Deutsche fehlen selten am Arbeitsplatz
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Eröffnet am: | 14.07.09 08:45 | von: tomix | Anzahl Beiträge: | 1 |
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Im Krisenjahr stellen sich offenbar immer mehr Beschäftigte die Frage, ob sie es sich leisten können, krank zu sein. Der Krankenstand steuert 2009 auf ein Rekordtief zu. Die Angst um den Job ist nur eine mögliche Erklärung. Auch die Gesundheitsreform und neue Arbeitsbedingungen zeigen Wirkung.
Von David Rose, tagesschau.de
Der entscheidende Wert versteckt sich in den seitenlangen Statistiken zwischen Versichertenzahlen und Beitragssätzen: Der Krankenstand sank im ersten Halbjahr 2009 auf 3,24 Prozent. Das bedeutet, dass zwischen Januar und Juni bei den regelmäßigen Zählungen am Monatsersten nur jeder 31. Beschäftigte am Arbeitsplatz wegen gesundheitlicher Probleme fehlte. Damit steuert Deutschland in der Rezession auf ein neues Rekordtief zu. Diese Statistik berücksichtigt ausschließlich die gesetzlich Krankenversicherten.
Der bisherige Tiefstpunkt der Statistik stammt aus dem Jahr 2007. Damals meldeten die Kassen einen Krankenstand von 3,22 Prozent für das Gesamtjahr. Der Wert für die ersten sechs Monate lag aber seinerzeit noch über den Zahlen für das laufende Jahr.
"Leistungsschraube heftig angezogen"
Dass die Rezession und die Angst vor Arbeitslosigkeit den Krankenstand auf ein historisches Tief drücken, ist plausibel, aber ebenso wie andere mögliche Gründe nicht ohne Weiteres zu beweisen. Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sieht in der jüngsten Entwicklung jedoch einen Beleg dafür, dass in der Finanz- und Wirtschaftskrise die Leistungsschraube für die Arbeitnehmer heftig angezogen wird. "Aus der Sorge heraus, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, schleppen sich die Beschäftigten sogar krank zur Arbeit", sagte sie.
Laut dem "DGB-Index Gute Arbeit 2009", einer repräsentativen Befragung von Beschäftigten in Deutschland, gehen 78 Prozent mindestens einmal pro Jahr trotz Erkrankung zur Arbeit. 36 Prozent ignorieren dabei den ärztlichen Rat. Und 23 Prozent nehmen sogar Urlaub, um in Ruhe gesund zu werden. Laut Buntenbach greifen viele auch "zu leistungssteigernden Mitteln am Arbeitsplatz, um dem wachsenden Stress vermeintlich gewachsen zu sein".
"Kein systematischer Zusammenhang mit Konjunktur"
Druck und Angst um den Job sind nur einige der möglichen Erklärungen für den niedrigen Krankenstand. Denn schon seit der Wiedervereinigung zeigt der Trend abwärts. Sozialexperte Jochen Pimpertz vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln tritt den Argumenten des DGB denn auch entgegen. "Ich kann keinen systematischen Zusammenhang zwischen dem Konjunkturzyklus und dem niedrigen Krankenstand erkennen", sagte er tagesschau.de. Im Einzelfall könnten zwar psychischer Druck am Arbeitsplatz und die Angst vor dem Verlust des Jobs eine Rolle spielen. Wichtiger seien aber langfristige Entwicklungen.
Hintergrund: Für den Krankenstand gibt es keine einheitliche Definition. Arbeitgeber verbinden damit oft die Fehlzeiten und die Dauer der Krankschreibungen. Häufiger wird damit aber angegeben, wie viele Beschäftigte aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Arbeit kommen können. Das Bundesgesundheitsministerium errechnet den Krankenstand für die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kassen melden monatlich, wie viele Pflichtversicherte am ersten Tag des Monats wegen einer Erkrankung arbeitsunfähig gemeldet waren. Daraus ergibt sich der Anteil der krankgeschriebenen Beschäftigten. Jahreszahlen werden als Durchschnitt der Monatswerte angegeben. Die vom Gesundheitsministerium veröffentlichte Quote sagt aber nichts darüber aus, wie lange die Mitarbeiter fehlen.Bürojobs nehmen zu
Deutschland wandelt sich von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Bürojobs treten an die Stelle von Fließbandarbeit und körperlich schweren Tätigkeiten. Gleichzeitig, darauf verweist auch das Bundesgesundheitsministerium, verbessern die Betriebe die Arbeitssicherheit und setzen stärker als früher auf Prävention. Damit gibt es langfristig weniger Arbeitsunfälle und weniger Krankheitsausfälle.
Umgekehrt verändern sich aber die gesundheitlichen Probleme der Beschäftigten. Joachim Klose vom Wissenschaftlichen Institut der AOK wertete dabei im Gespräch mit tagesschau.de speziell die steigende Zahl psychischer Erkrankungen als wichtigen Aspekt. Diese treffen auch jüngere Arbeitnehmer und führen oft zu langen Krankschreibungen.
Gesundheitsbewusstsein nimmt zu
Dass die Mitarbeiter in den Unternehmen aber laut Statistik nur noch selten fehlen, hat auch mit dem gesellschaftlichen Trend zu Fitness und gesunder Ernährung zu tun. Das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Arbeitnehmer sei im betrieblichen wie im privaten Bereich spürbar, sagte Pimpertz.
Die Ärzte gehen davon aus, dass zudem die Folgen der Gesundheitsreform zu berücksichtigen seien. Der NAV-Virchow-Bund, der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, argumentiert dabei mit dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Weil vieles nicht mehr übernommen werde, kämen die Patienten weniger in die Praxen und ließen sich möglicherweise auch seltener krankschreiben, sagte Verbandssprecher Klaus Greppmeier tagesschau.de. Dieser Darstellung widersprach das Bundesgesundheitsministerium allerdings.
http://www.tagesschau.de/inland/krankenstand110.html
Also ich finde das einen Hohn... der Schuss geht garantiert nach hinten los. Da sind wir bald auf japan-niveau... wo die Leute an Überarbeitung und Erschöpfung sterben. Leistungsschraube angezogen... klingt nach Daumenschraube und totalitärer Ausbeutung... nee danke! Wenn diejenigen, die nen Arbeitsplaz haben, so gestresst werden, ist es kein Wunder, dass viele andere gar keinen Arbeitsplatz habe. WELTWEIT mehr Solidarität unter den Arbeitnehmern, maximal 5 Stunden Arbeit am Tag, Arbeit für alle, und mit der Ausbeutung ist es vorbei, und migt der Krise auch . . .