Darmstädter Manifest zur Windenergienutzung
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 28.11.04 11:42 | ||||
Eröffnet am: | 10.06.04 15:05 | von: proxicomi | Anzahl Beiträge: | 17 |
Neuester Beitrag: | 28.11.04 11:42 | von: GREENDEA. | Leser gesamt: | 2.479 |
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Unser Land steht im Begriff, ein kostbares Gut zu verlieren. Der Ausbau der industriellen Windenergienutzung hat in Deutschland innerhalb von nur wenigen Jahren eine solche Dynamik entfaltet, daß Anlaß zu größter Besorgnis gegeben ist. Es wird eine Technologie gefördert, ohne deren Wirksamkeit und Folgen hinreichend abzuschätzen. Man läßt es zu, daß in Jahrhunderten gewachsene Kulturlandschaften, ja ganze Regionen industriell überformt werden. Ökologisch und ökonomisch nutzlose Windgeneratoren - teilweise schon über 120 Meter hoch und über viele Kilometer weit sichtbar - zerstören nicht nur das charakteristische Landschaftsbild wertvollster Natur- und Erholungsbereiche, sondern verfremden ebenso radikal die historischen Ortsbilder unserer Städte und Dörfer, die bisher von Kirchen, Schlössern und Burgen als zentrale Erhebungen in einem dichtbesiedelten Landschaftsraum geprägt waren. Immer mehr Menschen müssen es erdulden, in unerträglicher Nähe zu Maschinen von erdrückenden Dimensionen zu leben. Junge Menschen wachsen in eine Welt hinein, in der sich naturnahe Landschaften in traurige Restbestände auflösen.
Die Ölkrise der siebziger Jahre hat jedermann eindringlich vor Augen geführt, in welchem Ausmaß Industriegesellschaften von einer sicheren Energieversorgung abhängig sind. Erstmals wurde der Allgemeinheit bewußt, daß die fossilen Energieressourcen der Erde begrenzt sind und sich bei weiterem ungezügelten Verbrauch in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft erschöpfen könnten. Hinzu trat die Erkenntnis der Schäden, die durch Energieerzeugung und Energieverbrauch der Umwelt zugefügt werden. Waldsterben, der Reaktorunfall von Tschernobyl, die Hypothek der sich anhäufenden radioaktiven Abfälle, Gefahren einer Klimakatastrophe infolge von Kohlendioxydemission: Paradigmen für ein wachsendes Bedrohungspotential, die sich im öffentlichen Bewußtsein festsetzten.
Das eigentliche Problem jedoch, das Wachstum der Bevölkerung und in dessen Folge vor allem der eskalierende Verbrauch von Bodenfläche und von Trinkwasserbeständen, wird statt dessen in die Rolle eines Randphänomens gedrängt. Mit wenigen Ausnahmen ist es heute kein Gegenstand politischen Handelns. Im Gegenteil, das öffentliche Interesse wird noch weiter eingeengt, man richtet es weniger auf den Energieverbrauch insgesamt, sondern konzentriert Befürchtungen und Kritik vorwiegend auf die Stromerzeugung.
Zwar gibt es hier zweifellos die atomaren Risiken, in der energetischen Bilanz der Energieträger jedoch spielt die elektrische Energie eher eine Nebenrolle. Dreiviertel der Verbrauchsenergie besteht in Deutschland aus Öl und Gas. Aber gerade bei diesen beiden Energieträgern sind die Ressourcen am frühesten erschöpft. Wenn es wirklich um die Sorge für kommende Generationen gehen würde, dann wäre sofortiges und entschiedenes Handeln zum Schutz der Erdöl- und Erdgasvorräte geboten. Statt dessen geht der Benzinverbrauch unverändert weiter, und die Vorstellung, daß man seinen Urenkeln nichts übrig läßt, wird mit der vagen Vermutung verdrängt, eines Tages würde es schon Substitute für fossile Treibstoffe geben. Steinkohle und Braunkohle dagegen, die Hauptprimärenergieträger für elektrische Energie, sind weltweit, vielfach in noch unerschlossenen Lagerstätten, so reichlich vorhanden, daß die Stromerzeugung selbst bei steigendem Verbrauch für Jahrhunderte, möglicherweise sogar für einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren gesichert ist. - Hinsichtlich der Erschöpfung von fossilen Energieressourcen geht der Ausbau der Windstromerzeugung damit am Problem vorbei.
Obwohl Deutschland beim Ausbau der Windenergie weltweit die Spitzenposition eingenommen hat, konnte bisher kein einziges Kern- oder Kohlekraftwerk ersetzt werden. Dies wird, selbst bei einem weiteren forcierten Ausbau, auch künftig nicht möglich sein. Denn meteorologisch bedingt fällt der aus Wind erzeugte elektrische Strom unregelmäßig an, die Bereitstellung elektrischer Energie hingegen muß jederzeit dem Verbrauch angepaßt sein. Damit können mit der Windenergienutzung konventionelle Kraftwerkskapazitäten nicht nennenswert substituiert werden.
Nicht hinreichend werden auch Veränderungen in den Schadstoffbilanzen beachtet. Waren es wegen schlechter Filterung bis vor wenigen Jahren vor allem Schwefeldioxydemissionen der Kohlekraftwerke, so ist es heute überwiegend der Straßenverkehr, der mit Stickoxyden und Lachgas die Waldökosysteme belastet. Hinzu kommt, daß mit Fortschritten in der Kraftwerkstechnik die Wirkungsgrade steigen und auch dadurch die Schadstoffabgaben pro Energieeinheit sinken. Letzteres gilt auch für die Emission von Kohlendioxyd, so daß heute in Deutschland die Stromerzeugung nur noch zu einem Fünftel an den emittierten Treibhausgasen beteiligt ist.
