Charttechnik-Training / Charthürden und Kursanker
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Eröffnet am: | 03.06.01 18:24 | von: das Zentrum. | Anzahl Beiträge: | 27 |
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Charthürden und Kursanker erkennen
Von Thomas Bopp, CMT-Charttechniker
3. Juni 2001 Aktienkurse machen auf den ersten Blick oft scheinbar was sie wollen. Zumindest einen kleinen Anhaltspunkt, wohin die Kursreise geht, geben die charttechnischen Hilfsmittel „Unterstützung“ und „Widerstand“.
Wie sie entstehen, lässt sich anhand zweier typischer Anleger-Verhaltensweisen erklären. Oder haben nicht auch Sie schon einmal eine Aktie gekauft und beobachtet, wie diese immer tiefer fällt, und sie dann Monate später gerade so zu Ihrem Einstandskurs glattgestellt. Bestimmt haben Sie auch schon einmal irgendwann einen Wert verkauft, der ausgerechnet danach einen starken Anstieg verzeichnete? Hatten sie da nicht den Wunsch, nochmals zum selben Preis einsteigen zu können? Dies sind normale menschliche Verhaltensweisen und treten in den Charts in Erscheinung als Unterstützung- oder Widerstandslinien.
Wie Untersützungen und Widerstände entstehen
Häufig taucht das Phänomen auf, dass eine Aktie trotz mehrerer Versuche einen bestimmten Kurs nicht überwindet. Wird der Zeitbereich, in dem dies zu sehen ist, immer länger, spricht man von einem Widerstand. Fällt ein Wert dagegen nicht unter eine bestimmte Kursmarke, dann handelt es sich alsbald um eine Unterstützungslinie.
Da es für jeden Preis Käufer und Verkäufer gibt, lassen sich auch viele Aktionäre finden, die ausgerechnet zum Höchstkurs eingestiegen sind. Ein solches Beispiel sehen Sie im Chart der BMW-Aktie (erster Chart am Textende). 1998 wurde der Kurs von 40 Euro mehrere Monate nicht überschritten. Nachfolgend kam es zu einem starken Kursrutsch bis auf 18 Euro - einer ebenfalls früheren Unterstützungslinie. Viele Anleger hatten damals Ihre Verluste nicht realisiert und stellten dann in der Nähe des Einstandpreises ihre Position glatt. Dies führt zu größerem Angebotsüberhang und in der Folge zu stagnierenden Kursen. Der Charttechniker zeichnet hier eine waagerechte Linie. Gleiches gilt bei tieferen Kursen, die nicht mehr unterschritten werden.
Widerstand wird Unterstützung
Schafft es ein Wertpapier mehrere Wochen, über einem ehemaligen Widerstand zu bleiben, wird daraus eine Unterstützung. Am Beispiel Degussa (zweiter Chart am Textende) ist dies sehr gut zu erkennen. Was vormals links im Chart ein Widerstand war, ist nun rechts zur Unterstützung geworden. Dazwischen liegen elf Jahre. Erst beim vierten Anlauf schaffte es der Wert, diese Linie zu knacken. Schauen Sie sich also immer auch den langfristigen Kurschart eines Wertes an, denn der Markt vergisst nie. Es gibt Werte, die selbst nach mehr als zwanzig Jahren an ehemaligen Widerstands- oder Unterstützungslinien Halt machen.
Besonderheiten von Unterstützung und Widerstand
Zusätzlich zu den verschiedenen Zonen, in denen sich diese Ebenen bilden, gelten runde Zahlen wie etwa beim Dax 6.000, 6.500, 7.000 Punkte als starke Linien, weil an diesen Stellen viele Investoren ihre Zielmarken setzen.
Kommt es zu einem Gebilde, an dem mehrere Linien zusammenlaufen, nennt man dies einen Kreuzwiderstand beziehungsweise eine Kreuzunterstützung, die noch schwieriger zu durchbrechen sind. Im Beispiel des Dax-Index (dritter Chart am Textende) sind als Beispiele zwei solcher Zonen eingekreist. Idealtypisch kam es nachfolgend zu einem Abrutschen der Kurse.
Von Thomas Bopp
28. Mai 2001 „The trend is your friend“ - dieser Satz umfasst schon alles, was aus der Grafik eines Wertpapiers zu ersehen ist. Er wird von vielen Charttechniker sehr ernst genommen und dient als Grundlage für die Auswertung der verschiedensten Wertpapiere.
Die Entstehung eines Trends, wie man ihn in die Charts einträgt und welche Hilfe er dem Anleger gibt, ist nachfolgend an drei Beispielen erklärt. Lesen Sie dazu auch die Links: „Der Abwärtstrend“, „Der Seitwärtstrend“ und „Zeichnen und Nutzen eines Trends“.
Definition und Arten eines Trends
Ein Blick auf verschiedene Aktien zeigt, dass Kursbewegungen die vorherrschende Tendenz besitzen, sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Erfolgt diese Bewegung über einen längeren Zeitraum, wird aus dieser Tendenz ein Trend. Das Ganze ist leicht zu erklären, weiss man doch, dass ein Objekt in Bewegung die Richtung beibehält, bis eine gegenläufige Entwicklung eintritt.
Es gibt drei verschiedene Arten von Trends, die als Grundlage für Handelsentscheidungen dienen.
Steigt ein Wert über längeren Zeitraum an, handelt es sich um einen Aufwärtstrend. Die folgende Grafik zeigt als Beispiel die Aktie Linde, bei der seit März vergangenen Jahres ein solcher Trend vorherrschte.
Das hilft dann doch über den Patenthread hinweg...
Lasst uns die Zeit nutzen, solange Steinpilz Urlaub hat:-)
Gruß Hans-Udo
Von Thomas Bopp
27. Mai 2001 Wird aus einer kurzfristigen Tendenz ein längerer Trend, lässt sich zur Analyse eine Trendlinie benutzen. Sie kann erst dann eingezeichnet werden, wenn bei einem Chart mindestens zwei Punkte entstehen, die Extremwerte besitzen.
Wenn zum Beispiel ein Aufwärtstrend zwei oder mehrere Tiefpunkte hat, die durch eine gerade Linie verbunden werden können, dann ergibt dies eine Trendlinie. In einem Abwärtstrend ist es genau umkehrt. Kommt es zu mehreren Hochs, kann daran ebenfalls eine diesmal fallende Linie eingezeichnet werden.
In Seitwärtsphasen wiederum werden waagerechte Punkte miteinander verbunden, um Hinweise über die Zukunft des Wertpapiers zu bekommen. Die eingezeichneten gültigen Linien sehen Sie in den drei Beispielen.
Ein Trendkanal entsteht erst, wenn die gefundene Linie parallel in die entgegengesetzte Richtung verschoben wird. Wurde anhand er Tiefpunkte ein Aufwärtstrend entdeckt, wird diese Linie soweit nach oben verschoben, bis mehrere Hochpunkte berührt werden. In der Grafik „Aufwärtstrend“ wurden ebenfalls sogenannte innere Trendlinien eingezeichnet, die ebenfalls ein Bestandteil der Chart-Analyse sind. Sie dienen ebenfalls dazu, Kauf- beziehungsweise Verkaufebenen auszumachen.
Nutzung eines Trends
Befindet sich ein Wert über mehrere Tage an einer unteren Aufwärtstrendlinie, kommen Käufer in den Markt, die zu der Ansicht gekommen sind, das mit einer Gegenbewegung zu rechnen ist und der Wert in Zukunft wieder zur oberen Trendlinie laufen wird. Kommt es zu diesem Szenario, ist dies das Kursziel zum Verkauf der erworbenen Position. Hält sich der Anleger an dieses Konzept, kann er bei einem starken Trend mit wenig Risiko mehrmals im Jahr den gleichen Wert kaufen und wieder verkaufen. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Grafik „Seitwärtstrend“, bei der allein seit Bestehen des Trends dreimal ohne grösseres Risiko zehn Prozent Kursanstieg zu vermelden war.
Fazit
Das Handeln in Trendrichtung ist das oberste Gebot eines Anlegers, um nicht auf dem falschen Fuss erwischt zu werden. Je länger ein Trend besteht, desto schwieriger wird es, diesen zu brechen, da immer mehr Anleger auf den schon fahrenden Zug aufspringen und an der unteren Linie kaufen, an der oberen verkaufen - Eindrucksvoll im Dax-Index zu sehen.
Kommt es dennoch zu einem Trendbruch, das bedeutet der Wert notiert unter oder oberhalb der Begrenzungslinie, muss der Anleger umdenken. Das Umfeld hat sich dann deutlich geändert. Wer nur nach diesen Regeln geht, hat schon im April 2001 durch verschiedene Aufwärtstrendbrüche an den Aktienmärkten Hinweise auf eine Trendwende bekommen und konnte sich entsprechend vorbereiten.
Gruß Hans-Udo
Nach diesem Beitrag weiss ich es wieder. Mach weiter so.
Gruß SF
Inzwischen haben jede Menge Leute mit charttechnischen Signalen und dergl. jede Menge Geld verloren....
Habe auch vielfach den Eindruck, dass eine Aktie oder gar ein Index charttechnisch umfangreich am Board besprochen wird, der Beitrag dann wie eine stolze Flagge ein paar Stunden lang im Wind hängt... um dann verschämt wieder eingerollt zu werden, weil' s doch wieder ganz anders gekommen ist.
Der Markt ist in den letzten zwei Jahren zu irrational geworden, auch für Chartregeln. Leider.
Aber wer trotzdem d'ran glaubt...dem wünsche ich...
Bonne chance !
modeste
die Frage ist nur inwieweit spiegelt sich in der Charttechnik
diese Fantasie?
Ich persöhnlch würde die charttechnik nicht unterschätzen.
jo.
mais regarde les fames,les fleurs et la solei;c´est la vie!
der rest nur makulatur,wenn auch ertragreich:-))
gruss karo
Beispiel: Die Charttechnik generiert ein Verkaufssignal - alle Charties verkaufen - Bingo Charttechnik bestätigt usw.
Die selbsterfüllende Prophezeiung par excellence.
Gruß Hans-Udo
Der Umsatz - oder auch das Volumen - zeigt auf einen Blick, ob neues Geld in einen Wert fließt. Charttechnisch wird das Volumen üblicherweise als Balkenchart dargestellt, wobei ein Balken jeweils für die Menge der an diesem Tag gehandelten Aktien steht. Bei großen Umsätzen wird dieser zur besseren Darstellung über den gesamten Zeitraum zusätzlich durch Tausend geteilt.
Steigendes Interesse wird als hoher Balken quittiert, während niedrige Balken auf nachlassende Käufe im entsprechenden Wert schließen lassen.
Umsatz muss Trend bestätigen
Die Auswertung der Umsätze sollte als zusätzliche Methode in Betracht gezogen werden. Denn die Mehrheit der Chartisten ist der Ansicht, dass ein Anstieg des Volumens von Vorteil ist, wenn sich der Kurs einer Aktie in Richtung des vorherrschenden Trends bewegt. Zeigt sich ein unterschiedliches Verhalten von Kurs und Umsatz, also steigende Kurse bei fallenden Umsätzen, sollte man mit einer gesunden Portion Skepsis darauf reagieren. Besonders bei Trendbrüchen kommt der Umsatz als bestätigendes Element ins Spiel. Umsatzsprünge vor einer Bewegung warnen meist schon im voraus, das etwas passieren könnte.
Im Beispiel der VW-Aktie kam es schon einige Tage vor dem eigentlichen Ausbruch zu einem Umsatzanstieg über den normalen Durchschnitt, der als rote Linie eingezeichnet ist.
In der darauffolgenden Zeit wurde der seit zwei Jahren bestehende Abwärtstrend mit nochmals ansteigender Handelszahl gebrochen. Weitere Kursaufschwünge wurden bestätigt durch ein im Vergleich zum ersten Halbjahr angestiegenes Tagesvolumen.
Skepsis lohnt sich
Wie es auch anders kommen kann, zeigt das zweite Beispiel Daimler-Chrysler, bei dem der Ausbruch keine Bestätigung durch höheres Interesse der Anleger fand. Ein Kursanstieg von zehn Prozent gegenüber dem doppelt so guten Ergebnis von zwanzig Prozent in VW-Aktien war das Ergebnis. Auch hier handelte es sich um einen seit zwei Jahren bestehenden Abwärtstrend, der schließlich im Februar 2001 gebrochen wurde. Ein erhöhtes Umsatzvolumen war allerdings hier nicht feststellbar.
Fazit
Für den Charttechniker ist der Bruch einer Trendlinie ein Warnsignal. Aber erst die Bestätigung durch ansteigenden Umsatz gibt die Sicherheit, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen längerfristigen Trendwechsel handelt.
