Das wars Erde!
Bericht des UN-Klimarates
Alarmierendes Bild vom Zustand der Erde
In ihrem Abschlussbericht wollen die Experten der UN die Mitverantwortung der Menschheit an der Erderwärmung unmissverständlich darlegen.
Von Patrick Illinger
500 Wissenschaftler des UN-Weltklimarats werden am kommenden Freitag zum viertem Mal seit 1990 den aktuellen Stand der Klimaforschung vorstellen.
Derzeit ringen die Wissenschaftler des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) in Paris noch mit Regierungsvertretern aus mehr als 100 Staaten um die endgültigen Formulierungen des Abschlussberichts.
Dabei zeichnet sich ab, dass die Experten ein alarmierendes Bild vom Zustand der Erde zeichnen wollen.
Die in Paris derzeit verhandelte Schlussfassung des wissenschaftlichen Teils liegt der Süddeutschen Zeitung vor. Sie ist deutlich schärfer formuliert als die ersten drei Berichte des IPCC aus den Jahren 1990, 1995 und 2001.
Die zur Stunde in Paris noch diskutierte Fassung enthält sogar drastischere Aussagen als eine Vorgängerversion desselben Berichts aus dem vergangenen Jahr.
Auch Äußerungen beteiligter Klimaforscher am Rande der Verhandlungen in Paris lassen darauf schließen, dass der Klimarat die Mitverantwortung der Menschheit an der globalen Erwärmung unmissverständlich darlegen will.
Der Präsident des IPCC, Rajendra Pachauri sagte, er hoffe, der Bericht werde die Menschen schockieren und Regierungen zum Handeln anregen.
Der Anstieg der Treibhausgase in der Erdatmosphäre seit dem Jahr 1750 sei vor allem auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe, die moderne Landwirtschaft und Eingriffe in die natürlichen Böden zurückzuführen, schreiben die IPCC-Wissenschaftler.
"Die Erwärmung im Klimasystem ist eindeutig"
Die erhöhten Kohlendioxidmengen in der Atmosphäre haben dem Bericht zufolge einen fünfmal so großen Einfluss auf die Erderwärmung wie die Schwankungen der Sonneneinstrahlung.
"Die Erwärmung im Klimasystem ist eindeutig", heißt es in dem Bericht. Das lasse sich anhand der globalen Luft- und Ozeantemperaturen, den weltweit abschmelzenden Eis- und Schneedecken, sowie des Anstiegs der Meeresspiegel feststellen, lautet eine zentrale Aussage in der aktuellen Fassung des Berichts.
Durch die Verbrennung fossiler Energieträger wurden in den 1990er-Jahren jährlich rund 6,4 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen.
Dieser Wert ist seit der Jahrtausendwende auf 7,2 Milliarden Tonnen pro Jahr gestiegen.
Hinzu kommt, dass die Vernichtung von Wäldern und anderen Landflächen die natürliche Umwandlung von Kohlendioxid in Sauerstoff verringert. Seit 1995 habe sich der CO2-bedingte Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre um 20 Prozent verstärkt, so der Bericht.
Folgende weitere Fakten aus der Klimaforschung haben die IPCC-Wissenschaftler zusammengetragen:
Seit in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Aufzeichnung von Wetterdaten begonnen wurde, sind elf der zwölf wärmsten Jahre in den Zeitraum von 1994 bis 2005 gefallen. In den vergangenen 50 Jahren stieg die durchschnittliche Temperatur der Erdatmosphäre um 0,13 Grad pro Dekade.
Das ist deutlich mehr als noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, was darauf schließen lässt, dass sich die Erde beschleunigt aufheizt.
Messungen mit Satelliten und Ballons haben zudem festgestellt, dass die Erwärmung auch die höheren Schichten der Atmosphäre betrifft, eine Frage, die im dritten IPCC-Bericht im Jahr 2001 ungeklärt geblieben war.
Weil wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ist die Atmosphäre insgesamt feuchter geworden. Noch in mindestens 3000 Meter Tiefe ist die Erwärmung auch in den Ozeanen messbar.
