Daytrader out of Hell
Al grüßt
Daytrader out of Hell
Folge 1
Das geheime Tagebuch eines (zukünftigen) Börsensüchtigen!
20.Dezember 1999
Liebes Tagebuch,
du kannst Dir gar nicht vorstellen, was gestern Abend passiert ist.
An der Uni war mal wieder eine Innenarchitekten-Party. Eigentlich hatte ich gar keine Lust. Habe mich dann aber doch aufgerafft und bin kurz vorbeigegangen. Neben ein paar anderen Jungs aus dem E-Technik Kurs habe ich dann noch Jochen getroffen. Der war ganz happy. Jochen schmeisst jetzt das Studium! Und zwar will er in 12 Monaten seine erste Million mit Aktien gemacht haben. Es soll ganz einfach sein, er hat es mir vorgerechnet. In dieser Woche sind es 2.750.- DM Gewinn, die er gemacht hat. Auf das Jahr würde es dann passen mit der Mio.
Mein Argument, er hätte da wohl falsch gerechnet, da es doch irgendwie weniger als 365 Börsentage im Jahr sind ließ er nicht gelten. 'Schliesslich arbeite ich mit dem Internet und das funktioniert immer!' so Jochen dazu. Tja, was soll ich sagen, vom Internet und der Börse hab ich keinen Schimmer.
21.Dezember 1999
Liebes Tagebuch,
eben habe ich nochmal mit Jochen telefoniert. Leider war es dann gerade 'zur Kasse' und ich sollte ihn später nochmal anrufen, er habe jetzt keine Zeit. Er müsse 'noch schnell mit ein paar Realnetworks rumzocken und dann die Freimakler in Berlin abziehen'. Als ich auflegte überlegte ich kurz, was er eigentlich gesagt hat und auf welchem Planeten ich mich befinde. OK, kurz noch auf meiner Dorfbank angerufen, wollte mich erkundigen wann Börsenschluss ist und wann man dann seinen Kumpel anrufen könne. Ein Bankazubi murmelte was von 16.00 Uhr.
So, endlich vier und ich greife wieder zum Hörer. Auf der anderen Seite plärrt mir nur Jochen entgegen 'Was willst du schon wieder? Ruf mich gefälligst nach Börsenschluss an!' und aufgelegt.
Aber es war doch Schluss (heul)! Nochmal ein Anruf bei meiner Bank, 'Tja haha, die haben ja die Handelszeiten geändert, Börsenschluss ist jetzt erst um 17.30 Uhr. Sorry, für den Fehler.' OK, denke ich mir. Die Assis! Um auf Nummer sicher zu gehen rufe ich erst um 18.00 Uhr an, da wird diese dämliche Börse wohl dicht haben. Solange übe ich schonmal Laufband schauen auf n-tv.
18.05 Uhr: Nächster Versuch bei Jochen. 'Hallo Jochen, also wie ist das nun mit...' frage ich. 'Mann du Vollidiot! Doch nicht zur Handelzeit in den USA! Ruf danach an' schallte mir Jochen entgegen.
Ich gebs für heute auf! Aber morgen, ja morgen wird Jochen bestimmt Zeit haben!
Blechi: Hey, Al!! Nich schlecht die Story; machs nich so spannend, wie gehts weiter? o.T.
30.01.00 21:49
22. Dezember
Liebes Tagebuch,
Heute bin ich nochmal kurz zu meiner Hausbank gegangen, um mir das mit den Börsenzeiten genauer erklären zu lassen. Mein Bankberatermensch...wobei ich über die Bezeichnung Mensch jedesmal nachdenken muss, wenn ich IHN sehe. So mit schwarzer Hose, weißen Socken, braunen Slippern und dazu noch das weiße Hemd mit dem lila Sacko, sowie der obligatorischen Kreissparkassen-Donald Duck Krawatte. Ich habe ihm dann die ganze Sache mit Jochen erklärt und er meinte zwischen 23 Uhr und 4 Uhr wäre ein Telefonat angebracht, gerade nach der n-tv Telebörse und vor der Börsenöffnung in Neuseeland. N-tv aha...davon hatte ich auch schonmal was gehört bzw. gelesen. In meiner Fernsehzeitschrift findet man das n-tv Programm zwischen so tollen Sendern wie TM3, Kinderkanal und Teleyilmaz. Ich beschloss erstmal Börsen-TV zu glotzen, bevor ich Jochen anrufe.
