Der Dollar-long Thread
Seite 1 von 22 Neuester Beitrag: 24.02.23 19:10 | ||||
Eröffnet am: | 12.05.06 10:19 | von: Anti Lemmin. | Anzahl Beiträge: | 529 |
Neuester Beitrag: | 24.02.23 19:10 | von: nicco_trader | Leser gesamt: | 109.730 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 25 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | 2 | 3 | 4 | 20 | 21 | 22 22 > |
Das Schwergewicht der Argumentation soll auf Fundamentaldaten liegen, aber auch charttechnische Betrachtungen sind willkommen.
Ich hatte einen ähnlichen Thread bereits im November 2004 aufgemacht.
http://www.ariva.de/board/208240
Er hatte aber den wenig eingängigen Titel: "Der Euro ist gegenüber USD und CHF zu teuer" - was teils zu Missverständnissen führte. Mit diesem Thread möchte ich daher - mit klarerem Titel - an den alten anknüpfen. In diesem alten Thread hatte ich um die Jahreswende 2004/2005 Dollarkäufe empfohlen und bin selber zu 1,3450 (in Cash) eingestiegen. Der Verkauf (ebenfalls gepostet) erfolgte im Sommer 2005 bei Kursen um 1,22.
Zurzeit sind wir wieder an einem ähnlichen Punkt angelangt. EUR/USD steht bei 1,29, weil "alle Welt" mal wieder mit einem Dollar-Kollaps - dem Traum der Perma-Bären- rechnet.
Gegenüber dem Winter 2004/2005 hat sich jedoch einiges geändert. Die Dollarzinsen sind von 2 auf jetzt 5 % gestiegen, während die Euro-Zinsen lediglich von 2 auf 2,5 % erhöht wurden. Die Realzinsen in USA betragen ca. 2 % (5 % Zinsen minus 3 % Inflation) während sie in Euroland lediglich 0,3 % betragen (2,5 % Zinsen minus 2,2 % Inflation). Diese um den Faktor Sieben höheren Realzinsen sollten den Dollarkurs mittelfristig stärken. Noch gewichtiger ist dieses Argument bei USD/CHF und USD/JPY, da die Zinsschere bei diesen Währungspaaren noch größer ist.
Der Devisenmarkt erwartet zurzeit, dass die Fed bald am Ende mit ihren Zinserhöhungen ist, während in Europa noch Luft nach oben sei. Ich bin jedoch der Ansicht, dass die Fed wegen steigender US-Inflation noch weiter die Zinsen erhöhen muss und rechne bis 2007 mit einem US-Zinssatz von 6 %. In Euroland dürfte der EZB bei spätestens 3,25 % die Luft ausgehen, weil die Europäer sich auf Dauer keinen starken Euro leisten können. Die Lage ähnelt der in der Schweiz: Der Franken ist - zum Leid der Schweizer Exporteure - die Welt-Fluchtwährung Nr. 1. Folglich müssen die Franken-Zinsen künstlich niedrig gehalten werden, um den Anreiz für Ausländer, ihr Geld in Franken anzulegen, zu senken.
Geht diese Prognose auf, wird die Zinsschere zwischen Euro und Dollar also in Zukunft - trotz kommender EZB-Erhöhungen - weiter steigen: von jetzt 2,5 % (5 % vs. 2,5 %) auf dann 2,75 % (6 % vs. 3,25 %). Der Devisenmarkt hingegen rechnet mit einem Sinken dieser Zinsdifferenz.
Hier noch einige fundamentale Argumente für einen stärkeren Dollar, die ich teils bereits im alten Thread genannt hatte:
1. Der Dollar schwankt in 5-Jahres-Zyklen, die letzten Extrempunkte waren 1995 (1 USD = 1,35 DM - entspricht EUR/USD = 1,45), gefolgt von 2000 (1 USD = 2,35 DM - entspricht EUR/USD = 0,83). Im Winter 2004/2005 hatten wir bei EUR/USD=1,3660 den letzten Extrempunkt. Im Herbst 2005 fiel EUR/USD bis 1,1650, erholte sich in den letzten beiden Monaten aber wieder deutlich auf jetzt 1,29. Dies ist jedoch IMHO lediglich eine Korrektur im langfristigen Euro-Downtrend ab Winter 2004/2005. Der EUR/USD-Chart könnte demnächst eine Euro-bärische SKS ausbilden (siehe unten).