Die Energiedichte des Windes ist vergleichsweise gering. Moderne Windkraftanlagen mit fußballfeldgroßen Rotorflächen erzielen nur winzige Bruchteile der Energie, die in konventionellen Kraftwerken erzeugt wird. So gewinnt man heute in Deutschland mit mehr als fünftausend Windkraftanlagen weniger als ein Prozent der benötigten Elektrizität, oder nur wenig mehr als ein Promille der Gesamtendenergie. Bei den Schadstoffen ist die Bilanz dadurch ähnlich. Der Anteil der Windenergie bei der Vermeidung von Treibhausgasen liegt zwischen ein und zwei Promille. Damit ist in den Energie- als auch in den Schadstoff- und Treibhausgasbilanzen die Windenergie ohne jede Bedeutung.
Dabei gilt es zu bedenken, daß mit Wirtschaftswachstum stets ein mehr oder minder steigender Bedarf an Energie einhergeht - trotz aller technischer Bemühungen um höhere Effizienz bei Energiewandlung und Energieverbrauch. Auf Grund ihres geringen Bilanzanteils bedeutet dies für die Windenergie bei einer auf Wachstum orientierten Wirtschaftsordnung ein verlorenes Rennen: Der Endenergieverbrauch steigt in Deutschland zur Zeit rund siebzigmal(!) schneller als das Erzeugungspotential der Windenergie.
So sehr die Windenergienutzung bilanzmäßig überschätzt, so unterschätzt wird sie im Hinblick auf ihre negativen Folgen. Sinkende Immobilienwerte spiegeln den empfundenen Verlust an Lebensqualität wider - nicht nur im Nahbereich von Turbinen, sondern in Schleswig-Holstein bereits weiträumig. Immer mehr Menschen bezeichnen ihre Lebenssituation als unerträglich, wenn sie den akustischen und optischen Einwirkungen von Windkraftanlagen unmittelbar ausgesetzt sind. Von Krankschreibungen und Berufsunfähigkeit wird berichtet, es häufen sich Klagen über Symptome, wie Herzrhythmusstörungen und Angstzustände, die von Infraschalleinwirkungen bekannt sind. Auch die Tierwelt leidet unter dieser Technologie. An den Nord- und Ostseeküsten werden Vögel von Brut-, Rast- und Nahrungsflächen verdrängt. Verdrängungseffekte werden aber zunehmend auch im Binnenland beobachtet.
Auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht ist der Ausbau der Windenergie alles andere als eine „Erfolgsstory“, wie häufig behauptet wird. Im Gegenteil, sie belastet die Volkswirtschaft, indem sie bei geringen Energieerträgen einerseits und hohen Investitionskosten andererseits nach wie vor unrentabel ist. Trotzdem wird - infolge der geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen - in großem Umfang privates und öffentliches Kapital investiert, Kapital, das nicht zuletzt bei wichtigen Maßnahmen zum Umweltschutz fehlt, aber auch Kaufkraft bindet, was wiederum zu Arbeitsplatzverlusten in anderen Bereichen führt. Nur durch die gesetzlich festgelegte Vergütung des Windstroms, die das Mehrfache seines realen Marktwertes beträgt, sowie durch steuerliche Abschreibungen können die Investoren ihre außerordentlich hohen Renditen erzielen.
Die deutsche Politik fördert seit nunmehr über zwanzig Jahren unter dem Zwang, auf drängende Umwelt- und Vorsorgeprobleme reagieren zu müssen, eine gravierende Fehlbewertung der Windenergie. Man läßt es zu, daß sich die Windenergienutzung in der öffentlichen Meinung weiterhin als eine Art Komplettlösung etablieren kann, mit angeblich entscheidenden Beiträgen für eine saubere Umwelt, für eine zukunftssichernde Energieversorgung, aber auch für die Abwendung einer Klimakatastrophe und die Vermeidung nuklearer Risiken. Die allgemeine Akzeptanz der Windenergienutzung als Folge dieser hoffnungsweckenden Fehldarstellungen erfährt eine noch weitere Verstärkung, indem dem Bürger keine Sparzwänge zugemutet werden.
Die schlimmen Folgen der Windindustrie in unserem dichtbesiedelten Land werden verdrängt, wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert, und Kritik wird tabuisiert. Diesen politisch und gesellschaftlich vorgeschriebenen Tendenzen mögen sich nur wenige entziehen. Auch die großen Naturschutzverbände, obwohl gemäß ihren Satzungen dem Landschaftsschutz verpflichtet, sehen überwiegend tatenlos der Zerstörung unserer Landschaften zu, für deren Erhalt sie jahrzehntelang mit großem Engagement gestritten haben.
So konnte eine auf den Tageserfolg orientierte Politik im Verein mit rücksichtslosen Betreiberverbänden den Weg frei machen: Durch Novellierungen im Bauplanungs- und Naturschutzrecht sind unsere Landschaften nahezu schutzlos der Windenergienutzung und damit der materiellen Ausbeutung durch investierendes Kapital preisgegeben. Zugleich ist den Menschen, die dieser menschenfeindlichen Technik unmittelbar ausgesetzt sind, das grundgesetzlich garantierte Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Lebensumfeldes weitgehend genommen worden.