23. Dezember
Liebes Tagebuch,
Ich habe mir jetzt geschlagene zwei Tage lang n-tv reingezogen. Irgendwie verstehe ich gar nichts! Ok..Pixelpool ist gefallen, Brainpark ist gestiegen und Mobilfax bastelt gerade an einer Übernahme von TelDaCom oder so. Aber irgendwie muss ich immer eine Stunde warten, bis das blaue Laufband durchgelaufen ist und ich wieder die Aktien sehe, die mich interessieren...das muss doch auch einfacher gehen. Die Moderatoren dort, sind auch irgendwie merkwürdig. So steht zum Beispiel in Frankfurt öfter mal ein älterer Herr im Anzug. Friedbert, oder so. Der erzählt immer ganz wichtig, was man sich gerade auf dem Parkett so erzählt und was er nun machen würde. Allerdings ist das immer genau das Gegenteil von dem was alle anderen machen. Antizyklisch nennt sich das, hat er gesagt! Prima, schon was gelernt werde ich auch machen und habe abgeschaltet.
31.Dezember
Liebes Tagebuch,
Silvester! Na endlich! Das neue Millenium werde ich gebürend feiern. So mit allem drum und dran... Hoffentlich schaffen wir es rechtzeitig die Wohnung aufzuräumen, bevor meine Eltern an Neujahr wieder auftauchen. Egal, ich bin der Einzige in der Familie, der es auf die Uni geschafft hat, und dann darf ich auch wilde Partys feiern. Hoffentlich überlebt mein Computer den Jahrtausendwechsel...da fällt mir ein, ich habe ja gar keinen. Wozu auch? Gibt auch genug Probleme ohne so ein Ding. In der Uni lache ich immer wenn mir die Leute erzählen, daß sie nun eine 32 Megawatt Grafikkarte haben und ein neues Moped, oder Modem? Ich denke, der Milleniumabsturz kann gar nicht so schlimm sein, die Teile stürzen doch sowieso ständig ab.
2.Januar 2000
Liebes Tagebuch!
Mann, das war ein Silvester. Schlimmer als die Computer- und Stromausfälle waren eigentlich meine Eltern. Die machten den Fehler bereits an Neujahr so gegen 8.30 Uhr zurück zu kommen. Tja, und 'mitten in der Nacht' ist eben noch nicht komplett aufgeräumt. Eigentlich gar nicht. Ist schon irgendwie cool, von seinem Vater mit dem Satz geweckt zu werden: 'Wer hat ins Aquarium gekotzt?' Nun denn, jetzt werde ich wohl wieder wochenlang irgendwelche Frondienste leisten müssen, wie Regenrinne reinigen, Schnee schippen usw.
Aber in meinem Rausch hatte ich trotzdem Zeit über diesen Börsenkram nachzudenken. Ich beschloss die Sache im neuen Jahrtausend anzugehen. Meine guten Vorsätze für 2000: Nie wieder ins Aquarium k... und Geld mit Aktien verdienen!
Dann bin ich mal kurz zum Bahnhof und habe mich mit Fachzeitschriften eingedeckt. Eine Euro am Sonntag, einen Aktionär und die Börse Online. Klingt alles irgendwie wichtig und man fühlt sich mit drei Geldzeitschriften unter dem Arm doch schon viel besser als der Kerl, der mich an Gleis 12 um eine Mark angehauen hat. So, und nächste Woche wir erst mal gelesen!
4.Januar 2000
Liebes Tagebuch,
eben bin ich mit der letzten Börsenzeitschrift fertig, die ich mir gekauft hatte. Da war z.B. die Euro am Sonntag. Wie der Name schon sagt, gibt es diese Zeitung jeden Sonntag. Ziemlich clever von denen, Sonntags hat vielleicht sogar der Börsenkranke Jochen Zeit etwas zu lesen. In der Mitte gibt es so eine Art Schnittmusterbogen, wobei mir jemand erklärt hat, dass es alle Aktienschlusskurse vom Freitag sind. Ich habe es dann mal mit der Lupe nachgeprüft. Tatsächlich, lauter Zahlen.
