948 in der Schweizer Stadt Mels geboren wurde, schloss sein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Elitehochschule St. Gallen mit der Promotion ab. Seine berufliche Laufbahn begann Ackermann 1977 bei der Schweizerischen Kreditanstalt. Bereits 1990 rückte er in die Generaldirektion des Instituts auf, 1993 wurde er Präsident. Damit galt Ackermann als Nummer zwei im Credit-Suisse-Konzern, zu dem die Kreditanstalt gehörte.
Im Juli 1996 schied Ackermann bei der Kreditanstalt aus und begründete dies mit seiner "beruflichen Lebensplanung". Bereits im Herbst nahm der Manager im Vorstand der Deutschen Bank Platz. Seine herausragende Stellung im Management wurde bei der letztlich gescheiterten Fusion mit der Dresdner Bank im Jahr 2000 deutlich. Ackermann forderte einen Verkauf der Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson, wozu die Dresdner Bank nicht bereit war. Breuer fügte sich in seine größte Niederlage als Vorstandssprecher, widersetzte sich aber mit Erfolg den aufkommenden Rücktrittsforderungen.
2004 war es Ackermann, der wegen der Anklage im Fall Mannesmann mit Rücktrittsforderungen konfrontiert wurde. Der Manager machte jedoch bereits vor der Anklageerhebung vor dem Düsseldorfer Landgericht deutlich, dass er seinen Posten nicht räumen werde. Auch der Aufsichtsrat der Deutschen Bank sicherte dem Vorstandssprecher wiederholt seine volle Unterstützung zu.
Das änderte sich auch nicht, als der Bundesgerichtshof (BGH) Ende 2005 den erstinstanzlichen Freispruch des Landgerichts aufhob und damit eine Neuauflage des Mannesmann-Verfahrens notwendig machte. Der Aufsichtsrat des Finanzinstituts stärkte dem Schweizer abermals den Rücken: Im Februar 2006 verlängerte das Aufsichtsgremium den Vertrag mit Vorstandssprecher Ackermann. Der kündigte diesmal aber gleichzeitig an, im Falle einer Verurteilung von seinem Posten zurückzutreten. Dieser Schritt wird nun wahrscheinlich nicht notwendig sein. (ddp)
Von Andreas Platthaus
Seltsame Welt, in der man nicht danach beurteilt wird, wieviel man einnimmt, sondern nach dem, was man ausgibt. Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, hat seinem Unternehmen in den vergangenen Jahren etliche Rekordgewinne beschert, doch das alles verblaßt in der deutschen Wahrnehmung gegenüber der von ihm genehmigten Prämienzahlung an die Mannesmann-Manager Klaus Esser und Joachim Funk.
Nun wird das entsprechende Verfahren, in dem Ackermann und die beiden Prämienempfänger wegen Veruntreuung angeklagt sind, am Mittwoch aller Voraussicht nach gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Ackermann war von diesem Trio der einzige, der sich nicht bereichert hat. Dennoch soll er mit 3,2 Millionen Euro die höchste Summe zahlen. Deshalb wird er weiterhin hierzulande als Hauptschuldiger gelten, auch ohne Urteil.
„Weltwirtschaft - eine Affenschande“
Die Frage ist nicht: Was hat Ackermann getan? Sondern, was er uns angetan hat, daß er in Deutschland derartige Abneigung auf sich zieht. Es gibt drei Probleme, die hierfür entscheidend sind: ein mentalitätsbedingtes, ein mediales und ein monetäres.
Das Verhältnis der Deutschen zur Ökonomie ist gestört. In dem einzigen kommunistischen Agitpropfilm der Weimarer Republik, dem 1932 in die Kinos gelangten Film „Kuhle Wampe“, wird in der Berliner Straßenbahn die Verbrennung von Kaffee in Brasilien debattiert. „Das ist Weltwirtschaft“, seufzt ein Arbeiter, „und die ist eine Affenschande.“ Der Film wurde verboten, seine Wirkung war damals gleich Null, aber diesen Satz kann man heute wieder überall in Deutschland hören.