Nachdem alle Bemühungen erfolglos geblieben sind, auf die politisch Verantwortlichen einzuwirken, sehen die Unterzeichner dieses Manifests nunmehr kein anderes Mittel, als an die Öffentlichkeit zu treten. Angesichts schwerster Schäden, die unseren historisch gewachsenen, kulturelle Identität stiftenden Landschaften drohen, rufen wir dazu auf, den gleichermaßen ökologisch wie ökonomisch sinnlosen Ausbau der Windkrafttechnologie zu beenden.
Wir fordern insbesondere, daß dieser Technologie alle direkten und indirekten Subventionen entzogen werden. Statt dessen sollten in größerem Umfang öffentliche Mittel für die Entwicklung effizienterer Techniken und für solche Grundlagenforschungen bereitgestellt werden, die wirkliche Lösungen für umweltverträgliche und nachhaltige Energieerzeugung erwarten lassen.
Wir warnen dringend vor einer unkritischen Technikförderung, in deren langfristiger Folge die Beziehung des Menschen zur Natur tiefgreifend Schaden nehmen kann. Unsere besondere Besorgnis gilt einem langsamen und daher schwieriger wahrnehmbaren Empfindungswandel, der uns immer weniger erkennen läßt, wie wichtig eine von der Natur vorherrschend geprägte Lebensumwelt für den Menschen ist.
Allgäuer Zeitung vom 10.06.1999:
Starker Gegenwind für geplante Windräder
Gegner der geplanten Anlage beim Mauerstettener Ortsteil Frankenried warnten noch einmal vor Gefahren
Mauerstetten (oh). In ruhigen Bahnen verlief die Informationsveranstaltung im Mauerstettener " Sonnenhof" , bei der die Gegner der Ansiedlung von Windkraftanlagen vor dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag noch einmal ausführlich über die Nachteile dieser Art von Energiegewinnung aufklärten. Die Bewahrung von Heimat und Kulturlandschaft sowie Angst vor Gesundheitsschädigungen erwiesen sich als die wichtigsten Themen.
Uwe Walter, Sohn des Mitbegründers der Initiative gegen die Windkraft-Anlagen vor Ort, versuchte anhand von Auszügen aus dem Windatlas zu belegen, daß die Errichtung der beiden " monströsen Anlagen" aufgrund zu schwacher Winde im Raum Mauerstetten nicht rentierlich sind. Ohne Not habe die Gemeinde sich auf ein Ja zu den Anlagen eingelassen. Von seiten des Regionalen Planungsverbandes habe es lediglich Empfehlungen aber keinen Zwang gegeben. Walter wies auf die Beeinträchtigungen durch Lärm und Schattenwurf hin und sagte, er nehme beides hin, sofern es einen Sinn mache. Dies aber sei nicht der Fall. " Vorteile haben lediglich der Betreiber - und andere."
Michael Reutemann, Betroffener aus dem oberbayerischen Mittbach, nannte die seit über zehn Jahren im Einsatz befindliche Energiegewinnung durch Windkraft " ein Meisterstück der Lobbyisten, dem die Gemeinden reihenweise auf den Leim gehen." Windkraftanlagen seien in Bayern entbehrlich und unwirtschaftlich, sagte er. Die Anlagen lieferten aufgrund unterschiedlicher Windintensität keine gesicherten Leistungswerte. Defizite müßten ständig durch konventionelle beziehungsweise Atomkraftwerke ausgeglichen werden. Was den Profit angehe: Die Betreiber erwirtschafteten - begünstigt durch das Stromeinspeisungs- und das Privilegierungsgesetz - satte Überschüsse. Die Windenergienutzung sei ein Beispiel, wie man kopflos in eine Technologie hineinrennt.
Wolfgang Knabe (Frankenried) warnte vor den gesundheitlichen Gefahren durch die hörbaren Lärmemissionen (" das ständige Wuff Wuff" ), Infraschall (" kann unter anderem zu Schlafstörungen, verändertem Herzrhythmus und Blutdruckproblemen führen" ) und Schattenwurf. Angelehnt an das sogenannte Darmstädter Manifest hält er einen Abstand von mindestens 1500 Metern zu Wohnsiedlungen für notwendig. " Die Vorstellung in der Nähe eines solchen Monstrums zu wohnen - ein Alptraum."
Ingrid Müller vom Heimatschutzbund Allgäu sagte, sie habe viele Hilferufe von Betroffenen erhalten, sich daraufhin eingehend mit dem Thema befaßt. Ihr Urteil heute: " Windkraftanlagen sind Mogelpackungen. Alle zahlen mit, die Effizienz ist mehr als fraglich, die Immobilien der Betroffenen verlieren an Wert." Nicht umsonst werde im Darmstädter Manifest die Streichung der Fördermittel gefordert.
Bürgermeister Alexander Müller sagte, der Gesetzgeber habe die Zulässigkeit von Windkraftanlagen im Außenbereich von Gemeinden im Bundesbaugesetz verankert. Die Gemeinde unterliege dieser Gesetzgebung und habe im Flächennutzungsplan die Flächen bei Frankenried ausgewiesen. " Wir mußten es zulassen." Angesprochen auf eventuelle Bauruinen erklärte er, der Betreiber habe freiwillig eine Bankbürgschaft dafür hinterlegt.