Dann war da noch die Börse Online. Auf die muss man Sonntags verzichten, dafür ist sie aber schön bunt. Ausserdem paßt eine Doppelseite genau in den Käfig meines Wellensittichs. Echt praktisch!
Absolut das Geilste ist aber die Zeitschrift 'Der Aktionär'. Mein Kumpel Fredi, der im dritten Semester Grafikdesign studiert hat das Ding mal durchgeblättert. Am Ende wusste er nicht, ob er schreien, weinen oder lachen soll. Er plapperte im hinausgehen nur noch unentwegt: 'Warum studiere ich eigentlich, warum studiere ich eigentlich...'.
Nun ja, bunt ist der Aktionär, jedoch kann von einem Layout nur bedingt die Rede sein. Jede Seite die man aufschlägt erweckt den Eindruck, als sei sie aus einer anderen Zeitschrift entliehen worden. Machen die gar sowas wie Zeitungsrecyceling? Kaufen alle Börsenzeitschriften, die keiner mehr will und kleben sie dann neu zusammen? Dieser Sache sollte man mal auf den Grund gehen.
Was ich aber in der Zeitschrift gesehen habe, sind ganz viele 0190er Nummern. Die kannte ich bisher nur, wenn ich nachts fern gesehen habe. Dort habe ich höchstens mal, aus streng wissenschaftlichen Gründen, angerufen. Aber nun mit Aktien, klingt interessant, da werde ich morgen mal durchklingeln.
DaLuigi: Hoffentlich beglückst du uns weiter jeden Tag mit einer neuen Folge -> weiter so (-: o.T.
05.02.00 06:40
Die ewige Verdammnis lauert hinter einer 0190er Nummer!
5.Januar 2000
Liebes Tagebuch,
heute bin ich extra früh aufgestanden. Schliesslich muss ich gleich die 'brandheißen Infos' von diesen 0190er Nummern abrufen.
Erster Test mit der Zeitschrift 'Der Aktionär' (ja, die bunte mit den vielen Bildchen). Auf der dritten Seite springt mich bereits die erste Anzeige an. 'Bernd Förtsch, bekannt aus der 3SAT Börse'. OK, den Kerl kenne ich zwar nicht, auch nicht die 3SAT Börse, aber ich rufe trotzdem mal an. Scheint ein wichtiger Mensch zu sein, sein schelmisches Lächeln auf dem Bild verspricht einiges.
Hilfe! Mir schallt ein total aufgeregter Mensch entgegen, welcher mir erst einmal erklärt, dass die nächste, aktuelle Ansage am 5.1. um 10.30 Uhr zu erwarten ist. Na ja, wir haben den 5.1. und es ist bereits 11.30 Uhr, warum also die Ansage vom Vortag?
In jedem Fall ist Herr Förtsch kaum zu bremsen, die Aktiennamen und Prozentzahlen prasseln nur so auf mich ein. Ich kapiere gar nichts! Etwas frustriert lege ich auf und hoffe, dass Bernd die Hotline für heute noch besprechen kann. Vielleicht ist sie ja deswegen nicht aktuell, weil der arme Bernd an einem Herzschlag gestorben ist. Seine Sprechweise legt dies sehr nahe.
Ich probiere es weiter! Nächste Seite, nächste Anzeige. Ein junger, dynamischer Mensch reckt mir die Faust entgegen. 'Hot News von Markus Frick' heißt es hier. 'NM Gerüchte, Kursraketen und Geheimtipps' aha, dieser Mann weiß also Bescheid. Ich wähle die Nummer und bereue es kurz danach schon wieder. Was bei Herrn Förtsch nahe am Herzschlag war, ist bei Herrn Frick schon weit darüber hinaus. So aufgeregt habe ich noch nie in meinem Leben einen Menschen erlebt, nicht einmal, als mein Kumpel Jochen bei Zahnarzt war, zwei Betäubungspritzen bekommen hat, sich danach auf einer Party zuschüttete und dann noch seine Aspirin mit Exctasy verwechselt hatte. Der schwebte komplett unter der Decke, direkt neben dem Ventilator und hat auch noch getanzt als keine Musik mehr lief.