Weltwirtschaft war jahrzehntelang für uns kein Problem, solange deutsche Unternehmen wacker exportierten und sich niemand von außen in die Entscheidungen der Deutschland AG mischte - jener binnenökonomischen Verflechtung, die daraus resultierte, daß einheimische Banken und Versicherungen als treue Finanzpartner der einheimischen Industrieunternehmen in deren Aufsichtsräten saßen, wo sie auf die Vertreter der politischen Parteien und der Gewerkschaften trafen. Finanzinvestoren aus dem Ausland wurden von dieser Führungsclique entsprechend mißtrauisch beäugt, und tatsächlich hat dieses korporatistische Modell dem Land lange Zeit Stabilität garantiert.
Der Bankwille zur Globalisierung
Das ist vorbei - seit ungefähr zehn Jahren -, und man kann nicht behaupten, daß die Deutschen daran Verdienst oder Schuld hätten. Das glaubt auch keiner. Aber alle glauben, daß einer der Schuldigen Josef Ackermann heißt. Der Schweizer Bankier wurde 1996 in den Vorstand der Deutschen Bank aufgenommen und war immerhin schon der dritte Ausländer in diesem Gremium. Aber als erster erlangte er 2002 die Position des Vorstandssprechers und damit die höchste Stelle, die in der Deutschen Bank - und manche sagen: in der deutschen Wirtschaft - zu vergeben war.
Verpflichtung und Aufstieg von Ackermann waren Ausdruck des Bankwillens zur Globalisierung. Denn das Verhältnis der Schweizer zur Ökonomie ist nicht gestört. Deshalb wurde Ackermann bereits lange vor dem Mannesmann-Fall in Deutschland kritisch beobachtet. Dabei stellt sein Biograph Leo Müller („Ackermanns Welt - Ein Tatsachenbericht“, Rowohlt Verlag 2006) fest: „Es stand in seiner Macht, auf dem Spitzenposten der deutschen Wirtschaft die Deutschen für das helvetische Wirtschaftsmodell zu begeistern. Er hat diese Chance der gesellschaftspolitischen Wahrnehmung seines Amtes verpaßt ... Die Kraft zum Rebellieren ist ihm nicht gegeben.“ Was von Ackermann bleibt, werden Unternehmensdaten sein, keine Wirtschaftsrevolution.
keine Zugeständnisse
Warum ist er dann trotzdem hierzulande zum Sündenbock der Globalisierung geworden? Man sieht in Ackermann den skrupellosen Manager, weil er paradoxerweise diese Rolle nie gespielt hat. Er ist ehrlich, deshalb mochte er zum Beispiel im Februar 2005 bei der Verkündung eines Jahresgewinns der Deutschen Bank von mehr als zwanzig Milliarden Euro nicht verschweigen, daß man demnächst 6400 Stellen streichen werde. In Deutschland wird Nibelungentreue um Nibelungentreue verlangt, was den Schatz des sozialen Kapitals betrifft. Wer das Bewährte gefährdet, verliert das Vertrauen. Helmut Kohl, Inbegriff des korporatistischen Modells, vergleicht Ackermann mit einem von dessen Vorgängern, dem 1989 ermordeten Alfred Herrhausen: „Wenn Alfred die Stellenstreichungen, die Herrn Ackermann soviel Kritik eingebracht haben, angekündigt hätte, hätte man ihm geglaubt, und die Öffentlichkeit hätte das Vertrauen gehabt, daß diese Maßnahme unumgänglich wäre.“
Herrhausen wußte, wie man sich in Deutschland darzustellen hat, Ackermann dagegen scheint keinen Grund zu sehen, solche Zugeständnisse zu machen. Deshalb werden die Reuters und Pierers trotz des Scheiterns ihrer Konzernstrategien immer noch als kompetente Gesprächspartner ernst genommen. Ackermann dagegen ist kein Verkäufer seiner selbst. Seine Familie wohnt immer noch in der Schweiz, und nur dort pflegt er, wie Müller erzählt, intensive Freundschaften - mit Schul-, Pfadfinder- und Studienkameraden. Erik Nolmans, der die zweite Ackermann-Biographie dieses Jahres geschrieben hat („Josef Ackermann und die Deutsche Bank - Anatomie eines Aufstiegs“, Orell Füssli 2006), erkennt allerdings schon im jungen Klassensprecher, Sportler oder Klavierspieler die „natürliche Autorität“ mit großem Ehrgeiz. Das Naturell Ackermanns befähigt ihn zur Führungskraft, aber die moderne Wirtschaft verlangt auch Selbstverleugnung, bisweilen gar Heuchelei.