Das Abschmelzen von Gletschern und Polareis ließ den Meeresspiegel um die Jahrtausendwende herum um 0,77 Millimeter pro Jahr anwachsen. Diese Rate dürfte in den kommenden Jahren noch steigen.
Weil erwärmtes Wasser sich ausdehnt und das die Meere der Welt zusätzlich anschwellen lässt, steigen die Meeresspiegel derzeit insgesamt um rund 3,1 Millimeter pro Jahr.
Besonders von der Erwärmung betroffen ist die Arktis. Dort sind die Durchschnittstemperaturen in den vergangenen 100 Jahren doppelt so schnell gestiegen wie im Rest der Welt. Hochrechnungen zeigen, dass das Nordpolarmeer in der Mitte des 21. Jahrhunderts im Sommer eisfrei sein dürfte.
An der Oberfläche der Permafrostzonen wurde ein Temperaturanstieg von drei Grad Celsius festgestellt. In anderen Teilen der Welt sind bereits verstärkt Niederschläge, Dürren sowie Hitzewellen messbar.
Die Zahl der jährlichen tropischen Wirbelstürme zeigt keinen klaren Trend. Die Intensität der einzelnen Stürme habe jedoch seit den 1970er-Jahren zugenommen, so der Entwurf des aktuellen IPCC-Berichts.
Das Papier weist darauf hin, dass es auch Aspekte gebe, die keine Veränderung zeigten, beispielsweise die Antarktis, wo sich der Klimawandel bislang nicht eindeutig zeige. Über die Aussagen zur Antarktis werde jedoch derzeit noch gestritten, berichten Eingeweihte.
Es sei mittlerweile nicht nur belegt, dass die menschengemachten Treibhausgase die globale Durchschnittstemperatur beeinflussen, so die Aussage des IPCC, sondern auch die Temperaturen der einzelnen Kontinente, die Luftzirkulation in der Atmosphäre und extreme Wetterereignisse.
Klimamodelle sagen vorher, dass die globale Durchschnittstemperatur um weitere zwei bis 4,5 Grad zunehmen wird, selbst wenn es gelänge, das Kohlendioxid in der Atmosphäre bei 550 Teilchen pro einer Million Teilchen zu stabilisieren.
Der heutige Wert liegt bei etwas mehr als 380 Teilchen. Für die kommenden 20 Jahre wird mit einer globalen Erwärmung von 0,2 Grad pro Dekade gerechnet.
Danach hängt viel vom Verhalten der Menschheit ab. Ein pessimistisches, aber realistisches Computerszenario, das eine weiter wachsende Wirtschaft voraussetzt und annimmt, dass Erdöl weiterhin im Zentrum der Energiegewinnung steht, berechnet die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts mit 2,4 bis 6,3 Grad Celsius.
Der Meeresspiegel würde unter diesen Bedingungen um rund 43 Zentimeter steigen. Ein weiterer Anstieg in den folgenden Jahrhunderten wäre nicht mehr aufzuhalten. Extremwetter würden in den kommenden Jahrzehnten deutlich an Zerstörungskraft gewinnen.
Mit Spannung darf nun erwartet werden, wie der internationale Disput in Paris, an dem auch Vertreter von Ölstaaten beteiligt sind, den für Freitag anstehenden, endgültigen Klimabericht noch verändern wird.
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Und wird sich in Brüssel der deutschen Autolobby gebeugt! Das darf doch nicht wahr sein!
Tja Leute, lasst uns mit Aktien rumspielen, wie es uns Spass macht. In ein paar Jahren ist das nicht mehr wichtig. Wie sagte noch ein ein weiser Indianer:
"Irgendwann werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann..."
Besonders aber hat es mir Absoluter Neuling angetan, der mich aufforderte das zeitliche zu segnen.
Danke Dir! Meinen Selbstmord werde ich Dir zuliebe bestimmt nicht inszenieren. Voll daneben Dein Kommentar.
