Dax Dunkelrot, wohin? unter 7000?
Und zum Thema Politischer Einfluss:
Die machen nichts weil der ganze Hype vom Anleger gemacht ist, da die Wirtschaft auf festen Füßen steht.
panik ist schon eine interessante sache - dann gucken wir uns mal an, wie schnell die kurse wieder steigen :-)
sowas
(Mal den 2. Absatz beachten!)
01. TICKER-UPDATE: DER WAHRE GRUND FÜR DEN CRASH
Liebe Börsenfreunde,
um 7% ist der DAX gestern eingebrochen. Die Gründe dafür
konnten Sie im Heibel-Ticker PLUS vom vergangenen Freitag
lesen. Es ist nämlich genau das eingetreten, wovor ich warnte
nur leider viel viel schneller, als ich dachte. Ich hatte in
dieser Woche schon mit einer Gegenreaktion auf die Kursverluste
der vergangenen Wochen gerechnet, eine Kleinigkeit, von der Sie
in den Deutschen Medien nichts hören, machte uns einen Strich
durch die Rechnung:
Die Rating Agentur Fitch hat die Bewertung von Ambac am Freitag
von AAA auf AA gesenkt. Auch die Rating Agentur Moodys hat die
Abstufung der Bewertung einiger Versicherungsunternehmen
angekündigt. Es handelt sich dabei genau um die vier, die ich
Ihnen seit Wochen nannte: Ambac und MBIA, die vorwiegend
strukturierte Finanzprodukte, sowie PMI und MGIC, die
überwiegend persönliche Hypothekenkredite direkt versichern.
Ich habe den gestrigen Tag vergeblich darauf gewartet, dass der
internationale Ausverkauf mit diesem Vorgang in Verbindung
gebracht wird. Stattdessen wurden immer wieder Rezessionsängste
(die haben wir schon seit Wochen) oder Rekordabschreibungen der
West LB und Commerzbank (das war aber doch nur in Deutschland,
warum ist dann die ganze Welt in die Knie gegangen?) als Grund
angeführt.
In den USA gibt es seit 2002 ein neues Bilanzierungsgesetz
(Sarbanes-Oxley-Gesetz): Es darf nicht mehr abgeschrieben
werden, als nach den Grundregeln der ordnungsgemäßen
Buchführung auch begründbar ist. Damit wurde der Praxis Einhalt
geboten, im Falle von Marktproblemen wie derzeit auf dem
Immobilienmarkt, sämtliche Immobilienderivate einfach auf Null
abzuschreiben, riesige Steuervorteile zu kassieren und in den
nächsten Quartalen dann sukzessive außerordentliche Gewinne zu
vermelden. Diese Praxis hatte den Vorteil, dass es einen
schockierenden Augenblick gab, in dem so ziemlich alles in
Frage stehende für wertlos erklärt wurde, die Kurse brachen
ein, anschließend gab es dann jedoch nur noch positive
Meldungen.
Unternehmen, die das heute tun, laufen Gefahr, für die
Bewertungsmethoden vor Gericht gezerrt zu werden. Dort muss
dann begründet werden, wie beispielsweise ein bestimmtes
Immobilienderivat innerhalb von wenigen Wochen so viel Prozent
seines Wertes verlieren kann. Und für diese Argumentation muss
das Unternehmen dann klare Bewertungsmethoden vorweisen.
Wenn dieses Papier beispielsweise von Ambac versichert war und
Ambac selber wird von Moodys mit einem AAA bewertet, dann gilt
ein solches Immobilienderivat als nahezu hundert Prozent
sicher. Man kann da vielleicht aus Gründen der allgemeinen
Marktunsicherheit 5% oder 8% an Wert abziehen, mehr nicht.
Doch es war jedem klar (Ihrem Autor zumindest), dass Ambac mit
700 Mrd. USD an versicherten Werten und nur 20 Mrd. USD
Eigenkapital bei den geringsten Problemen, über den
Kapitalmarkt neue Kredite zu beschaffen, seine
Versicherungszusagen nicht einhalten kann. Ambac finanziert
sich durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen, diese wurden
in den vergangenen Wochen zu immer höheren Zinsen ausgegeben,
und das, obwohl Ambac ein AAA als Bewertung hatte.
Anleger trauen Ambac jedoch nicht mehr und kaufen die
Unternehmensanleihen nicht mehr. Und damit ist die Geldquelle
versiegt, Ambac bekommt nun Probleme, überhaupt noch Kapital
aufzutreiben.
Und in diesem Augenblick stuft Moodys Ambac auf AA ab. Das
bedeutet, dass der Zins, den Ambac für seine
Unternehmensanleihen anbieten muss, nochmals höher sein muss.