Ackermanns Vermittlungsproblem
Das ist Ackermanns Sache nicht. Gerade der Mannesmann-Fall beweist das. Als Präsidiumsmitglied des Aufsichtsrates genehmigte Ackermann die Prämien für Esser und Funk zu einem Zeitpunkt, als das Unternehmen gerade die Übernahmeschlacht mit Vodafone verloren hatte. Die insgesamt mehr als zwanzig Millionen Euro empfand Ackermann im internationalen Vergleich als durchaus angemessene Abfindungen für erfolgreiche Führungskräfte, und die Verfolgung durch die deutsche Justiz sieht er als Zeichen, daß dieses Land nicht für die Weltwirtschaft geschaffen ist.
Das Problem hier ist, daß der Vorwurf, den Leo Müller in seinem Buch gegen Ackermann erhebt, zutrifft: Der Bankier hat die Öffentlichkeit nicht für sein Verständnis von Wirtschaftsführung gewinnen können. Es ist schwierig zu begründen, warum von Mannesmann erst mehr als zweihundert Millionen Euro eingesetzt wurden, um die Übernahme abzuwehren, und dann diejenigen Manager Prämien erhielten, die diesen Kampf verloren hatten. Dabei ist das international üblich. Allerdings gibt es keine internationalen Regelungen dafür, und das deutsche Aktienrecht verlangt einen bestimmten Genehmigungsweg bei der Gewährung solcher Prämien. Hier rächte sich Ackermanns Fixierung auf die Weltwirtschaft.
Ackermann ist kein Rebell
Aus diesem Legalitätsproblem machten die deutschen Medien allerdings etwas viel Größeres: ein Legitimationsproblem. Denn was Ackermann endgültig in die Rolle des Buhmanns der Nation brachte, war das Foto mit dem Victoryzeichen vor dem ersten Verhandlungstag. Die öffentliche Meinung ist ein Richter, der keine Gnade kennt. Es ist deshalb viel weniger der Neid auf Ackermanns jährliche Millioneneinkünfte, die seine beiden in der Schweiz arbeitenden Biographen als Grund für die Unbeliebtheit des Vorstandschefs in Deutschland ausmachen; es ist das medial befeuerte Gefühl, daß dort einer ohne Rücksicht die Welt verändern wolle. Daß er sich von allem gelöst habe, was als Wert gemeinhin anerkannt wird.
Das aber ist Unsinn, denn Leo Müller hat recht: Ackermann ist kein Rebell. „Verändern werden nur diejenigen etwas, denen diese Welt nicht gefällt“, lautet der Schlußsatz in „Kuhle Wampe“. Ackermann gefällt, was er in Deutschland in den letzten zehn Jahren erreicht hat. Seine Welt ist Geld, und seine Bank steht glänzend da - finanziell. Mehr kann man aus Ackermanns Sicht von einem Manager nicht erwarten. Für die Zukunft des internationalen Bankgeschäfts steht ein Mann wie Anshu Jain, Chef des Investmentzweigs der deutschen Bank. Er ist Ackermanns Mann, doch über ihn werden sich die Deutschen erst recht wundern.
Text: F.A.Z., 27.11.2006, Nr. 276 / Seite 35
Deutsche Unternehmen stehen wieder oben auf den Kauflisten ausländischer Fonds. Das birgt Chancen, weil Kapital und Wissen ins Land kommen. Aber es besteht auch das Risiko eines Ausverkaufs, dem die Manager nur wenig entgegen setzen können.