2. Die Kaufkraft-Parität. Ich habe ein Jahr in den USA gelebt und weiß, was ich für einen Dollar dort kaufen kann. Meiner Erfahrung hat der Dollar eine Kaufkraft von ca. 1,80 DM, das entspricht einem EUR/USD-Kurs von 1,09. Langfristig oszillieren Währungskurse meist um diese Parität, mit zeitweisen Übertreibungen zu beiden Seiten, die vor allem auf Charttechnik zurückgehen.
3. Wenden im langfristigen EUR/USD-Chart hatten stets einen fundamentalen Vorläufer: Zins-Erhöhungen (wie ab 1995 bzw. ab 2004) oder Zins-Senkungen (wie ab 2001). Auch die Zinswende ab dem Jahr 2004, die jetzt - nach 16 Zinserhöhungen der Fed in Folge - zu US-Zinsen von 5 % geführt hat, half dem Dollar, von Tiefstkursen um 1,3660 vor 18 Monaten auf Kurse von EUR/USD = 1,1650 im November zu klettern. Die fundamentalen Gründe für diese Trendwende sind IMHO noch immer erfüllt.
4. Befürchtungen von Umschichtungen ausländischer Zentralbanken in den Euro sind IMHO übertrieben. Anleger aus den Petro-Dollar-Staaten etwa legen ihr Geld vorzugsweise in Staatsanleihen an, und auf 10-jährige gibt es in USA derzeit gut 1 % mehr Zinsen als in Europa. Für Langfristanleger ist letztlich die Rendite ihrer Anleger das Entscheidende.
5. Nach den aktuellen COT-Daten (Commitment of Traders Report) sind große Spekulanten und Hedge Fonds (large specs) zurzeit extrem long-Euro positioniert, die Commercials (Firmen, die sich die günstigen Dollar-Kurse sichern wollen) sind jedoch maximal short Euro. Die Schere ist extrem - höher als jemals zuvor in den letzten fünf Jahren.
6. Das Doppeldefizit der USA existiert nur noch in Gestalt der negativen US-Handelsbilanz, die jedoch bei schwächer werdendem Dollar "automatisch" kleiner wird. Im jüngsten Haushaltsbudget haben die USA jedoch infolge gestiegener Steuereinnahmen einen überraschend hohen Überschuss erzielt:
10.05.2006 - 20:12 Uhr
US: Hoher Haushaltsüberschuss
Das US-Haushaltsbudget verzeichnet für April einen Überschuss von 118,85 Milliarden US-Dollar, der noch leicht oberhalb der erwarteten 116,50 Milliarden US-Dollar liegt. Im gleichen Monat des Vorjahres hatte das Plus im Haushalt nur bei 57,71 Milliarden US-Dollar gelegen. Als Grund für die positive Entwicklung wurden stärker als erwartet gestiegene Steuereinnahmen angeführt. Das für März gemeldete Haushaltsdefizit von 85,47 Milliarden US-Dollar wurde hingegen nicht revidiert. EUR/USD pendelt im Kontext der Datenveröffentlichung weiter um die 1,28er-Marke und notiert um 20:12 Uhr CET bei 1,2799. (vz/FXdirekt)
Auszug
"What happens if we actually go over that cliff?
Just approaching a breach of the debt limit can hurt the economy. In 2011, congressional Republicans and President Barack Obama engaged in a standoff over spending and debt that was resolved just in time to avoid hitting the limit. That brinkmanship rattled investors, consumers and business owners, with concrete consequences.
Stock prices plunged — and volatility in the market spiked — as lawmakers approached a debt limit breach. They did not recover for half a year. The cost of borrowing for corporations, which fluctuates with the level of risk that investors perceive in the economy, jumped substantially. That made it more expensive for companies to borrow to make new investments. Mortgage rates spiked similarly, hampering prospective home buyers. The credit agency S&P downgraded America’s credit rating for the first time.
Consumer confidence and small-business optimism both plunged during the crisis, as well.
An actual breach would be far worse, economists warn.
If the Treasury Department is unable to make payments to lenders who hold federal debt — what is known as a default — investors would demand much higher interest rates in the future to loan money to the government. It would be similar to what happens when borrowers miss credit card payments — their credit ratings go down, and the interest rate they pay often goes up.
Such a scenario would add drastically to the government’s interest payments, which the White House projects will cost the equivalent of 2.6 percent of the total American economy over the next decade, further squeezing the federal budget. It would also threaten to destabilize bond markets globally because U.S. Treasury bonds are largely seen as one of the safest investments in the world.
https://www.nytimes.com/2023/01/11/us/politics/...onomy-congress.html
https://seekingalpha.com/article/...gn-debt-crisis-gold-place-to-hide