Wieder etwas gelernt auf dem Weg zum Börsenprofi. Wer bei einer Börsenhotline arbeitet muß kurz vor dem Hirnschlag stehen und eine laute Stimme haben. Aktienkenntnisse und eine gewisse Fähigkeit zur normalen Artikulation scheinen zweitrangig zu sein.
ich möchte unbedingt die nächste folge lesen...ist echt geil!
gruss
mysticdj
19. Januar 2000
Liebes Tagebuch,
Gestern habe ich doch tatsächlich Jochen erreicht. Das war so zwischen 23.00 Uhr und 2.00 Uhr nachts, da hatte er Zeit, weil gerade jede Börse geschlossen war. Er erzählte mir, dass er ziemlich 'down' sei, weil der 'Dow' heute total 'underperformed' hat und auch die Trendwerte an der 'NASDAQ' hätten eher 'leichter' tendiert. Gut das zu wissen! Ich hatte schon befürchtet, es sei was schlimmes passiert. Also, wieder nur Bahnhof verstanden.
Ich fragte dann Jochen, ob er mir das alles auch in einer verständlichen Sprache, zum Beispiel Deutsch, erklären könne. Dann war es lang still am anderen Ende der Leitung und es folgte ein knappes: 'Nein!'. 'Aber irgendwie muß ich doch mal anfangen!' flehte ich Jochen an. 'Moment kurz...' schallte es zurück. Bei Jochen piepte das Handy und ich hörte nur Wortfetzen: 'Waaaas hast du...der spinnt doch...push das mal auf dem Consors Board etwas...egal, die werden schon darauf reinfallen, diese Lemmingidioten...tschö!'
Dann hatte Jochen wenigstens etwas Zeit, sieht man mal von mindestens einer Handy-Unterbrechung pro Viertelstunde ab. Er meinte, er könnte Stunden damit verbringen mir jetzt alles zu erklären. Dafür ist ihm die Zeit zu schade, da zahlt er mir lieber 100.- DM pro Tag, damit ich ihn in Ruhe lasse.
Darüber musste ich dann erstmal nachdenken, verwarf den Gedanken aber wieder, da ich ja in Kürze eine Million mit Aktien machen will. 'OK, dann lies eben ein Buch. Für dich wäre was von Friedhelm Busch oder Andre Kostolany nicht schlecht!' meinte Jochen. So, das war doch mal eine Auskunft. Nur wie bekomme ich so ein Buch? Im normalen Buchhandel? Ne, das ist ja doof, ausserdem kann das jeder. Ich möchte ja schliesslich absolut 'hip' sein. Amazondotcom habe ich mal bei n-tv aufgeschnappt, die weltgrösste Buchhandlung. Allerdings mit nur einer Filiale und die ist im Internet. Nur fehlt mir dazu was ganz entscheidendes, nämlich ein PC. Aber auch sowas kann man ja kaufen. Werde ich dann mal in Angriff nehmen. Erst einen PC kaufen, dann ein Buch...ja, so mache ich es!
28.1.2000
Liebes Tagebuch,
PC kaufen um ein Buch zu kaufen, so war mein Plan. Schließlich ist man heutzutage 'drin'! Jeder ist 'drin'! Wer nicht 'drin' ist, scheint irgendwie doof zu sein.
Boris Becker ist z.B. auch schon 'drin', und der scheint ein absoluter Technikidiot zu sein. Jetzt habe ich allerdings ein echtes Problem...was bedeutet 'drin'? Dieser Sache muss ich mal auf den Grund gehen! Also dann mal auf zum Mediamarkt.
Tja, da war ich nun heute. Also, wie kommt man 'rein', damit man 'drin' ist? Ich machte mich auf die Suche nach geschultem Fachpersonal. Das erwies sich aber als nicht ganz einfach. Der erste, den ich aus seiner Lethargie weckte, meinte nur ich solle auf die Produktbeschreibungen schauen, da würde alles draufstehen. Hmmm, dann schauen wir mal. Also Zumbitsu PC, 128 MB RAM, 450 Mhz. Zeppelin-Prozessor, Windows 98 (haben wir nicht schon das Jahr 2000?) aber nirgends stand, ob man damit dann 'drin' ist!
Also mußte noch ein Verkäufer dran glauben. 'Sorry, nicht meine Abteilung...' war die knappe Antwort. Na warte, zurück zum ersten und der hatte diesmal keine Chance zu entkommen, war er doch eingeklemmt zwischen einem Rudel Grundschüler, die an der Sony-Playstation ihre Freizeit verbrachten!