So hoch, dass die Kalkulation von Ambac nicht mehr
funktioniert, Ambac wird in wenigen Tagen insolvent sein (wenn
nicht Vater Staat eingreift).
Wenn nun jedoch Ambac nicht mehr zu seiner Versicherungszusage
stehen kann, wie groß ich dann das Ausfallrisiko der
Immobilienderivate? 5% oder 8%? Oder eher 40% oder 60%?
Ich fürchte eher letzteres. Und das sind die Meldungen, an die
Sie sich in den nächsten Tagen gewöhnen müssen. Merrill Lynch,
Citigroup, aber auch die Hypo Realstate, Commerzbank und
vielleicht auch die Deutsche Bank werden allesamt ihre
Abschreibungen auf Immobilienderivate drastisch ausweiten.
Dabei ist ihnen gar kein Vorwurf für die zuvor zu kleinen
Abschreibungen zu machen, denn sie durften nicht mehr
abschreiben, da die Papiere ja von AAA-gewerteten
Versicherungen garantiert waren. Erst jetzt, nach der Abstufung
dürfen drastische Abschreibungen vorgenommen werden. Die
Abschreibungen, die ich bereits seit diesem Herbst einfordere.
Heute früh habe ich Kommentare von unserem Bundesbankchef Axel
Weber gelesen. Er sagt, in Deutschland bestehe keine Gefahr
einer Kreditklemme (Liquiditätsengpass im Finanzsektor), da
sich die Kreditinstitute untereinander fleißig weiter Geld
leihen. Gleichzeitig beklagt sich Axel Weber über die Praxis
der Salami-Abschreibungen, der zu kleinen, aber häufigen
Abschreibungen durch die Banken. Aber genau das ist eben
gesetzlich geboten, weiß das Axel Weber etwa nicht?
Das Sarbanes-Oxley-Gesetz wurde 2002 in Folge der
Bilanzierungsskandale bei Enron und Worldcom verabschiedet. Es
werden darin Compliance-Vorschriften festgelegt, die bislang
nur als Richtlinien galten. Die SEC (US-Börsenaufsicht) kann
nun die Befolgung der Sarbanes-Oxley-Gesetze einfordern und
kontrollieren. Deutsche Unternehmen, die nach internationalen
Bilanzierungsrichtlinien abrechnen, befolgen diese Gesetze
natürlich ebenfalls.
AUSBLICK
(...)
Was wird nun geschehen? Wird die Welt, wie wir sie kennen, zu
einem Ende kommen?
Ich muss bei dieser überspitzt formulierten Frage immer
schmunzeln. Ja, natürlich wird es nach diesem Crash wieder
grundsätzliche Änderungen am Weltfinanzsystem geben. Unser
System hat wieder einmal seine Grenzen erfahren und Anpassungen
sind notwendig.
Gut, auf der einen Seite denke ich, hätte Ben Bernanke durch
zielstrebige, große Zinssenkungen im vergangenen Sommer den
gestrigen Börsencrash verhindern können. Aber der Umstand, dass
er dies nicht tat, sollte uns über seine Funktion nachdenklich
machen. Doch nicht heute.
Heute überlegen wir uns, ob wir nun in die Panik einstimmen
sollen, oder ob wir kaufen sollten. Und die langjährigen Leser
meiner Berichte kenne meine Antwort bereits: Kaufen, wenn die
Kanonen donnern. Kaufen Sie also am heutigen Tag ein.
Der DAX wird meiner Ansicht nach knapp unter 6.500 aufprallen,
dort befindet sich eine Unterstützung. Ich denke nicht, dass
der DAX viel weiter fällt. Hält diese Unterstützung nicht, dann
wäre die nächste Unterstützung bei 5.400 Punkten doch eine
Korrektur bis auf dieses Niveau müsste eine
Weltwirtschaftskrise nach sich ziehen und daran glaube ich
nicht.
Allerdings erwarte ich, dass die Hiobsbotschaften aus dem
Finanzsektor noch eine Zeit lang anhalten werden, und
anschließend werden auch andere Branchen in Mitleidenschaft
gezogen: Einzelhandel, Konsumartikel,
Investitionsgüterindustrie. Daher wird es meiner Ansicht nach
nicht heute zu einem plötzlichen Ende der Korrektur kommen, die
morgen den DAX schon wieder über 7.500 Punkte führt, sondern
wir werden einige Zeit hier unten verbringen. Sie brauchen sich
mit Ihren Käufen also nicht zu hetzen, und kaufen Sie nicht
alles auf einmal, sondern halten Sie etwas Pulver bereit für
Nachkäufe.
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker