Bedenklich: "König der Nebenwerte" wieder im Spiel
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Eröffnet am: | 23.02.04 10:57 | von: wega2000 | Anzahl Beiträge: | 1 |
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Er jonglierte mit Milliarden, entschied über Wohl und Wehe ganzer Unternehmen und scheiterte schließlich an ausufernder Selbstüberschätzung: Fondsmanager Kurt Ochner schlich sich nach Platzen der Börsenblase vom Parkett wie ein geprügelter Hund - auf seiner Fährte klagende Kleinanleger. Jetzt will er offenbar wieder mitmischen.
Düsseldorf - Der ehemalige Fondsmanager Kurt Ochner plant nach einem Bericht des "Handelsblatts" seine Rückkehr in die Finanzwelt.
Wie die Zeitung unter Berufung auf die Einladung zur Hauptversammlung in ihrer Donnerstagausgabe berichtete, solle die in Auflösung befindliche KST Wertpapierhandelsgesellschaft zu einer Beteiligungsgesellschaft umgebaut werden und mit zwei "qualifizierten Wertpapierspezialisten" personell verstärkt werden.
Bei dem Aktionärstreffen werde zugleich über die Neubesetzung des Aufsichtsrats entschieden, berichtete die Zeitung weiter. Vorsitzender soll demnach Stephan Hess werden, der zugleich dem Kontrollgremium der von Ochner geführten privat gehaltenen Starbitrage AG vorsteht. In einem ersten Schritt werde das Kapitalpolster der KST von sieben auf 13 Millionen Euro aufgestockt.
Wie Ochner zum "König der Nebenwerte" aufstieg"
In den goldenen Zeiten der New Economy galt Ochner als einer der mächtigsten Fondsmanager des Landes: Mit umstrittenen Methoden triebt er die Kurse seiner Börsenlieblinge in ungeahnte Höhen. Seine Vorgehensweise war dabei so einfach wie effizient: Ochner kaufte marktenge Werte, trieb die Kurse nach oben und verkaufte mit Gewinn. Das funktionierte, solange der Hype an der Börse anhielt.
Ochner, der auch "Mr. Neuer Markt" oder "König der Nebenwerte" genannt wurde, konnte noch mit anderen Pfunden wuchern: Seine Kontakte konnten verschlossene Türen öffnen, seine Fürsprache Risikokapitalgeber milde stimmen. Wer in seiner Gunst stand, galt als gemachter Mann.
Besonders bekannt wurde Ochner durch einen Investmentfonds, den er für die Schweizer Bank Julius Bär verwaltete. Sein Special German Stock Fund legte von 1996 bis zum Jahr 2000 um mehr als 500 Prozent zu, weil Ochner frühzeitig auf kleine, weitgehend unbekannte Firmen setzte. Dank des Erfolgs von Ochner stieg das von Julius Bär in Deutschland betreute Fondsvolumen von wenigen hundert Millionen Mark auf bis zu zwölf Milliarden Mark.
Lange Zeit funktionierte das System Ochner nahezu perfekt. So avancierte EM.TV mit einer Börsenkapitalisierung von in der Spitze 14 Milliarden Euro zwischenzeitlich zum internationalen Shootingstar.
Zweimal Ochner, zweimal Pleite
Doch pünktlich zur Jahrtausendwende platzte Ochners Spekulationsblase. Die Kurse brachen ein, der Börsenspekulant versenkte Milliarden. Der Fehler im System Ochner: Bei fallenden Kursen implodierten die Fonds, weil er seine Titel zu Dumpingpreisen verscherbeln musste.
Es war nicht das erste Mal, dass Ochners System kollabierte: Schon einmal musste er erleben, dass er die Aktien, die er eingesammelt hatte, nicht mehr rechtzeitig loswurde. Als Fondsmanager bei der mittlerweile aufgekauften Hamburger Privatbank SMH hatte sich Ochner schon Ende der 80er Jahre als Experte für deutsche Nebenwerte ausgewiesen.
Zwar investierte er auch in Großunternehmen wie BASF oder Deutsche Bank und frühzeitig bei SAP . Nicht unbeachtliche Kursgewinne aber brachten damals kleine Unternehmen wie die Leonischen Drahtwerke (heute Leoni ). Auch hier stiegen die Kurse wie von selbst, wenn der Meister der Nebenwerte mit seinem Fonds einstieg.
"Wie ein verhungerter Luftballon"
Das ging so lange gut, wie Ochner nicht gezwungen war, diese Positionen zu liquidieren. Doch 1992 brach der Markt ein, die kleinen Werte erholten sich lange nicht mehr. "Ochners Fonds sah aus wie ein verhungerter Luftballon", so ein Banker damals gegenüber dem SPIEGEL. Ochners Fonds wurde aufgelöst.
Anfang April 2001 trennt sich auch die Frankfurter Fondsgesellschaft, eine Tochter der Schweizer Privatbank Julius Bär, von Ochner. Der Aufsichtsrat der Julius Bär Kapitalanlage AG und Ochner hätten "unterschiedliche strategische Auffassungen bezüglich der Geschäftstätigkeit", hieß es damals knapp.
In einem zähen Rechtsstreit forderten Ochners Opfer vergeblich Schadenersatz von Julius Bär. Erst Ende vergangenen Jahres wurde die Klage dreier Privatanleger abgeschmettert. Etliche Formulierungen im Verkaufsprospekt des Fonds hätten auf ein sehr riskantes Management schließen lassen, so die Richter des Frankfurter Oberlandesgerichts in ihrer Urteilsbegründung.
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,287080,00.html
Wega