Für Tipps bin ich dankbar
abs.
16. Juni 2001 Die Beobachtung der Masse der Anleger stellt sich immer mehr als Unterstützung bei der Analyse der Finanzmärkte heraus. Ein Element dabei ist die Beobachtung der Tagesumsätze. Denn aus deren Analyse ergeben sich Anhaltspunkte, ob noch genügend Kraft für eine Fortsetzung des bestehenden Trends besteht.
So gilt bei einer Änderung der Trendrichtung ein Umsatzanstieg vor diesem Umschwung als Hinweis für ein erneutes Interesse der Anleger. Bei einem intakten Trend fragen sich Anleger, wie der Umsatz zur Bestätigung des Trends reagieren muss. Normalerweise ziehen steigende Kurse Anleger magisch an. Schließlich erwartet man schnelle Gewinne. Ein hohes Tagesvolumen repräsentiert diese Anziehungskraft. Sie zeigt die Druckstärke hinter der jeweiligen Trendbewegung. Anders ausgedrückt: je grösser der Umsatz, umso wahrscheinlicher ist eine Fortsetzung des bestehenden Trends.
Sinkende Umsätze bei fallenden Kursen im Aufwärtstrend ...
Allgemein gelten folgende Annahmen: bei einem Aufwärtstrend geht das gehandelte Volumen bei rückläufigen Kursen zurück. Es kommt zu normalen Gewinnmitnahmen der kurzfristig orientierten Anleger. Kommt es anschließend zu einer Fortsetzung in Trendrichtung, zieht der Umsatz wieder deutlich an. Dies ist insofern logisch, als wieder neue Interessenten den bestehenden Trend entdeckt haben, frühere Käufer ihre Bestände aber noch nicht verkaufen wollen. Hinzu kommt noch der Kurzfrist-Anleger, der gemerkt hat, dass er zu früh verkauft hat, und ebenfalls wieder im Boot sitzen möchte.
Verkäufer nutzen dies aus und verlangen vom Neueinsteiger einen höheren Kurs. Man sieht dies unten deutlich am Beispiel der Altana-Aktie. In der ersten Seitwärtsphase nahm das Kaufinteresse ab, während der erneute Kursanstieg Anfang Juli vermehrt Käufer anzog. In der zweiten Juli-Hälfte wiederholte sich das Spiel. Fallende Kurse und fallendes Volumen gingen den selben Weg. Als Warnsignal sollte es gewertet werden, wenn bei steigenden Kursen der Umsatz nicht mitzieht. Denn dies könnte der Vorbote eines Trendwechsel sein.
... steigende Umsätze bei fallenden Kursen im Abwärtstrend
Bei Abwärtstrends verhält sich das Ganze idealtypisch gegensätzlich - niedriges Volumen bei Kursanstiegen, fallende Kurse begleitet von deutlichen Umsatzanstiegen. Der Grund ist ebenfalls wieder in der Anlegerpsyche zu suchen. Wer auf Verlusten sitzt, hat Angst.
Kurserholungen sind Hoffnungsphasen für ihn. Entpuppt sich die Erholung als kurzlebig, wächst die Zahl der ängstlichen Aktionäre weiter. Irgend wann wirft man dann den Wert zu jedem Preis auf den Markt - was sich durch stark steigendes Handelsvolumen bei fallenden Kursen wiederspiegelt.
Auch Neueinsteiger mussten in dieser Phase Verluste hinnehmen. Das Interesse lässt deutlich nach, schließlich hat man hat sich einmal die Finger verbrannt. Irgendwann ist der Titel dann so günstig, dass die Investmentgemeinde das nun wirkliche günstige Sonderangebot nutzt und sich mittelfristig ein Trendwechsel nach oben herausbildet.
Der Langfristchart von Volkswagen bildet dieses Massenphänomen sehr gut ab. Markante Umsatzanstiege im vierjährigen Aufwärtstrend, Umsatzrückgang bei Kursrutschen in den Jahren 1999 und 2000. In jüngster Zeit gab es wieder ein Trendwechsel, bestätigt durch ein ebenfalls höheres Handelsvolumen.
Fazit: Nicht nur bei Trendbrüchen ist die Auswertung der an der Börse festgestellten Umsätze ein Hilfsmittel. Langfristige Bewegungen sind besser zu beurteilen, wenn das Volumen diesen Trends folgt. Ein Nachlassen der Umsätze gibt zumindest frühzeitig Hinweise, dass es eventuell in nächster Zeit nicht mehr mit derselben Dynamik in Trendrichtung weiter geht wie bisher.
Unten sehen Sie die erwähnten Charts zu Altana und VW
Im Link: Zusammenhang Preis- und Umsatztrend finden Sie außerdem noch eine Übersicht, wie die beiden Faktoren normalerweise zusammen spielen.
23. Juni 2001 Nach einem Kaufsignal durch den Bruch einer Trendlinie fährt oft der Zug schnell in die neu eingeschlagene Richtung. Eine erneute Chance, sich günstig den entsprechenden Wert ins Depot zu legen, sind die so genannten „Pullbacks“.
Sie bieten umgekehrt auch die Möglichkeit, nach einem Verkaufs-Signal durch den Bruch einer Unterstützungslinie nochmals zu besseren Kursen aus einer Position auszusteigen.
In vielen Fällen steigt der Kurs einer Aktie nach einem Trendbruch sehr schnell überdurchschnittlich an. Solche kurzfristige Kursgewinne erhöht natürlich die Tendenz vieler Anleger zur Mitnahme der aufgelaufenen Gewinne.
Potenziellen Käufern auf der anderen Seite ist der Wert zu schnell gestiegen, das Risiko für kommende Kursrückgänge wird höher eingeschätzt als weitere Kursgewinne. Neueinsteiger sind schwer zu finden. Im Gegenzug wird die Menge der Verkäufer mit weiter ansteigender Notierung immer größer. Eine Konsolidierung ist das Ergebnis. Finden sich engültig keine Neueinsteiger mehr, kommt es über kurz oder lang zu einem Überhang an angebotenen Wertpapieren, da im entsprechenden Wert nur Verkäufer am Markt zu sehen sind.
Pullbacks ziehen neues Interesse an
Fällt der Kurs weiter und weiter, dreht sich erneut das Karussell und aus Verkäufern werden wieder Käufer. Anleger, die das erste Signal verpasst haben, setzen den entsprechenden Wert auf Ihre Beobachtungsliste. Berührt die Aktie erneut die Ausbruchstelle, erfolgen erste Käufe. Das Auftreten dieser Bewegungen nennt man in der Charttechnik ein „Pullback“ oder auch den „Returnmove“. Zu Deutsch: eine Rückkehrbewegung.
Es gibt verschiedene Arten von Pullback-Formationen. Zum einen in einer Seitwärtsphase und zum anderen in den beliebten Trendphasen.
Das Pullback bei Seitwärtstrendbruch
In Seitwärtsphasen erfolgt ein Pullback meist an den zuvor gesehenen Bruchstelle der Unterstützungs- oder Widerstandslinie. Da eine gebrochene Widerstandslinie zur neuen Unterstützungslinie wird, wartet der erfahrene Anleger bei einem Pullback an diese Linie ab, ob diese hält.
In der langfristigen Kursgrafik der ADVA AG sehen Sie mehrer Beispiele für das Verhalten von Pullbacks an Widerstands-und Unterstützungslinien.
Links im Bild konnte nach einem Kursanstieg über die Widerstandslinie ein Rückgang noch im gleichen Monat festgestellt werden. Die neue Unterstützung wurde nicht mehr unterschritten - Neueinsteiger, die den Ausbruch verpasst hatten zeigten Interesse durch Käufe, was dann zu weiteren Kursaufschwüngen führte.
Umgekehrt verhält sich der Besitzer der Aktie, wenn diese einen Seitwärtstrend nach unten verlässt. Er verkauft den Wert entweder sofort oder wartet auf eine günstige Gelegenheit, sich bei wieder anziehenden Kursen von dem Wert zu trennen. Im gleichen Chart der ADVA AG sehen Sie gleich zwei Pullbacks, die für erneuten Verkaufsdruck sorgten. Die Übermacht der Verkäufer war dann zum Schluss doch so gross, dass es zu einem dramatischen Kursrutsch kam. Gerade aktuell ist diese Formation wieder zu erkennen: der Durchbruch durch eine ehemalige Unterstützung, anschließend ein länger andauernden Returnmove mit im Endresultat weiter fallenden Notierungen.