Von Jörg Eigendorf und Frank Seidlitz
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Artikel erschienen am 25.11.2006
WELT.de 1995 - 2006
Mannesmann-Prozess gegen Geldzahlungen eingestelltFast sieben Jahre nach der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunk-Konzern Vodafone geht der spektakulärste Wirtschaftsprozess Deutschlands ohne Urteil zu Ende. Das Verfahren um Millionenabfindungen wird gegen Geldauflagen für die sechs Angeklagten, darunter Josef Ackermann, eingestellt. Sie gelten damit juristisch als nicht vorbestraft. chs. Das Ende des spektakulärsten Wirtschaftsprozesses Deutschlands dürfte für viele unbefriedigend sein. Der Deutsche-Bank-Chef Ackermann und die fünf weiteren Angeklagten kommen mit Millionenzahlungen davon. Ob sie ehemaligen Managern von Mannesmann und teilweise sich selbst zu Recht Abfindungen im Gesamtwert von 57 Millionen Euro zugesprochen haben, bleibt offen. Wie von der Verteidigung vorgeschlagen bezahlen sie Beträge in der Gesamthöhe von 5,8 Millionen Euro für die Einstellung des Verfahrens. Die 10. Grosse Wirtschaftskammer des Düsseldorfer Landgerichts hiess am Mittwoch den Antrag für dieses Vorgehen gut, auf das sich Verteidigung und Staatsanwaltschaft zuvor überraschend geeinigt hatten. Anwalt sieht Ackermann vollständig entlastetObwohl die sechs Angeklagten ohne Verurteilung und ohne Schuldeingeständnis aus dem Verfahren hervorgehen und damit juristisch unbeschadet bleiben, müssen sie wohl in den Augen vieler mit einem «Freispruch» zweiter Klasse leben. Ackermanns Anwalt beeilte sich denn auch sofort nach Ende des Prozesses solchen Interpretationen zuvorzukommen: «Es ist kein Freispruch zweiter Klasse, es ist kein Schuldspruch», sagte er. Ackermann sei vollständig entlastet. Die Verteidigung habe ein «quälend langes Verfahren», das sich über Monate hinziehe, vermeiden wollen. «Wir wollten Herrn Ackermann den Rücken frei halten für seine Arbeit in der Bank», sagte der Anwalt weiter. Sein Mandat sei erleichtert. Ackermann hatte für den Fall eines Schuldspruchs gegen ihn den Rücktritt als Chef der Deutschen Bank angekündigt. Ackermann bezahlt 3,2 Millionen EuroSoweit kommt es nun nicht. Dafür muss der Schweizer mit 3,2 Mio. Euro die grösste Summe für die Einstellung des Verfahrens bezahlen. Er hatte sich nach der Mannesmann-Übernahme nicht selbst bereichert, die Millionenabfindungen als Mitglied des Verwaltungsrates abgenickt. Der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser bezahlt 1,5 Mio. Euro, er hatte eine Abfindung von 15 Mio. Euro erhalten. Und der ehemalige Mannesmann-Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk schliesslich muss 1 Million für die Einstellung des Verfahrens aufwerfen. Seine Prämie hatte 3 Mio. Euro betragen. Die Beträge wurden am Einkommen der Angeklagten bemessen und kommen zu 60% der Staatskasse und zu 40% gemeinnützigen Organisationen zugute. Kein Handel mit der GerechtigkeitFür die Staatsanwaltschaft, die der Einstellung des Prozesses gegen Geldauflagen zugestimmt hatte, ist dieses Verfahren kein Handel mit der Gerechtigkeit. Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg erklärte dazu am Mittwoch, das öffentliche Interesse durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofs sei weitgehend befriedigt worden. In den Unternehmen habe der Mannesmann-Prozess zu einem grossen Umdenken geführt. «Man ist wirklich sensibel geworden für die Frage solcher Prämien», so Lichtenberg. Der Bundesgerichtshof hatte letzten Dezember den Freispruch der sechs Angeklagten in erster Instanz aufgehoben und damit das zweite Verfahren ermöglicht. | |