Was manche der etwa 130 Besucher erboste, war die Tatsache, daß Müller hatte erklären lassen, auch wenn beim Bürgerentscheid gegen den Bau der Anlagen votiert werde, seien diese noch nicht vom Tisch. Auf Anfrage bemerkte der Gemeindechef gegenüber der AZ, damit solle keineswegs Macht demonstriert werden. Man werde den Flächennutzungsplan ändern. Windkraftanlagen würden dann als Einzelprojekte behandelt - was nach der Prüfung durch das Landratsamt und die Regierung von Schwaben allerdings dazu führen könnte, daß auf Gemeindegebiet mehrere Anlagen gebaut werden.
Moderator Johann Völk (Regensburg) sagte in seinem Schlußwort, so sehr man sich regenerative Energien wünsche, so wenig seien Windkraftanlagen geeignet. Als Alternativen für Mauerstetten schlug er die Energiegewinnung durch Hackschnitzel und Biomasse vor.
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gruß
proxi
Jeder kennt das Problem aus Hildebrandt-Sendungen: Bestechung ist der Motor unserer Wirtschaft.
Jetzt, wo alle zu kurz gekommen sind, also alle Bürgermeister, die kein Atomkraftwerk durchsetzen konnten, bläst plötzlich ein neuer "Wind" durch unsere Gemeindelandschaften.
Jeder will Windenergie. Und windige Bürgermeister sind windig und fündig im Beitreiben der Mittel.
Keine Sau interessiert die Frage, ob Windenenergie zukunftsfähig ist. Wie naiv bist Du überhaupt, proxi?
Jeden interessiert nur eine Frage: wieviel kann ich abzocken in 4 Jahren, weil die Gefahr besteht, daß ich nicht wiedergewählt werde.
Menno, mach ma die Augen auf, das gilt für alle Parteien.
Nur wer ultimativ versorgt ist, macht mal das Maul auf, siehe Helmut Schmid oder Peter Scholl-Latour. Aber vorher nicht.
Kein Rückgrat, und keine Chance, dies durchzusetzen. Insofern ist Dein Artikel auch nur ein Stück Hundescheiße. Gefüttert vom Halter, und rausgedrückt vom ... Hund.
Soviele Windräder kann man in Deutschland gar nicht bauen um die Kosten nur von den beiden Anlagen zu erreichen.
Das sind nur die Kosten, wenn du nach deiner Suchanfrage noch "Störfälle" eingibst, wirst Du sehen das Atomkraft echt easy ist.
Was irgendwie zu vertuschen ist, wird auch vertuscht. Und "Murphys Law" lauert überall.
Und wenn Du mal so richtig gut durchschlafen willst gibst Du zur Krönung noch Tschernobyl ein.
Lieber 1000 abgefackelte Windräder als eine Reaktorkatastropfe.
Die Subventionspolitik bei den erneuerbaren Energieen wird auf Dauer mehr kaputtmachen als sie bringt. Gebt den Grünen endlich einen Rechenschieber (weil ökologischer) und bringt ihnen das Rechnen bei.
Malzmehrkorn-Brötchen
Art.-Nr. 111
Bake Up XXL Buttercroissant
Art.-Nr. 1403
Rustikales Sauerteigbrötchen
Art.-Nr. 1404
Kürbiskernbrötchen Teigling
Art.-Nr. 1590
Sonnenblumenbrötchen Teigling
Art.-Nr. 1591
Ich tippe auf RUSTIKAL und SAUERTEIGIG.
Das Windpotential in Deutschland
Technisches Stromerzeugungspotential an Land: 127,7 TWh/a
Technisches Stromerzeugungspotential Off-Shore: 237,0 TWh/a
Küstennähe:
Durch die flachen Küstenbereiche von Deutschland folgt, daß in Küstennähe und für Off-Shore Anlagen eine Computersimulation durch Aufnahme des Geländes mittels Kartenmaterial und eine Auswertung auf der Basis von schon vorhandenen Winddaten ziemlich genaue Angaben über die Windverhältnisse gemacht werden können.
Binnenland:
Im Binnenland ist dies nur im leicht hügeligen Gelände möglich. Bei zu starken Höhenunterschieden wird die Simulation immer ungenauer. Für eine flächenmäßige Darstellung des Windpotentials ist aber eine numerische Lösung unumgänglich, da der Messungsaufwand sonst viel zu groß wird (zu viele Messungen nötig).
Im Binnenland sind die rentablen Windpotentiale nur im Gebirge anzutreffen, wo eine reine Computersimulation viel zu ungenau wird. Deshalb ist eine Kombination von Computersimulation mit anschließender Standortmessung am sinnvollsten und sichersten.
Da die Windenergie noch eine sehr junge Technologie ist, sind bei der Mehrzahl der bestehenden Anlagen die steuerlichen Abschreibungs- und Nutzungsfristen von 10 Jahren noch lange nicht erreicht. Da in der Vergangenheit vermehrt Schäden an den Rotorblättern aufgetreten sind, wird exemplarisch die Auswirkung eines Schadenfalls in Höhe von 200.000 DM untersucht:
Bei einem Küstenstandort mit 6,3 m/s in 30m erhöht sich die Amortisationszeit von 10 auf 14 Jahre, an einem Standort mit 5,7 m/s steigert sich die Amortisation sogar um 8,5 auf 25,5 Jahre.
aus verschiedenen Quellen
Im Binnenland steht die ganze Berechnungsgrundlage auf äusserst wackeligen Füssen. Geht es wirtschaftlich schief, zieht es neben den Subventionen noch gewaltige Kosten nach sich. Für mich geht es im Binnenland mehr um unwirtschaftliches Handeln, begünstigt durch Subventionen. Mal sehen wieviel dieser Firmen in Kürze schon vor dem aus stehen und wie das politisch aufgefangen werden soll.