Ich heulte ihn an: 'Ich brauche einen PC! Ich will endlich ´drin´ sein!'. Daraus ergab sich ein äußerst interessantes und kontroverses Verkaufsgespräch. Andere Kunden lauschten dieser Unterhaltung teilweise belustigt, teilweise kopfschüttelnd. Der Verkäufer versuchte meinen Gedanken zu folgen: 'Wie drin wollen Sie sein? Da haben wir hier diesen brandneuen Zumitsu PC mit 45fach CD-ROM bla quassel...'. 'Ich will rein!' schrie ich und erntete prompt Szenenapplaus von unserer anwachsenden Zuschauerschar. Daraufhin nahm der Verkäufer einen der Playstation-Schüler als Geisel, presste ihm sein Handy an den Kopf und drohte mir: 'Hören Sie auf mit diesem ewigen ´drin´, oder dieser Junge wird nie wieder im Leben etwas anfassen, was eine Tastatur hat!'. Kurz bevor das Sondereinsatzkommando eintraf meldete sich der Schüler zu Wort: 'Mensch, du Idiot, der Kerl will ins Internet!'
Und Ruck Zuck hatte ich dann auch meinen PC. Einen Zumbitsu Multimedia mit 450 Herz Zeppelin Prozessor. Nur reinkommen müsste ich selber, hat der Verkäufer gemeint. Aber das sei ganz einfach, hätte sogar der Becker kapiert!
29.1.2000
Liebes Tagebuch!
Endlich, das Wunderwerk der modernen Technik steht vor mir auf meinem Schreibtisch. Ich werde eintauchen in die mysteriösen Welten des Internets, DEM Medium des neuen Jahrtausends, der Götterdämmerung der Kommunikation...aber lassen wir das, kümmern wir uns um die Fakten.
Mein neuer PC scheint zu leben, zumindest sieht es so aus, als würde er mich über sein CD-ROM Laufwerk angrinsen und sagen: 'Los, Fremder! Schließ mich an!'. OK, dann wollen wir doch mal. Der Monitor steht, die Boxen stehen und viele, sehr viele Kabel hängen leblos an meinem Schreibtisch herunter. Was passt wo rein. Der Händler hat noch gemeint: 'Wenn das Boris Becker schafft, dann können Sie das auch.' Nun gut, wozu gibt es ein Handbuch. 'Herzlichen Glückwunsch...' jajaja, ich weiß...sie sind nun stolzer Besitzer usw. etc. 'Schliessen Sie Ihren Monitor an der Monitorbuchse der Zentraleinheit an. Sollten Sie über einen Monitor mit USB-Schnittstelle verfügen dann verwenden Sie unbedingt den USB Anschluß Ihrer Zentraleinheit.' AHA! Also wie war das nochmal, im Mittelteil und wer zum Teufel ist dieser USB. Versuchen wir es anders, zum Monitor kann ich ja noch später kommen.
'Schliessen Sie Ihren Drucker am Parallel-Port der Zentraleinheit an. Sollten Sie über einen Drucker mit USB-Schnittstelle verfügen dann verwenden Sie unbedingt den USB Anschluß Ihrer Zentraleinheit.'
Danach musste ich dann doch erst einmal in mich gehen. USB klingt spannend, aber wie meinen die das? Einmal mehr dachte ich, dass meine Theorie stimmt, welche besagt, dass es in Japan ein riesieges Sadisten-Camp gibt. Dort werden Menschen gezüchtet, welche sozusagen die Geiseln der Menschheit darstellen. Dazu gehören neben Versicherungsvertretern und Schuhverkäufern auch diese Kerle, die an den Bahnhöfen immer die Durchsagen machen, die keiner versteht und die Jungs, welche Anleitungen für technische Geräte verfassen.
Ich bin doch nicht blöd! Ich habe Abitur! Es kann, nein, es DARF kein Problem sein. Wie würden clevere Leute handeln, wie würde es jemand ohne Abitur machen. Bingo! Einfach probieren. Was passt das passt und wenn was explodiert ist es ein Garantiefall!
Und siehe da, 5 Minuten später war mein Denkkünstler angeschlossen.