Interessant ist auch Johannah, die immer noch nicht verstanden hat, dass es hier auch um UNSER Leben (also DEINS) in den nächsten Jahren geht. Das hat mit Schwarzmalerei nichts zu tun. Es ist schwarzgemalt! (Heute schon mal Radio gehört?)
Ehrlich, ich habe keine weitere Lust auf Wetterextreme wie Sommer mit über 40 Grad über mehrere Wochen oder heftige Stürme, die einem das Dach wegpusten. Reissende Überflutungen sind auch nicht mein Ding.
Und da hängt ja noch etwas mehr dran: Dürren, ausfallende Ernten, Neuansiedlung vieler netter Krankheiten (z.B. Malaria). Und was soll ich meinen Kindern erzählen? "Sorry, mir ist das egal, ob Du derzeit was zu essen hast und Dir zu warm ist. Mir ging es damals in Deinem Alter gut und ich habe in Saus und Braus gelebt. Sieh doch zu wie Du klar kommst, ich leb ja eh nicht mehr so lang wie Du..." (womit wir wieder bei "Absoluter Neuling" wären).
Wenn wir hier alle immer schön weiter machen mit unserem Egoismus, Fatalismus und unserer Scheissegalhaltung, dann brauchen wir tatsächlich nichts unternehmen. Ehrlich dann ist es auch egal, ob ich Morgen rausgehe und mir einfach unter den Nagel reisse, was ich brauche. Wozu dann noch die Ordnung aufrecht erhalten? Ist doch eh bald alles vorbei.
Dann werde ich mal in den nächsten Wochen meine Absahnerei vorbereiten. Man kann doch aus allem Profit schlagen. Ich werde eine Pension ausbauen in der Hoffnung auf holländische Gäste und Gäste aus dem hohen Norden, denn die haben ja in absehbarer Zukunft ein überflutetes Heim.
Süddeutsche 2.2.07:
Kopfgeld auf den Weltklimabericht
Das American Enterprise Institute bietet Wissenschaftlern, die den UN-Bericht zum Klimawandel in Frage stellen, 10.000 Dollar. Gesponsert wird das Institute unter anderem von ExxonMobile.
Das American Enterprise Institute (AEI) hat Briefe an Wissenschaftler und Wirtschaftsfachleute in den USA, Großbritannien und anderen Ländern verschickt, in dem um Zusendung von Beiträgen gebeten wird, die dem UN-Bericht widersprechen.
Das berichtet die britische Zeitung Guardian.
Dafür habe der konservative Thinktank einen Preis von 10. 000 Dollar (rund 7700 Euro) ausgelobt, den jeder erhält, der den Schlussfolgerungen des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change - IPCC) entgegentritt. Auch die Übernahme von Reisekosten und anderen Auslagen werde angeboten.
Der im Auftrag der UN von Wissenschaftlern und Regierungsexperten erstellte Weltklimabericht zu Treibhauseffekt und Erderwärmung dürfte nicht unwidersprochen bleiben, heißt es beim AEI. Gegenwärtig sei die Debatte zu polarisiert, sagte der Unterzeichner der Briefe, Kenneth Green. Dies sei nicht gut für eine „intelligente“ Politik.
Die angefragten Experten-Artikel sollen in einem unabhängigen Bericht zusammengefasst werden, der die Schwächen und Stärken des IPCC-Berichts aufzeigen soll.
Die IPCC-Experten nähmen keine „vernünftige Kritik“ an, sie zögen „summarische Schlüsse“, die nur „spärlich“ belegt seien, argumentiert das Institut und fordert deshalb teilnahmebereite Wissenschaftler auf, die „Grenzen der Klimamodelle“ aufzuzeigen.
Pikantes Detail der Aktion: Das AEI, das sich für die Ablehnung des Kyoto-Protokolls durch die US-Regierung stark gemacht hat, wird unter anderem von dem Öl-Konzern ExxonMobil gesponsert und steht der Bush-Regierung nahe. Etliche Mitarbeiter wurden von George W. Bush als Berater beschäftigt.