Du kannst nicht einfach sagen, die Grünen sind doof wegen der Förderung der Windenergie und gleichzeitig selbst die Off shore Kraftwerke propagieren. Denn ohne Vorstadium on shore (zugegebenermaßen übertrieben) kein off shore.
Also, was willst du uns sagen?
Vielleicht, dass du eigentlich gegen Windkraft, weil du gegen die Grünen, aber trotzdem irgendwie von dem hohen Ölpreis und den begrenzten fossilen Ressourcen beeindruckt bist? Also haust du einfach mal ein bißchen dazwischen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Bitte um Klarstellung.
Und selbst die Off-Shore Anlagen sind noch mit dem Manko der nicht näher untersuchten Geräuschentwicklung in den Meeren belastet. So wie es aus sieht, wird es keine Energieform geben, die frei von sämtlichen Nachteilen sein wird. Eine massvolle Umstellung auf gesunden, wirtschaftlichen Füssen ist also angesagt. Von einer funktionierenden, bezahlbaren Energieversorgung sind wir alle abhängig und darf nicht von wenigen für ihre Zwecke missbraucht werden.
- jede bezahlbare emissionsschonende Energieform (also prinzipiell für Windkraft)
- für die Bevorzugung von off shore gegenüber on shore Windkraft (da rentabler)
- für gewisse ökologische Aufschläge auf die Energiepreise
Du benutzt aber gerade diese Thesen als Argument gegen die Grünen, die ja gerade emissionsschonende Energieformen wollen, off shore höher fördern als on shore und mit der Ökosteuer auch einen ökologischen Aufschlag auf den Energieverbrauch eingeführt haben.
Sorry, deine Logik will sich mir nicht erschließen.
Versteh mich nicht falsch, ich halte im Gegensatz zu dir die Windenergiepolitik für vollkommen falsch. Aber mit unlogischen Pauschalisierungen kann ich nichts anfangen.
Die Transformation von kleinen Doofmännern gelingt zwar immer noch regelmässig, nur die erwarteten Resultate werden Mangelware. Der Spassfaktor hierbei rückt zunehmend in den Vordergrund und kostenloser Seelen-Streptease in Zeiten schlechter Medienunterhaltung liegt voll im Trend.
Vor der nächsten UN-Klimakonferenz in Kyoto war den Meteorologen die Katastrophe abhanden gekommen. Nur hatte das noch keiner gemerkt. Der Morgen des 26. Mai war der Beginn meiner Reise ins Nichts. Dabei fing alles ganz harmlos an.
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Nadel, grün
Ist der Treibhauseffekt wirklich auf menschlichen Einfluß zurückzuführen? Zweifel sind angebracht
von Dirk Maxeiner
Im Internet fragte die Londoner Nachrichtenagentur Reuters: "Klimaerwärmung alles Einbildung?" Es wurde ein gewisser Nigel Calder zitiert, der ein neues Buch geschrieben hat: "The Manic Sun" (Pilkington Press London 1997, deutsche Ausgabe "Die launische Sonne" im Böttiger Verlag, Wiesbaden) - die verrückte Sonne. Aha, also ein Verrückter. Normalerweise hätte ich gleich weitergeklickt. Aber der Name: Calder? Was er laut Reuters so zu sagen hat: Die Klimaschwankungen der Vergangenheit gingen hauptsächlich auf Sonnenstrahlung zurück, und die ändert sich zyklisch. Die Klimaforschung habe jene Erklärungen sträflich vernachlässigt, die von der Treibhausthese abweichen, lautet Calders Vorwurf. Aha. Das sagen doch auch diese finsteren Kohle- und Autolobbyisten in Amerika. Calder? Woher kenne ich bloß diese Hyäne? Das Archiv bringt Aufklärung: Nigel Calder ist angesehener Wissenschaftsautor in Großbritannien. Sapperlot, was geht hier vor? Will der uns etwa die Klimakatastrophe kaputtmachen?
Die deutlichste Treibhausfolge ist ein warmer Regen: Geld ergießt sich über wissenschaftliche Eliteeinheiten in Deutschland, Grossbritannien und den USA. In Hamburg wird das Max-Planck-Institut für Meteorologie zum Deutschen Klimarechenzentrum gerüstet, das britische Meteorological Office nennt seine Klimaretter Hadley Centre for Climate Prediction and Resarch. In den USA bekommt das Lawrence Livermore National Laboratory schöne Großrechner. Die sind gleichsam die Jäger 90 des Klimafeldzuges: teuer und absturzbedroht. Sie sollen den Luftkampf mit den Treibhausgasen durchspielen und Aufschluß über das Klima der Zukunft geben. Zum Umweltgipfel von Rio 1992 einigt sich das IPCC diesmal auf eine mittlere Katastrophe: Das Klima werde zum Ende des nächsten Jahrhunderts bis zu sechs Grad wärmer - das ist zwar weniger als zuvor geschätzt, aber immer noch mehr als genug. Es entstehen neue, inzwischen vertraute Bilder: Pole schmelzen wie Moevenpick-Eis, dem Kölner Dom steht der Rhein bis zu den Turmspitzen, in Moskau tummeln sich Krokodile. Die letzte Grillparty der Wohlstandsgesellschaft ist anberaumt. 1995 erreicht die fiebrige Erwartung erneut Höchststände, diesmal gipfeln die Klimatologen in Berlin. Mittlerweile arbeiten 2500 Wissenschaftler aus 100 Ländern dem IPCC zu. Allein für das deutsche Klimarechenzentrum hat der Forschungsminister 540 Millionen Mark lockergemacht.