30. Juni 2001 Charts zu lesen ist eine Art Kunst und keine Wissenschaft. Es lauern viele Fallen, die dem Investor das korrekte Lesen der historischen Kursbilder erschweren. Wie jede Form der Kapitalmarktanalyse hat auch die Charttechnik ihre Grenzen.
Wer sich im letzten Jahrzehnt mit den Aktienmärkten beschäftigt hat, der hat bestimmt schon oft Ereignisse miterlebt, die alle vorher gemachten Bewertungsansätze zunichte machen. Seien es Unterstützungs- oder Widerstandslinien, Aufwärts- oder Abwärtstrends, alles wird durchbrochen - nichts funktioniert mehr.
Unerwartete Ereignisse zerstören Trends
Dynamische, unerwartete Ereignisse können jeden über lange Zeit aufgebauten Trend ohne vorherige Warnung zunichte machen. In diese Kategorie fallen Kriegsängste - man denke da nur an den Golfkrieg Anfang der Neunziger Jahre - oder unerwartete Aktionen von Regierungen. Sie ändern das komplette Verhalten der Kapitalmarktteilnehmer von einem auf den anderen Tag.
Chart-Analyse basiert auf der Untersuchung von Markt-Psychologie und es ist Unsinn zu glauben, dass alle und wirklich alle Ereignisse in den Charts zu sehen sind, bevor diese auftreten. Meist passieren diese unerwarteten Ereignisse just zu einem Zeitpunkt, wenn fast alle Marktteilnehmer die gleiche Meinung haben oder die entsprechende Aktie an einer wichtigen Unterstützung angekommen ist und Anleger im entsprechenden Wert neue Positionen aufbauen. Zu allem Unglück kommt meist gerade dann dazu, wenn die Börse geschlossen ist, so dass ein Anleger nicht mehr darauf reagieren kann.
Selbst die besten Charts werden durch solche Vorkommnisse zerstört und selbst der erfahrene Charttechniker muss abwarten, bis sich wieder ein klares Bild ergibt.
Rücktritt eines Politikers
In den vergangenen Jahren konnte man einige dieser Ereignisse am eigenen Leib miterleben. Wer erinnert sich nicht an den Rücktritt des deutschen Finanzministers nach Börsenschluss des 11. März 1999. Im Chartbild des Dax dieser Zeit ist ein Kurssprung von mehr als 300 Punkten zu sehen. Zur damaligen Zeit war alle Welt sehr negativ für deutsche Aktien eingestellt - man rechnete mit längerfristig sinkenden Kursen. Der Dax befand sich in einem seit Jahresbeginn bestehenden Abwärtstrend.
Als dann die Rücktrittserklärung kam, wussten die Marktteilnehmer nicht mehr, wie Sie das Ganze einordnen sollten. Konsensus war, dass ein Nachfolger sein Amt besser oder zumindest nicht schlechter beherrschen würde als der Rücktrittskandidat. Es zeichnete sich also ein Verbesserung der Zukunftsaussichten ab. Gleichzeitig waren die Marktteilnehmer in Erwartung sinkender Kurse unterinvestiert. Als dann zu Börsenbeginn dieser Kurssprung von mehr als sechs Prozent kam, mussten die Grossanleger kaufen. Im gleichen Boot saßen kurzfristige Trader, die Positionen im Dax-Future nur für ein oder zwei Tage hielten und in „südlicher Richtung“ positioniert waren. Jeder Punkt nach oben kostete sie richtig Geld. Hier sorgten Order zur Verlustbegrenzung und Zwangsliquidationen für weitere Schubkraft.
Putschversuch in Moskau
Das gleiche Phänomen konnte 1998 beim Putschversuch in Russland festgestellt werden. Der Dax schloss am Abend des 27. Oktober 1998 noch über einer Unterstützungslinie - aber über Nacht kamen schlechte Nachrichten aus Russland. Die Börse schaut immer in die Zukunft und beschwörte durch dieses weltbewegende Ereignis schlechte Zeiten herauf. Man wollte vorsichtshalber an der Seitenlinie warten, bis sich herauskristallisiert, wie es weitergeht. Ein Kursrutsch im Laufe des folgenden Tages von fast zehn Prozent zeigt diese Meinungsänderung der Marktteilnehmer. Als am Abend des gleichen Tages der Putschversuch im Sande verlief, reagierte man am in der folgenden Sitzung erneut und kaufte die zuvor verkauften Werte für das Depot zurück. Auch hier sollte der Einfluss der oben erwähnten Futures-Trader nicht gering eingeschätzt werden.