Wie die Union of Concerned Scientists (UCS), ein Wissenschaftsverband mit 200.000 Mitgliedern in den USA, im Januar berichtete, hat ExxonMobile in den letzten Jahren fast 16 Millionen Dollar investiert, um Skeptiker des Klimawandels zu unterstützen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu verschleiern und Politiker und Medien zu manipulieren. In den Jahren 1998 bis 2005 gingen davon 1,6 Millionen Dollar an das AEI.
§
Allen Diskussionen und Horrorszenarien zum Trotz: Einen wissenschaftlichen Beleg für einen massiven Anstieg des Meeresspiegels für den Zeitraum bis 2100 gibt es nicht. Der NLWKN hat für diese Aussage einen objektiven Zeugen, den Pegel Norderney. Er liefert seit genau 100 Jahren eine konsistente Aufzeichnung der Wasserstände. Und aus dieser Zahlenreihe lässt sich ablesen: Des Anstieg für den Zeitraum von 1906 bis 2005 beträgt exakt 24,3 cm.
Doch es gibt Szenarien, nach denen Treibhausgasemissionen zur Erderwärmung und zum Anstieg des Meeresspiegels führen. Verlässliche Vorhersagen für die Temperaturentwicklung und den daraus resultierenden Meeresspiegelanstieg sind auf dieser Grundlage allerdings kaum möglich. Von daher ist auch die hohe Spannweite der Szenarien eines Meeres-spiegelanstiegs bis 2100 zwischen 9 cm und 88 cm zu erklären, die das vom United Nations Environment Programme (UNEP) eingesetzte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im Jahre 2001 erstellt hat. "Wie stark der Meeresspiegel tatsächlich ansteigen wird, weiß also derzeit keiner", heißt es im Jahresbericht des NLWKN. Und weiter: "Unser Thema beim Planen und Bauen ist nicht der beschleunigte Meeresspiegelanstieg allein, sondern die dauerhafte Gewährleistung der Deichsicherheit. Der Meeresspiegelanstieg ist einer von vielen Aspekten". Vorsorglich beobachtet die Forschungsstelle Küste des NLWKN aufmerksam die weitere Entwicklung und gibt regelmäßig entsprechende Einschätzungen weiter.
Zur dauerhaften Gewährleistung der Deichsicherheit gehört die konstruktive Vorsorge: Bei Deicherhöhungen und Deichneubauten wird grundsätzlich ein Anstieg des mittleren Tide-hochwassers von 25 cm in den nächsten 100 Jahren eingeplant. Massivbauwerke wie Sperr-werke, Siele und Schutzmauern werden heute schon so gegründet, dass sie nachträglich um bis zu einen Meter nachgerüstet werden können. "Jetzt schon höher zu bauen, hieße Geld auszugeben, dass zumindest noch nicht benötigt wird. Heute gilt es, die Deiche auf die heute erforderliche Höhe zu bringen und sie auch technisch so zu bauen, wie es nach neuen Erkenntnissen nötig ist" - das ist die Maxime des NLWKN..
Die Bemessung von Deichen basiert derzeit auf fünf bis sechs verschiedenen Bemessungsparametern. Nicht nur der Meeresspiegelanstieg geht in die Berechnung bei der Planung von Küstenschutzanlagen ein, sondern beispielsweise auch der Wellenauflauf.
http://www.nlwkn.niedersachsen.de/master/...8616_L20_D0_I5231158.html
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Die Leute in Bangladesh haben noch nicht einmal Geld für Sandsäcke. Vielleicht kann man sich das hier nicht vorstellen.
Ich war da und hab mir das persönlich angeschaut. Die Leute fliehen mit nichts auf dem Leib, als die Kleidung, die sie gerade mal anhaben. Kann man sich übrigens auch alljährlich im Fernsehen anschauen.
Nach dem Weltklimabericht
"Zeit für die Revolution"
Regierungen und Organisationen in aller Welt fordern einschneidende Maßnahmen gegen den Klimawandel. Und Frankreichs Präsident schlägt sogar eine "universelle Erklärung der Umweltrechte und -pflichten" vor.
Als Konsequenz aus dem neuen UN-Klimabericht haben Umweltorganisationen und Regierungen von den Industrienationen eine einschneidende Reduzierung des C02-Ausstoßes verlangt.