Vom Schmunzeln bis zum herzhaften Lachen... Tolle Story. Von wem kommt die ??
Bin selbst Arivaner/Trader (wenn auch noch nicht so lange) aber auch Informatiker (ziemlich lange).
Für alle Media-Markt-Geschädigten: Vielleicht können wir hier einen Thread aufmachen "PC-Klagemauer" oder so. Ich helfe gerne !
Liebe Grüße
:-)))
bilbo: Al, auch wenn manche Folgen nicht so toll sind, wir wollen sie alle !!! o.T.
07.03.00 21:25
habe mich eben zum ersten Mal köstlich über Deine Story amüsiert. Warte gespannt auf die nächsten Folgen...:-))
Grüße von einem sich vor Lachen krümmenden
Spunk
Nein Mutti, ich habe keinen Hunger!
30.1.2000
Liebes Tagebuch!
Sonntag, bin extra schon um 11 Uhr aufgestanden. Ziemlich früh für einen Studenten, ich weiß! So, dann wollen wir doch mal sehen, was mein neues Wunderding der Technik so alles kann. Eingeschaltet und los geht’s! Nach viel 'gerappel' im Innern meines PCs sagt er zumindest einmal, dass Windows 98 gestartet wird. Dann aber die erste Überraschung: Ich soll mich vor meinem PC outen. Name, Adresse, Linzenznummer?! Was´n das? Nur 30 Minuten gesucht, gefunden und dann die 25stellige, sinnlose Buchstaben und Zahlenkombination eingegeben. Nach 60 Minuten scheint das System soweit Einsatzbereit, zumindest kann ich mit dem Mauszeiger wie wild herumfahren und was anklicken. Nur...muß ich jedesmal 60 Minuten warten um meinen PC zu starten. Das kann doch fast nicht sein. Naja, ich laß mich morgen überraschen. Jetzt erstmal los...schauen wir doch mal, ob ich schon drin bin. Irgendwas mit Internet steht da und ich klicke es an. Ne, das war irgendwie nix. Das System will von mir, dass ich mich zuerst bei einem Online Dienst registriere. Am liebsten den von Microsoft selber sagt mir das kleine Kästchen auf dem Bildschirm. Ich will aber 'rein' damit ich 'drin' bin.
'Nein Mama, ich habe keinen Hunger! Muß hier noch was erledigen, kann aber nicht mehr lange dauern...' sage ich wie in Trance, auch als meine Mutter zum dritten mal den Kopf durch die Tür steckt, ändert sich weder mein starrer Blick auf den Monitor, noch meine Worte. Da ist es bereits nachmittag.
Irgendwo muß doch dieses 'drin' sein! OK, erstmal eine Pause machen und ich hocke mich vor den Fernseher. Und da ist er auch schon, Boris! Er erzählt wieder, dass er 'drin' ist...Boris, bitte sag es mir...wie komm´ ich 'rein'! Und dann, am Ende der Werbung die Offenbarung 'AOL' das Logo habe ich doch schon auf meinem Bildschirm gesehen. Da ist es ja! Draufgeklickt und los geht es...mit vielen schönen Angaben, die das System wiedereinmal von mir Wissen will.
Draußen sehe ich noch die Sonne untergehen, als ich AOL zum ungefähr 17ten Mal bestätige, dass ich derjenige bin und meine Adresse wirklich stimmt. Na das kann ja noch heiter werden.
Das Internet: Nur zur Weiterbildung!
18.2.2000
Liebes Tagebuch!
Lange hast du nun schon nichts mehr von mir gehört. Du könntest ja fast meinen, ich hätte den ganzen Computer- und Internetkrempel hingeworfen. Aber da irrst du dich. Obwohl ich rund 20mal daran dachte, doch lieber mein Geld mit einer ehrlichen Arbeit zu verdienen, als eine Million mit Aktien zu machen. Aber mit Hilfe eines Bekannten meines Freundes Ingo, welcher eine Werbeagentur hat, hab ich nun endlich dieses AOL Zeug installiert und bin seither nicht mehr losgekommen, von dieser Teufelskiste.
Am ersten Tag als es funktionierte, also vorvorgestern bin ich mal auf eine Suchmaschine gegangen. So, da war nun das Internet, komplett vor mir ausgebreitet, die gesamten Informationen und das Wissen der Menschheit lag mir zu Füßen. Ich konnte mir heraussuchen was ich wollte...nur wonach sollte ich suchen?