Fazit
Unerwartete Ereignisse sind, ob gut oder schlecht, immer ein Greuel für Investoren. Sie werfen die gesamte Markteinschätzung zumindest für kurze Zeit über den Haufen. Da sie sich trotz aller Vorsicht weder voraussehen noch vermeiden lassen, sollte der Anleger nur mit Geld spekulieren, dass er nicht benötigt - und zwar für mehrere Jahre.
7. Juli 2001 Bei Einzelaktien zählen Gewinnrevisionen, Übernahmeangebote oder veränderte Zukunftsaussichten zu den größten Fehlerquellen. Sie kommen ebenso überraschend wie Kriege oder Regierungskrisen und sorgen für ein panisches Verhalten der Anleger.
Oft wird dann das Chartbild komplett zerstört. Durch die unkontrolliert wirkenden Kräfte werden Trends, Unterstützungen oder Widerstände durchbrochen. Denn bei Bekanntwerden der außerordentlichen Nachricht gibt es keinen mehr, der ein Risiko entgegen der allgemeinen Meinung eingehen will. Auch der Chartist wartet erst einmal ab, bis sich klare Signale ergeben.
Überraschende News durchkreuzen alle Chartüberlegungen
Zuletzt konnte bei Infineon (siehe den ersten unten stehenden Chart) dieses Phänomen beobachtet werden. An der markierten Stelle im Chart ereignete sich folgendes: Das Unternehmen gab vor Börseneröffnung eine deutliche Revision der Ertragslage bekannt. Während die wichtige Unterstützungslinie (grün) am Vortag noch hielt, eröffnete der Wert nach der Hiobsbotschaft mit einem Kursrutsch von mehr als zehn Prozent.
Zu beachten ist dabei, dass solche Phänomene hauptsächlich in Abwärtstrends bei Einzelwerten zu sehen sind. Gute Nachrichten werden ignoriert, schlechte wirken sich dafür umso stärker aus. Bei Werten in Aufwärtstrends ist es umgekehrt. Die schlechten Nachrichten werden ignoriert und die guten sorgen für einen weiteren Kursschub. Im Gegensatz zu den Aktienindizes lässt sich manchmal schon vorher am Kursverlauf erkennen, dass irgend etwas vor sich geht. Der untersuchte Wert Infineon zeigte schon vorher deutliche Schwächezeichen, speziell am Tag vor der Bekanntgabe.
Charts verraten keine Fusionen
Während bei Gewinneinbrüchen klar ist, dass sich etwas Grundlegendes verändert hat, fällt ein Fazit im Fusionsfall schwerer. Hier muss erst ermittelt werden, wer Gewinner und wer Verlierer ist. Auch für den Charttechniker ist unklar, was er tun soll. Schließlich ist das Gelingen der Fusion nicht garantiert. Da das Übernahmeangebot aber meistens deutlich über dem aktuellen Aktienkurs liegt, kommt es oft zu einem Kurssprung nach oben. Scheitert das Vorhaben dagegen, geht es schnell wieder in die andere Richtung.
Dresdner Bank-Chart als Paradebeispiel
Als Beispiel dient das Chartbild der Dresdner Bank-Aktie (siehe Chart zwei). Erst sollte es im Dezember 2000 zu einer Fusion mit der Deutschen Bank kommen, dann machte ein Jahr später die Allianz ein Übernahmeangebot. Beide Male kam es zu Kurssprüngen von über 20 Prozent. Als bei der Fusion Deutsche/Dresdner Bank die Wahrscheinlichkeit für ein Gelingen des Vorhabens sank, bröckelten die Notierungen ab. Beim endgültigen Scheitern des Deals kam es begünstigt durch neue Fusionsfantasie zwar erneut zu einem Kurssprung, als die Euphorie dann aber nachließ, ging es abwärts.
Ganz anders beim Übernahmeangebot der Allianz. Da man vom Gelingen der Fusion überzeugt war, konnten die Kursgewinne nicht nur verteidigt, sondern sogar ausgebaut werden. Aber auch hier gilt: Im Unterschied zu Gewinnanpassungen ergeben sich bei Fusionen keine Hinweise in den Charts auf das Ereignis. Zumindest dann nicht, wenn im Vorfeld keine Informationen durchsickern.