In dem Papier warnen die UN-Experten, dass die Temperaturen auf der Erde bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich mehr als doppelt so schnell steigen werden wie im vergangenen Jahrhundert. Deshalb werde es voraussichtlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels kommen, zu mehr und heftigeren Stürmen, zu Dürren und Überschwemmungen.
Der französische Präsident Jacques Chirac hat angesichts des Klimawandels zu einem weltweiten Umweltmanagement im Rahmen der Vereinten Nationen aufgerufen.
„Die Zeit für Halbheiten ist vorbei“, sagte Chirac zur Eröffnung einer internationalen Umweltkonferenz in Paris. Nach dem Vorbild der Weltgesundheitsorganisation WHO müsse das UN-Umweltprogramm zu einer vollwertigen UN-Organisation für Umwelt ausgebaut werden.
Die Konferenz wurde wenige Stunden nach der Bekanntgabe des UN- Klimaberichtes eröffnet.
„Es ist Zeit für eine Revolution: Die Revolution des Bewusstseins, die Revolution der Wirtschaft, die Revolution des politischen Handelns“, sagte Chirac vor 200 Delegierten aus gut 50 Staaten.
„Der Tag rückt näher, an dem der Klimawandel jeder Kontrolle entgleitet. Wir sind an der Schwelle der Unumkehrbarkeit.“
Der französische Präsident schlug eine „universelle Erklärung der Umweltrechte und -pflichten“ vor.
Die Katastrophe hat schon begonnen
Forscher belegen mit drastischen Zahlen, wie genau sie den globalen Wandel vorhersagen können.
Von Christopher Schrader
Dies war der Tag der klaren Worte. "Es ist keine Frage, dass die Zunahme des Treibhausgases auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist", sagte Susan Solomon vom Weltklimarat IPCC am Freitag in Paris.
"Die Debatte muss ab heute zu Ende sein, und die Politik muss mit dem Handeln beginnen", forderte der Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), Achim Steiner.
Der zweite Faktor ist die Abweichungen der Computermodelle voneinander, mit denen Forscher verschiedener Institute die sechs Szenarien durchgerechnet haben. Ganz sicher sind die Forscher aber, dass schon in den kommenden beiden Jahrzehnten die Temperatur um 0,4 Grad Celsius steigen dürfte , sagte Susan Solomon. Selbst wenn die Treibhausgase seit dem Jahr 2000 konstant gehalten worden wären, würde sich das Klima um 0,2 Grad erwärmen. "Das zeigt, wie sehr wir jetzt schon auf einen weiteren globalen Wandel festgelegt sind."
Angesichts des Vertrauens, das die Forscher ihren Daten entgegenbringen, wirkt es allerdings widersinnig, dass die Temperaturdaten eine größere Streuung haben als im Report von 2001. Das liegt vor allem daran, dass die neuen Modelle versuchen, Rückwirkungen im Klimasystem zu berücksichtigen, von denen die Wissenschaft damals wenig wusste.
Das Abschmelzen der Gletscher lässt den Wasserspiegel steigen
Nachfragen werden wohl auch beim prognostizierten Anstieg des Meeresspiegels aufkommen. Dort sagt der IPCC nun über die sechs Szenarien einen Wert von 18 bis 59 Zentimeter voraus. Das ist immerhin eine präzisere Aussage als 2001: Damals lag die Spanne zwischen 21 und 70 Zentimetern. Doch die Veränderung täuscht zum Teil: Der neue Report kalkuliert den Anstieg nur bis 2095, der alte hatte bis 2100 gerechnet. "Außerdem ist heute die Unsicherheit größer, was mit den Gletschern passiert", so Stefan Rahmstorf. Ihr Abschmelzen würde die Wassermenge der Ozeane erhöhen.