Hmmm...irgendwas mit Sex ist immer gut, man hört es ja oft, dass es im Netz nur so davon wimmelt. Also, ich teile Yahoo meine Suchanfrage mit und siehe da das System findet 50.859.478 Einträge! Was? Wieviele? Kann das wirklich sein? Scheinbar bin ich doch nicht der Erste, der dieses Suchwort eingibt.
Tja, und bis heute surfe ich nun diese Sexseiten ab. Natürlich aus rein wissenschaftlichem Interesse und zur Weiterbildung. Ausserdem interessieren mich auch nicht die Bilder, sondern die Interviews. Irgendwie gehört sowas auch zu meinem Studium. Seither ist mein Cola Konsum rapide gestiegen und der Pizzabote nennt mich beim Vornamen.
Aber morgen werde ich mal eine der anderen Seiten besuchen. Schliesslich habe ich ausgerechnet, dass ich gar nicht so lange leben werde um alle 50 Millionen Sexseiten anzusurfen und irgendwie werden es auch immer mehr!
28.2.2000 (abends)
Liebes Tagebuch!
Heute nachmittag hat mich Jochen ganz aufgeregt angerufen und gefragt, ob mein neuer PC eigentlich das Schaltjahr überlebt. Wie, was? Schaltjahr, überleben...um Gottes Willen was muß ich denn noch alles beachten. So ein PC braucht ja mehr Pflege als eine Perserkatze. Letzte Woche die Sache mit der CD, die einfach nicht funktionieren wollte, hat mich 2 Tage gekostet um herauszufinden, dass die falschrum eingelegt war und nun noch ein Schaltjahr.
Da rufe ich doch am besten Mal bei der Media-Markt-Hotline an. Ich bin ja schließlich nicht blöd. OK, 0190-355299275...es hupt: „Guten Tag, dies ist ein Service der Infoworld GmbH...wenn Sie diesen Service bereits kennen, dann antworten Sie mit JA...“ stöhnt es aus der Muschel. „Ja“ antworte ich...schließlich erzählen die eh nur eine Minute Schwachsinn wieviel es kostet usw., kenne ich ja bereits von den unsäglichen Börsenhotlines. Danach eine Warteschleife, die nochmal eine Minute dauert...also schon wieder Geld weg. Dann endlich ein Mensch! „Also, ich habe da ein Problem. Explodiert mein PC zum Schaltjahr?“ Nun war ca. eine Minute Schweigen am anderen Ende der Leitung, und wieder 3,62 DM weg! „Ihr PC kann nicht explodieren!“ war dann die Antwort. Ich beharrte auf meiner Annahme, schliesslich konnte ich mich doch auf Jochen verlassen. Die Hotline wollte wissen, ob mein PC denn zum Jahreswechsel auch „explodiert“ sei. Nun, diese Frage konnte ich leicht beantworten: „Den PC habe ich erst seit dem 28.1.2000!“
Nach einigem hin und her wurde ich zum Operator des Call-Centers durchgeleitet. „Der kann jedem helfen“, so einer seiner Angestellten. Und tatsächlich, dieser Mann schien Ahnung zu haben. „Herr Martin! Wir müssen jetzt ganz tapfer sein! Wir wagen uns nun ziemlich weit vor, rein technisch gesehen. Wir gehen dahin, wo noch nie zuvor ein Computeruser war! Bei ihrem Schaltjahrproblem wenden wir die Ingenieursmethode an...“ säuselte eine tiefe Stimme. Das klang vielversprechend. Inzwischen war es auch schon ziemlich spät und ich hatte Angst, dass meine Wundermaschine eine Gefahr für Leib und Leben darstellen könnte. „Keine Angst, Herr Martin! Wir stehen das gemeinsam durch...“ Nur was war es?! „Die Methode, welche wir anwenden ist so simpel wie genial! Wir warten einfach was passiert...“
Und dann lauschten wir dem ticken der Uhr. Um 23:59 Uhr wurde ich doch etwas nervös, aber dann war es auch schon vorbei! Vielen Dank an die 0190-Media Markt-Hotline, ihr habt mir, nach nur 4 Stunden, meine Angst genommen!