Fazit:
Wie geht nun der Charttechniker vor? Gelingt die Fusion, wendet er sich anderen Werten zu. Bei Gewinnanpassungen jedoch bleibt ihm jedoch nichts anderes übrig, als erst einmal an der Seitenlinie abzuwarten. Erst wenn sich neue Trendlinien entwickelt haben, ist erneut eine treffsichere Prognose über die zukünftige Kursentwicklung möglich.
14. Juli 2001 Nicht jede Anlageidee bringt Gewinne. Da können die Analysemethoden noch so ausgetüftelt sein. Auch der charttechnische Ansatz geht nicht immer auf. Um für den Verlustfall gerüstet zu sein, gibt es die Möglichkeit, Stopp-Loss-Order einzusetzen.
Wer dies tut, zieht praktisch eine gedankliche Reißlinie. Der Anleger gibt dabei seiner Hausbank im voraus vor, zu welchen Preis er verkaufen möchte. Wird dieses Kursniveau unterschritten, erfolgt der Verkauf automatisch.
Zur Orientierung dienen Unterstütungen
Erklären lässt sich dies anhand eines Chartbildes. Blicken Sie dazu auf den ersten untenstehenden Chart. Nach Analyse dieses Altana-Charts hätten Charttechniker Anfang März 2000 Kurspotenzial gewittert. Nehmen wir an, dass daraufhin der Einstieg zu 18 Euro erfolgte. Da erfahrene Börsianer aber nichts riskieren wollen, setzt man sich auch mit dem Thema Verluste auseinander. Um diese von vorneherein zu begrenzen, sucht der Anleger nach markanten Chartpunkten. Im Falle Altanas lag die Unterstützung bei 17 Euro. Würde die Notiz darunter fallen, drohten rein charttechnisch motiviert weitere Kursverluste. Um Fehlsignale zu vermeiden, sollte der Stopp-Kurs etwas unterhalb der ermittelten Unterstützung gesetzt werden. Bei Altana wären 16,75 Euro sinnvoll gewesen.
Wie geht es nun weiter, nachdem diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden? Ganz einfach: Solange sich der Kurs oberhalb der gesetzten Stopp-Marke bewegt, bleibt die Aktie im Depot. Wird die Notiz unterschritten, erfolgt zum nächsten handelbaren Kurs automatisch der Verkauf. Vorzug für den Anleger dabei: schon bei Orderaufgabe weiß er, wie hoch sein Maximalverlust sein wird. Die Größenordnung kann dabei jeder selbst festlegen, entweder durch fixe prozentuale Vorgaben oder durch das Vertrauen auf wichtige Ünterstützungen.
Verlustbegrenzung als Erfolgsrezept
Aber die Stopp-Loss-Order ist nicht nur zur Fixierung des Maximalverlustes geeignet. Sie hilft auch bei Aktien, bei denen der Anleger bereits auf buchtechnischen Kursgewinnen sitzt. Die Vorgehensweise ist dabei identisch mit der Methode zur Verlustminimierung. Blicken Sie dazu auf den zweiten untenstehenden Chart. Wie Sie sehen, ist das im März 2000 eingegangene Altana-Investment aufgegangen. Daher ging es später nur noch darum, eingefahrene Gewinne abzusichern. In einem ersten Schritt wurde dazu Ende März der Stopp nachgezogen. Als neue Orientierungsmarke stieß man auf die Unterstützung bei 19,80 Euro. Und da der Stopp immer etwas darunter angesiedelt wird, betrug der richtige Stopp-Kurs 19,50 Euro.
Das Ritual des Setzens neuer Stopps wird solange fortgesetzt, bis eines Tages die Reißleine gezogen wird. Bei Altana war dies Anfang 2001 der Fall. Bei 40,80 Euro wurde die Position mit einem Gewinn von 126 Prozent verkauft. Wer dies nicht tat, musste mit ansehen, wie die Aktie danach weiter deutlich nachgab. So idealtypisch wie in unserem Beispiel wird es in der Praxis zwar nicht immer ablaufen. Gerade deshalb ist es aber wichtig, sich immer wieder an den Leitspruch „Gewinne laufen lassen und Verluste minimieren“ zu erinnern. Schließlich kann ein 50prozentiger Kursrückgang nur durch eine Kursverdoppelung wieder wettgemacht werden.