Erst am Freitag hatte Rahmstorf im Wissenschaftsmagazin Science vorgerechnet, dass der IPCC 2001 die Meeresspiegel-Erhöhung eher unterschätzt hatte: Tatsächlich gemessen wurde bereits ein Anstieg von 3,3 Millimetern pro Jahr, der IPCC hatte für den Anfang des 21. Jahrhunderts maximal 2,0 Millimeter angesetzt. Nur ein Risikozuschlag für die Gletscherschmelze bringt die Prognose halbwegs mit den aktuellen Messwerten in Einklang - offenbar erfüllt die Erde bereits die schlimmsten Erwartungen der Klimaforscher.
Tatsächlich dürfte der Klimawandel überall drastische Konsequenzen haben. Die Mittelmeerländer dürften dermaßen von der Hitze geplagt werden, dass Landwirtschaft dort zunehmend weniger möglich ist. Dafür könnte Skandinavien zur Kornkammer Europas avancieren. Große wirtschaftliche Verschiebungen und Wanderbewegungen wären die Folge.
Die Voraussetzungen dafür sind zumindest gut, denn die 21-seitige "Zusammenfassung für Politiker" des neuen IPCC-Berichts genieße "die Akzeptanz aller Regierungen der Welt", sagte IPCC-Präsident Rajendra Pachauri.
Mit "sehr hoher Sicherheit", so der jetzt veröffentlichte Text, habe die Menschheit durch ihre Emissionen und die Veränderungen bei der Landnutzung die Erde erwärmt. Das wisse man heute genauer als beim bisher letzten Report 2001. Die bereits eingetretene Erwärmung sei beispiellos, und das sei "sehr wahrscheinlich" auf die Freisetzung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan zurückzuführen. Als Folge sei es "praktisch sicher", dass die meisten Länder im 21. Jahrhundert mehr heiße Tage und Nächte erleben werden und weniger Frostperioden. All das hatte der Bericht 2001 weniger scharf formuliert.
Mit höherer Sicherheit als zuvor könne die Wissenschaft zudem vorhersagen, so Susan Solomon, dass Länder in subtropischen Regionen weniger Niederschläge bekommen werden, die in hohen nördlichen Breiten mehr. Eine Zunahme von Hitzewellen und schweren Regenfällen sei "sehr wahrscheinlich", heißt es im Report, die Ausweitung von Dürreregionen und die Verstärkung von tropischen Stürmen wie Hurrikanen immerhin "wahrscheinlich". Diese Abstufungen beruhen auf einer einheitlichen Sprachregelung, die das IPCC seinen Autoren auferlegt hat.
"Es gibt kaum noch Zweifel am menschengemachten Klimawandel"
"Sehr wahrscheinlich" dürfen sie nur schreiben, wenn die berechnete Wahrscheinlichkeit über 90 Prozent liegt. Deutsche Klimaforscher bekräftigten angesichts dieser Zahlen die zentrale Botschaft des IPCC-Reports. "Der Bericht stellt ganz klar fest, dass der Mensch überwiegend an der globalen Erwärmung Schuld hat. Natürliche Faktoren spielen eine völlig untergeordnete Rolle", sagte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Martin Claußen, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, ergänzte: "Es gibt kaum noch Zweifel am menschengemachten Klimawandel." Dies mache der Bericht "so deutlich wie nie zuvor".
Seit Montag hatten Forscher und Regierungsvertreter in der französischen Hauptstadt gerungen, um der Zusammenfassung den letzten Schliff zu geben. Dabei hatten manche Beobachter befürchtet, Politiker könnten den Text verwässern, hier ein "womöglich" einfügen, dort die Formulierung einer Wahrscheinlichkeit verändern. Doch das ist überwiegend nicht geschehen. Wer den nun veröffentlichten Text mit den beiden letzten internen Entwürfen vergleicht, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, findet eher eine Zuspitzung der Botschaft. Einschränkungen sind verschwunden, bekräftigende Sätze eingefügt, und die erwarteten Werte für die globale Erwärmung noch einmal angestiegen.
Das IPCC sieht nun eine Temperaturzunahme bis zum Jahr 2100 um 1,1 bis 6,4 Grad Celsius voraus, verglichen mit dem Durchschnittswert der Jahre 1980 bis 1999. Im letzten Entwurf des neuen Berichts standen noch Zahlen, die 0,1 Grad niedriger waren (SZ, 1.2.). Die breite Spanne erklärt sich aus zwei Faktoren.