Doch während die Zahl der Mitarbeiter steigt, werden bei den Vorhersagen kleinere Brötchen gebacken: Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts soll es jetzt nur noch etwa 1 bis 3 Grad wärmer werden. Hoppala. Die Trendvorhersage von 1 Grad wird durch Satellitenmessungen bestätigt - und korrespondiert mit der natürlichen Variabilität des Klimas. Die Aussagekraft über den Einfluß des Menschen auf das Klima tendiert gegen Null. Zum Glück merkt das keiner.
Wer die beiden IPCC-Berichte vergleicht, kommt aus dem Staunen nicht heraus: 1990 galt eine Erwärmung um 2 Grad bis zum Jahr 2100 als vergleichsweise erstrebenswert. Für dieses Ziel ("Szenario B") seien drastische Maßnahmen erforderlich: der vollständige Übergang von Kohle auf Erdgas, der Stopp jeglicher Abholzung sowie eine Halbierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Fünf Jahre später prognostizieren die Fachleute das gleiche Ergebnis für den Fall, daß die Menschheit mehr oder weniger so weiterwurstelt wie bisher. Zum Glück merkt auch das keiner.
Wie heißt doch das erste Gebot der Klimabibel: Du sollst nicht verharmlosen. Deshalb apportiert Klaus Hasselmann, Chef des deutschen Klimarechenzentrums, entschlossen wie Kommissar Rex den Treibhaustäter - pünktlich zum Berliner Klimagipfel. Auf einer Pressekonferenz versichert er in Gegenwart des Forschungsministers: Die Klimaänderungen der vergangenen Jahrzehnte seien "mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent durch den Menschen hervorgerufen", was auch immer eine "geschätzte Wahrscheinlichkeit" sein mag. Der Minister weiß es auch nicht, nickt aber betroffen. Auf dem grossen Klimarad, das global gedreht wird, glaubt auch das Team um Benjamin Santer am amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory einen menschlichen "Fingerabdruck" gefunden zu haben. Santer ist einer der Autoren der 95er IPCC-Studie. Dort heißt es: "Bei Abwägung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse scheint ein merklicher menschlicher Einfluß auf das Klima erkennbar." Ob des überführten Missetäters bricht medialer Jubel aus: Von Focus ("Beweis erbracht") bis taz ("Endgültig: Menschen schaufeln sich Klimagrab"). Umweltschützer sehen sich bestätigt - und zwar durch eine "überwältigende Mehrheit" der Wissenschaftler. Doch was müssen wir im Mai 1997 von Klaus Hasselmann in Science lesen: "Die Frage, ob der Anstieg der Temperaturen im letzten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde oder ob es sich einfach um eine natürliche Variabilität des Klimas handelt, bleibt kontrovers." Eine Woche später sagt auch Benjamin Santer: "Die Zweifel sind da." Aus Mehrheiten werden rasch Minderheiten. Der Fingerabdruck der Klimakatastrophe scheint mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent wieder verschwunden zu sein.
In Nigel Calders Buch "The Manic Sun" fungiert der Däne Eigil Friis-Christensen als Kronzeuge. Der Leiter der Abteilung für Solarterrestrische Physik am Meteorologischen Institut in Kopenhagen entschlüsselt seit Jahren Zusammenhänge zwischen der Aktivität der Sonne und unserem Klima. Die Sonne "häutet" sich in einem Rhythmus von neun bis fünfzehn Jahren, was mit Sonnenflecken und veränderter Strahlung einhergeht. Die Forscher interessieren sich nicht nur für die sichtbaren Sonnenstrahlen, sondern für die gesamte, erheblich schwankende Strahlung. Funkamateure können vom störenden "Sonnenwind" ein Lied singen. Treibt die Sonne es ganz wild, schwanken sogar Kompasse, Stromnetze brechen zusammen. Leuchtende Boten der Strahlung sind die Polarlichter. Beachtliches hält die Sonne auch für die Klimaforschung bereit: Die Länge ihrer Zyklen und die Vehemenz ihrer Aktivitäten korrespondieren in erstaunlicher Weise mit Temperatur- und Wetteränderungen auf der Erde. Dank neuer Analysemethoden lassen sich die Aktivitäten der Sonnenflecken bis in graue Vorzeit zurückverfolgen. Als sie das letzte Mal im 17. Jahrhundert fast völlig ausblieben, folgten strenge Winter und abnorme Kälte. Das Team um Eigil Friis-Christensen glaubt inzwischen auch dem Mechanismus auf der Spur zu sein: Die kosmische Strahlung wirke sich auf die Wolkenbildung aus. Darf das wahr sein? Das haben sich auch dänische Parlamentarier gefragt. Peter Laut, Chefberater des Umweltministers in Klimafragen, erschien am 28. April 1997 zu einer Fragestunde vor dem Parlament in Kopenhagen. Zunächst erläuterte er die amtliche These vom menschengemachten Treibhauseffekt. Die Rede kam jedoch schnell auf Eigil Friis-Christensen und sein solares Widerstandsnest. Früher hatte der Regierungsberater das stets als Unsinn abgetan. Nun sagte er: "Es erheben sich herausfordernde Fragestellungen." Die Zuhörer erheben die Augenbrauen. Was tut sich denn hier? Buchautor Nigel Calder zitiert auch Arbeiten von Karin Labitzke an der Freien Universität Berlin. Zusammen mit ihrem in den USA forschenden Kollegen Harry van Loon hat sie festgestellt, daß sich das Wetter über der Nordhalbkugel augenfällig mit dem Zyklus der Sonnenflecken ändert. "Während die Dänen die große Klimaskala im Auge haben", sagt Karin Labitzke, "zoomen wir uns näher an das Wettergeschehen heran." Das IPCC hielt ihre Ergebnisse ebenso wie die dänischen Resultate für Kaffeesatzleserei.
