Die Rache der Espressomaschine
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 04.06.10 23:00 | ||||
Eröffnet am: | 04.06.10 22:18 | von: bammie | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 04.06.10 23:00 | von: Mathou | Leser gesamt: | 4.325 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 2 | |
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Der erfolgsverwöhnte Mensch neigt dazu, sich auch in der Freizeit Herausforderungen zu stellen. Reiner Luxus ist out – seit ihn sich jeder leisten kann.
Mein Nachbar hat sich neulich eine Espressohebelmaschine geleistet. Rein mechanisch, traditionsreich und sündhaft teuer. Der Druckkolben besteht aus einem handgebogenen Vanadium-Molybdän-Chrom-Gemisch mit aufgesetzten Messingschlitzschrauben und einem detailgetreuen Manometer-Nachbau aus der legendären U-Boot-Flotte der deutschen Wehrmacht. Der mitgelieferte limitierte Sonderdruck zur „Geschichte der Espressomaschine“ aus geschöpftem Büttenpapier mit Goldschnitt wird in einer dreifach geölten Kirschholzkiste mit einem Bakelitverschluss geliefert und bietet den Informationsgehalt einer gesamten Brockhaus-Sonderausgabe.
Nachdem mein Nachbar den gesamten Vormittag damit verbrachte, den Startknopf seiner Neuerwerbung zu finden, fing das Drama erst an. Denn um aus ihr einen einigermaßen trinkbaren Espresso herauszubekommen, benötigt man einen gut durchtrainierten Körper, eine Anwärmzeit von mindestens 60 Minuten und ein mehrsemestriges Studium in den italienischen Abruzzen. Warum nur tun sich Leute solcherlei Irrsinn an?
Je erfolgreicher man im Beruf ist, desto schwerer macht man es sich offenbar im Alltag. Zum Beispiel mit dem Vorglühen von röhrenbetriebenen Endstufen oder dem nächtelangen Herstellen von Pasta mit einer in Einzelfertigung hergestellten mundgeblasenen Nudelmaschine aus biologisch abbaubarem Gusseisen. Während das einfache Volk Kluburlaub all inclusive macht, fahren Bankdirektoren auf dem Kilimandscharo Mountainbike. Oder sie kurven durch die Stadt auf lächerlichen Liegefahrrädern, deren einziger Vorteil darin besteht, dass sie öfter von einem Lkw übersehen werden.
weiter auf:
www.welt.de/debatte/article7882655/Die-Rache-der-Espressomaschine.html
Da gibt es nichts hinzuzufügen. 100% Zustimmung
greetz
Aufn Konzert stattdessen für 10 Euro Eintritt geht er nicht: "zu laut, zu schmutzig und zuviel Volk".
War mal beim Essen eingeladen: in der 40.000 Euro-Küche hat seine Haushaltshilfe gekocht: fettfreies Putengeschnetzteltes mit Reis (alles ohne Salz).
In jeder Kantine kriegt ein Koch sowas um die Ohren.
Der fährt auch Mountain-Bike: jedes Wochenende 150 km am Tag.
Bin gespannt, wann der vor "Gesundheit" und keimfreiem Leben umkippt.
GESCHENKT ... so ein Leben.