Zum einen hat der Weltklimarat sechs verschiedenen Szenarien zugrundegelegt, wie sich die Welt in der Zukunft entwickeln könnte. Sie beginnen beim Szenario B1, sozusagen der heilen, der vernünftigen Welt, die sich auf Maßnahmen gegen den Klimawandel einigt und Energiespartechnik nutzt. Am anderen Ende des Spektrums steht das Szenario A1Fl, bei dem mit der Wirtschaft auch der Verbrauch von fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Kohle wächst, die große Mengen Treibhausgase freisetzen.
Ökologische Schaumschläger
Die Bundesregierung spielt im Klimaschutz den Vorreiter, doch ihr eigener Kurs ist widersprüchlich.
Ein Kommentar von Michael Bauchmüller
Klimaschutz in Deutschland
Lange genug hat Europa Stavros Dimas belächelt. Der schmächtige Grieche auf dem Stuhl des Umweltkommissars galt als farblos, als wenig visionär. Doch seit einigen Monaten macht Dimas eine interessante Metamorphose durch: Der Mann schwingt sich zum obersten Klimaschützer Europas auf.
Als solcher hat Dimas nun die Bundesregierung, selbsternannte Vorreiterin im weltweiten Klimaschutz, angegriffen: Mit der Vorreiterrolle sei es leider nicht weit her, klagt der Kommissar. Recht hat er.
Die Deutschen sind rasch zur Hand, wenn es um Parolen geht. Effizienzappelle an die Verbraucher kosten schließlich nichts. Auch die Umkehr im globalen Klimaschutz ist leicht gefordert, solange keine Taten folgen müssen. Doch daheim stocken die Fortschritte. Deutschland hat zwar mehr im Klimaschutz geleistet als irgendein anderes westliches Industrieland, der Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft tat seinen Teil dazu.
Seit einiger Zeit aber nähert sich Deutschland seinen Klimazielen im Schneckentempo, und das hat einen schlichten Grund: Eine wachsende Wirtschaft stößt eben mehr Kohlendioxid aus - zumindest, wenn sie so wächst wie bisher. Genau das will die große Koalition sicherstellen. Die Folge ist der weichgespülte Klimaschutz.
Doch wenn alle Prognosen und Befürchtungen stimmen, werden die Industrieländer bis 2050 auf 80 Prozent ihres Kohlendioxid-Ausstoßes von 1990 verzichten müssen. Das sind nicht einfach nur gedämpfte Emissionen. Das ist eine Vollbremsung jener Kohlenstoff-Wirtschaft, die westliche Industriestaaten erst reich machte. Nur scheint das auch der Vorreiter nicht kapieren zu wollen.
Die Bundesregierung setzt stattdessen auf mehr Energieeffizienz in Haushalten und Unternehmen - fördert aber gleichzeitig nach Kräften klimaschädliche Kohlekraftwerke. Sie verschreibt den Autofahrern einen fixen Biosprit-Anteil - wehrt sich aber mit Händen und Füßen gegen zu strikte Verbrauchsnormen für deutsche Autohersteller, um deren gute Geschäfte nicht zu gefährden. Der Grundsatz ist immer derselbe: Klimawende gerne, nur kosten darf sie nichts. Das kann nicht funktionieren.
Wo sie dagegen rasch handeln könnte, wird die Bundesregierung seltsam kleinlaut. Jeder, der schon einmal eine Zapfsäule benutzt hat, kennt den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Verbrauch. Ein Tempolimit aber lehnt die versammelte große Koalition mit fadenscheinigen Argumenten ab; das Geheul der Lobbys ist offensichtlich zu groß.