Die widerspenstigen Meteorologen liessen sich nicht unterkriegen. Sie erhielten bisher unzugängliche Wetterdaten von 1973 bis 1995. Die erlauben einen Blick auf die Südhalbkugel. Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht: Nord- und Südhalbkugel zeigen spiegelbildlich die gleichen Wetteränderungen im Rhythmus der Sonnenflecken. "Das ist schon fast ein Beweis", sagt Karin Labitzke, "da muß ein Zusammenhang bestehen, auch wenn wir den Wirkungsmechanismus nicht verstehen." Die Berliner Meteorologin will das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: "Es geht gar nicht darum, die These vom Treibhauseffekt zu widerlegen. Aber der Einfluß der Sonnenvariabilität ist so offensichtlich, daß man wirklich nicht mehr so tun kann, als gebe es ihn nicht." Jörg Negendank, Physiker am Geoforschungszentrum Potsdam, urteilt: "Das ist ein Feld, das angegangen werden muß, um die umlaufenden Ideen vom Treibhauseffekt in die richtige Perspektive zu bringen." Einigkeit herrscht in einem Punkt: Der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre ist seit 1870 von 270 Teilen pro Million (ppm) auf heute 364 ppm gestiegen. Und schon scheiden sich die Geister: Welche Rolle spielt dabei der Mensch? Die Forscher um Eigil Friis-Christensen machte besonders eine Beobachtung nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo stutzig: Anfang der neunziger Jahre sanken die Temperaturen infolge der abschirmenden Eruptionswolken. Das läßt sich mit der These vom menschengemachten Treibhaus in Einklang bringen. Aber dann wird es wunderlich. Die Zunahme des Kohlendioxids ging nach dem Vulkanausbruch zwar nur vorübergehend, aber auffallend zurück (von 2,5 ppm auf 0,6). Und das, obwohl die Industrie das Gas weiter in die Luft pustete. Könnte es sein, daß beim Klima Ursache und Wirkung vertauscht werden?
Unsere Ozeane speichern Kohlendioxid und sind so etwas wie eine große Sprudelflasche. Und wer eine solche (geöffnet!) erhitzt, sieht, wie CO2 entweicht. Hohe Kohlendioxid-Konzentrationen sind auf der Erde nichts Neues: In der Zeit der Dinosaurier war der CO2-Anteil drei- bis fünfmal so hoch wie heute. "In der Erdgeschichte kann man feststellen, daß mit höheren Temperaturen auch der CO2-Spiegel sehr stark steigt", erklärt Jörg Negendank und stellt die delikate Frage: "Wer verursacht hier eigentlich was?" Hier kommt das zweite Gebot der Klimabibel zum Tragen. Es lautet ebenfalls: Du sollst nicht verharmlosen. Aber denken ist erlaubt. Leicht sensibilisiert sollten wir die grundsätzliche Frage klären: Wie sieht es tatsächlich aus mit den Temperaturen in unserem irdischen Jammertal? Auch hier herrscht auf den ersten Blick Einigkeit: Zwischen 1881 und 1993 stieg die globale Durchschnittstemperatur den meisten Quellen zufolge um 0,54 Grad Celsius. Auf den zweiten Blick stellt sich das Bild differenzierter dar: 0,37 Grad dieser Erwärmung - also siebzig Prozent - erfolgten in der ersten Hälfte der hundert Jahre. Der weitaus größte Teil der Kohlendioxide gelangte aber erst in den letzten fünfzig Jahren in die Atmosphäre. Treibhausgase können die Atmosphäre aber nicht rückwirkend erwärmen. Der Hund muß also woanders begraben liegen.
Gernot Patzelt vom Institut für Hochgebirgsforschung in Innsbruck hilft beim Ausgraben: "Man läßt diese Temperaturreihen zu einem Zeitpunkt beginnen, der deutlich einen Tiefpunkt der Entwicklung zeigt", sagt er. Wenn man sich die Klimaschwankungen als Wellenbewegung vorstellt, dann war 1880 ganz unten. Doch im Jahrhundert zuvor gab es ähnliche Warmphasen wie heute. Patzelt: "Bezieht man diese mit ein, dann lässt sich kein einheitlicher Trend mehr feststellen." Gegenwärtig schwanken die Angaben über die globale Durchschnittstemperatur zwischen 0,04 und 0,1 Grad Erwärmung pro Jahrzehnt. Nun stehen heute auch Satellitendaten zur Verfügung, die den ganzen Globus erfassen und besonders genaue Zahlen liefern. Der Meteorologe John Christy von der Universität von Alabama hat die Messreihen seit 1979 ausgewertet: "Für die untere Troposphäre bis zu 5 Kilometer Höhe ergibt sich seit 1979 eine leichte Abkühlung von 0,05 Grad pro Jahrzehnt." In dieser Zeit brachen allerdings Vulkane aus, die den Globus abkühlten. Wenn die Wissenschaftler die Naturereignisse herausrechnen, dann ist die Welt um 0,09 Grad pro Jahrzehnt wärmer geworden, theoretisch. Wissenschaft kann wunderbar sein: Es wird wärmer, obwohl es eigentlich kälter geworden ist. Egal, welchen Messungen wir glauben, lebenspraktisch lässt sich wohl sagen: Nach der finalen Grillparty sieht das alles nicht aus. Doch Einspruch: War 1995 nicht das heißeste Jahr seit der modernen Temperaturaufzeichnung? Leider wieder eine Niete: 1995 war kein Rekordjahr, sondern lag abgeschlagen an achter Stelle. Das britische Metereological Office - eines der Forschungszentren im Dienste des IPCC - hatte das Jahr nur geschätzt. Vorab und falsch, aber rechtzeitig zum Berliner Klimagipfel. Deshalb sei vor der nächsten UN-Klimakonferenz, die Ende des Jahres im japanischen Kyoto stattfindet, darauf hingewiesen: Auch das Jahr 1996 kühlte ab: um 0,08 Grad. Im Kalten Krieg lehrten die Satelliten die Militärs das Fürchten. Inzwischen leuchten sie den Klimaforschern heim. Und von der himmlischen Warte aus muß manch irdische Gewissheit korrigiert werden. Die Klimaweisen des IPCC prophezeien, der Meeresspiegel werde sich bis zum Jahr 2100 um bis zu einem Meter erhöhen. Doch der Meeresspiegel denkt gar nicht daran, den Prognosen zu folgen.
