Dax-Ausblick: Nahost-Krise belastet Börsen
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Eröffnet am: | 22.07.06 16:32 | von: Zockerbulle | Anzahl Beiträge: | 1 |
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HANDELSBLATT, Samstag, 22. Juli 2006, 10:46 Uhr
Weiter volatile Märkte
Dax-Ausblick: Nahost-Krise belastet Börsen
Der Nahost-Konflikt, der hohe Ölpreis und die Angst vor einer Abschwächung der US-Konjunktur könnten die Stimmung am deutschen Aktienmarkt in der kommenden Woche trüben. Selbst Effekte durch positiv ausfallende Geschäftsberichte dürften verpuffen. Börsianer erwarten beim Dax daher wenig Veränderung, Pessimisten gar einen weiteren Rückgang der Kurse.
HB FRANKFURT. "Der Markt wird in der kommenden Woche wohl keine großen Sprünge machen. Ihm fehlt im Moment einfach die Kraft", sagt Marktstratege Markus Reinwand von der Helaba. Kai Stefani von der Fondsgesellschaft Dit ist ähnlicher Meinung: "Es gibt nichts, was den Markt beflügeln könnte." Die bisher recht guten Geschäftsberichte würden überschattet von den weltpolitischen Ereignissen. "In der jüngsten Zeit ist wieder klar geworden, dass die Welt nicht sicherer geworden ist, und das drückt die Stimmung."
Die Börsenexperten des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger & Geiger sehen neben diesen Belastungsfaktoren noch weitere Bremsklötze: "Die Anleger haben im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung mit erheblichen Risiken zu rechnen", schreiben die Analysten in ihrer aktuellen "Marktmeinung aus Stuttgart". Auch der weiter steigende Ölpreis und wachsende Risiken, dass die US-Konjunkur erlahmen könnte, würden die Märkte belasten. Gerade für deutsche Anleger sei dies "angesichts der steuerlichen Belastung ab 2007" ein "schwieriges Umfeld".
"Kann der Dax seine Unterstützungslinie von 5 350 Punkten halten oder nähert er sogar noch der Linie bei 5 170 Punkten an?" fragen die Beobachter vor diesem Hintergrund. Nach den Indikatoren sei ein solcher weiterer Abstieg durchaus möglich. Die optimistische Einstellung unter den Anlegern ist in den vergangenen Tagen auch nach Beobachtung anderer Experten einer pessimistischeren Sicht gewichen. Eine aktuelle Sentimentanalyse des Daytradebrokers ClickOptions kommt jedenfalls zu dem Ergebnis. Die Investoren würden "derzeit eine weitere Talfahrt des Dax" erwarten.
In dieser Woche gewann der Dax rund 1,5 Prozent, nachdem er in der Vorwoche mehr als vier Prozent eingebüßt hatte. Am Freitag gaben indes die Kurse teils kräftig nach. Der Ölpreis bewegt sich weiter auf hohem Niveau. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordseesorte Brent kletterte sogar auf ein Rekordhoch von 78,18 Dollar. Vor allem die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten beunruhigte die Anleger. Seit mehr als einer Woche dauern die Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz inzwischen an.
Termine der kommenden Woche
Während in den USA die Berichtssaison schon auf Hochtouren läuft, ziehen in der kommenden Woche auch die deutschen Unternehmen nach. Aus dem Dax legen Schering (Dienstag) sowie DaimlerChrysler, Lufthansa, Volkswagen und Siemens (alle Donnerstag) Zahlen vor. "Der relativ positive Trend bei der Gewinnentwicklung wird sich sicher fortsetzen", sagt Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. Entscheidend sei aber der Ausblick der Unternehmen. "Angesichts der sich abzeichnenden Abkühlung der US-Konjunktur wird der Markt seine Gewinnerwartungen herunterschrauben müssen", prognostiziert er. Mit den bisher vorgelegten Berichten zeigten sich die Börsianer zufrieden. Dit-Experte Stefani weist darauf hin, dass mehr als zwei Drittel der Unternehmen in den USA die Prognosen der Analysten übertroffen hätten.
Weitere US-Schwergewichte werden in den nächsten Tagen mit Quartalszahlen aufwarten: Merck & Co und Texas Instruments am Montag, DuPont, Sun Micro und UPS am Dienstag. Am Mittwoch folgt GlaxoSmithKline. Der Donnerstag dürfte den Höhepunkt der Woche im Blick auf Unternehmenszahlen markieren: Dann berichten insgesamt 45 Unternehmen aus wichtigen US- und Europa-Indizes.
In der kommenden Woche werden die Börsianer auch die Konjunkturdaten aus den USA genau unter die Lupe nehmen, nachdem US-Notenbank-Chef Ben Bernanke zuletzt Spekulationen auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus genährt hatte. Am Dienstag werden aus den USA Zahlen zum Verbrauchervertrauen für Juli erwartet, am Donnerstag wird der Auftragseingang für die langlebigen Güter veröffentlicht. Zum Abschluss der US-Konjunkturwoche kommt am Freitag die erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal. "Es besteht das Risiko, dass die US-Wirtschaft doch stärker ins Stolpern gerät als erwartet", sagt Reinwand.
Aus Deutschland steht am Mittwoch der Ifo-Geschäftsklimaindex an, am Donnerstag folgt der GFK-Konsumklimaindikator.
Lesen Sie weiter auf Seite 3: Weitere Analystenstimmen zu den konjunkturellen Aussichten
Die Aussagen des US-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke haben den Markt nicht beruhigt. Nachdem seine Worte als mögliches Ende der US-Zinssenkungen interpretiert wurden, legten die Aktienkurse zu. Schon einen Tag später wurde das Sitzungsprotokoll derselben Notenbank gegenteilig ausgelegt - und schon ging es wieder abwärts. Einige Beobachter weisen darauf hin, dass ein Ende der US-Zinserhöhung nichts anderes sage, als das die Konjunktur nicht mehr richtig laufe.
Allgemein sehen viele Analysten in aktuellen Konjunkturdaten eher widersprüchliche Tendenzen. Die Zinspolitik der Notenbanken verstärkt die Unsicherheit. Denn dem erhofften Ende der US-Zinserhöhungen steht eine von den meisten Beobachtern erwartete Erhöhung der europäischen Zinsen durch die EZB entgegen. Schon am 3. August könnte die Europäische Notenbank den Zins anheben.
Für die Aktienkurse bedeutet dies: Da es zurzeit keinen von allen Marktteilnehmern akzeptierten Bewertungsmaßstab gibt, gehen die Meinungen über den Wert einer Aktie auseinander. Das erklärt zum Teil die derzeitige Volatilität. Zudem könnte eine Anhebung der Zinsen im Euroraum die europäische Währung auf ein neues Rekordniveau heben und damit die Exportaktien unter Druck bringen. Sollte darüber hinaus der Ölpreis auf 110 US-Dollar klettern - was sowohl Charttechniker als auch Analysten der politischen Lage nicht ausschließen -, würde dies die Märkte weltweit belasten.
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