Der Klimaführer Deutschland bleibt lieber eine Insel fossiler Verschwendung in Europa. Auch Gesetze für klimafreundlicheres Heizen dümpeln seit Monaten dahin, obwohl sie an einem Quell des Klimawandels ansetzen. Argument: Parallel zum Steuer- und Abgabenschock sollte nicht auch das Heizen teurer werden. Hehre Klimaziele? Aus dem Blick geraten. In der Theorie stets führend, werkelt die Regierung nun an einer Art ,,ökologischer Industriepolitik‘‘, um den Spagat zwischen Klimaschutz und Wirtschaft hinzubekommen.
Der Ansatz ist nicht schlecht. Deutsche Ingenieure sollen ihr Wissen in den Dienst des Klimaschutzes stellen und ganz nebenbei neue Wachstumsfelder aufdecken. Nur werden die Ingenieure auf dem Weg zu echten Kohlendioxid-Minderungen auch Erkenntnisse gewinnen, die sich mit den Geschäftsmodellen etablierter Unternehmen, ob Energie-, Chemie- oder Autofirmen, kaum vertragen werden. Der Kurswechsel wird nicht schmerzlos sein. In jedem Fall wird er weit mehr politischen Mut erfordern, als die Koalition derzeit aufbringt.
Deutschland sollte sich nichts vormachen: Ein ernsthafter Vorreiter agiert anders. Wer global Fortschritte fordert, sie aber daheim nicht macht, wird Schlüsselländer wie China und Indien kaum zum Klimaschutz bewegen können. Sie verstehen Berlins Ambitionen bis dato ohnehin ganz anders: als Exportinitiative für den deutschen Maschinenbau.
(SZ vom 6.2.2007)
In San Francisco hat die Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) begonnen - mit einem Warnruf der Experten vor der Erd-Erwärmung.
Der vom Menschen ausgelöste Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Erde und muss so schnell wie möglich verlangsamt werden. Mit dieser Forderung begann die Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in San Francisco.
Unter der Leitung seines Präsidenten John Holdren will der Vorstand an diesem Wochenende eine Warnung zu den alarmierenden Klimaveränderungen herausgeben. Darin soll die Erwärmung der Erde als „wachsende Bedrohung für die menschliche Gesellschaft“ dargestellt werden.
In einer der ersten Pressekonferenzen der Konferenz sagten Experten voraus, dass einer der größten Gletscher Perus in nur fünf Jahren geschmolzen sein wird.
Der Qori-Kalis-Gletscher gehört zur größten Eisdecke in den Tropen und hat den Angeben zufolge im vergangenen Jahrzehnt rund 60 Meter pro Jahr verloren.
Anfang der 1990er Jahre habe seine Schmelzrate noch bei sechs Metern gelegen, berichtete der US-Paläoklimatologe Lonnie Thompson von der Universität Ohio. Laut Thompson findet der Prozess mit einer Geschwindigkeit statt, wie sie die Erde seit tausenden Jahren nicht mehr erlebt hat.
Harvard-Professor Holdren forderte die Teilnehmer auf, sich „massiv“ dafür einzusetzen, dass der rapide Klimawandel zumindest verlangsamt wird, „bevor die schlimmen Konsequenzen nicht mehr aufzuhalten sind“.
In seiner Eröffnungsrede sagte Holdren: „Die globale Erwärmung ist eine Tatsache, für die wir Menschen zu einem erheblichen Teil mitverantwortlich sind und die uns in eine gefährliche Richtung treibt.“
Seinen Worten nach lassen die wissenschaftlichen Daten ganz klar erkennen, dass die größte Bedrohung für die Erde von dem schnellen Anstieg ihrer Temperatur kommt.
Holdren nannte die Beweise für die Erwärmung der Erde und deren Konsequenzen „absolut überwältigend“. Sollten in den kommenden zehn Jahren nicht drastische Maßnahmen ergriffen werden, sei die Entwicklung wohl „irreversibel“.
Das viertägige Forum wird nach AAAS-Angaben von etwa 10.000 Forschern und 1000 Journalisten aus 60 Ländern besucht.
AAAS steht für American Association for the Advancement of Science. Der Forschervereinigung gehören Wissenschaftler in aller Welt an, die Konferenz gilt als größtes interdisziplinäres Wissenschaftlerforum weltweit.
Süddeutsche 16.02.07