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam, die Satellitendaten von 1992 bis 1995 ausgewertet haben: Der Pegel der Weltmeere hat sich im globalen Durchschnitt jedes Jahr um etwa zwei Millimeter erhöht. Ebenso zeigen die Ergebnisse, dass die Ozeanspiegel keineswegs gleichmäßig steigen: Wenn die Pegel des Indischen Ozeans und des Südwestpazifiks klettern, dann sinken die Fluten im zentralen Pazifik und im Golf von Bengalen. Die Ozeane unterliegen einem Rhythmus von etwa vierzehn Jahren, der jetzt erst einmal vollständig beobachtet werden muß. Und auch die Sonne spielt bei Meeresschwankungen womöglich eine Rolle. Läuft die Badewanne nicht spätestens über, wenn die Pole schmelzen? Schließlich sagen die Modelle der Klimaforscher für die Pole eine bis zu dreimal höhere Erwärmung voraus als in gemäßigten Zonen. Damit liegen sie weit daneben: Die Satellitendaten zeigen für die Arktis eine Abkühlung um 0,28 Grad pro Jahrzehnt. Temperaturaufzeichnungen aus dem russischen Teil der Arktis zeigen jetzt sogar einen Temperatursturz von bis zu 4 Grad in den vergangenen vierzig Jahren. Auch am Südpol ist der Zusammenhang zwischen einer Klimaerwärmung und der Bewegung der westantarktischen Eisströme fragwürdig geworden. "Die vielfach zitierte Aussage, es wird wärmer, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt dramatisch, ist falsch", resümiert Heinz Miller vom Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. "Das Gegenteil ist der Fall."
In den Rechenzentren der Klimaforscher wachsen Wissen und Ratlosigkeit. Die Wissenschaftler haben alle Hände voll zu tun, den Launen der Natur zu folgen. Der letzte Rückzieher erfolgte aufgrund einer simplen Entdeckung: Smog der Städte und Rauch der Brandrodungen schirmen das Sonnenlicht ab. Das kühlt die Erde. Nach dieser Erkenntnis wurden die Klimavoraussagen 1995 deutlich zurückgenommen. Daraufhin stimmten sie auch mit dem tatsächlichen Klima überein. Jetzt stellt sich jedoch heraus: Die kühlende Wirkung der winzigen Partikelchen in Smog und Rauch liegt wahrscheinlich nicht bei dreißig, sondern höchstens bei zehn Prozent. Damit dürfte das mühsam austarierte Rechengebilde wieder wanken: Weniger Kühlung heißt höhere Temperaturen - aber die gibt es in diesem Masse nicht. Klimaforschung wie im Maggi-Kochstudio?
Das wäre in der Wissenschaft nicht neu: "In der Praxis widerstrebt es Menschen, eine Theorie aufzugeben, in die sie viel Zeit und Mühe investiert haben", hat der Astro-Pysiker Stephen Hawking erkannt, "gewöhnlich versuchen sie die Theorie so abzuändern, daß sie zu den Beobachtungen paßt." Schließlich verwandele sich die Theorie in ein "schiefes und hässliches Gebäude". Einigen wir uns auf eine eher salomonische Sicht: Wie das Wetter ist auch das Klima ein Produkt aus unzähligen, teils unberechenbaren Faktoren. Wolken und Blitze, Meere und Moore: All das wird erst langsam erforscht und kann in den Computern kaum simuliert werden.
Und mit der Sonne kommt jetzt auch noch die kosmische Dimension hinzu. Auch noch schnellere Superrechner werden vorläufig nichts daran ändern: Klimamodelle sind primitive Abbildungen der Realität. Fazit: Der menschliche Einfluß auf das Klima hat bisher noch zu keiner Entwicklung geführt, die es in der Vergangenheit ohne menschlichen Einfluß nicht schon gegeben hätte (was freilich nicht gegen das Energiesparen spricht). Nigel Calder bringt es auf den Punkt: "Die These vom Treibhauseffekt - zumindest in der offiziellen, aufschreckenden Form - liegt in ihren Todeszügen." Nur wolle das noch keiner wahrhaben.
© DIE ZEIT 25.07.1997 Nr.31
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