Arbeitslos? Selbst Schuld!
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Eröffnet am: | 22.11.06 16:14 | von: bammie | Anzahl Beiträge: | 20 |
Neuester Beitrag: | 23.11.06 11:37 | von: Karlchen_II | Leser gesamt: | 7.193 |
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Arbeitslos? Selbst Schuld!
Von Christian Rickens
Deutschlands Mittelschicht spricht heute über Arbeitslose, als wären sie Kriminelle. In der öffentlichen Debatte gelten sie nicht mehr als Opfer der Verelendung, sondern als Mitschuldige an der sozialen Krise - die neuen Bürgerlichen wollen sich einreden, dass ihnen selbst so was nie passieren würde.
Kriminelle sieht die Öffentlichkeit - je nach Zeitgeist - mal als Opfer der Gesellschaft, mal als Sünder. Ebenso ist es mit den Arbeitslosen: Als zu Beginn der achtziger Jahre die Arbeitslosigkeit erstmals seit dem Wirtschaftswunder die Millionengrenze deutlich überschritt, da überwog noch der mitleidige Blick. Arbeitslose, das waren Opfer der kapitalistischen Gesellschaft, ausgespuckt von einem zynischen System der Profitmaximierung. Diese Menschen waren "um ihre Arbeit gebracht worden". Solche Formulierungen, typisch für die damalige Zeit, zeigen: Arbeit galt als etwas, das mir zusteht. Wer sie mir wegnimmt, der ist böse. Und Klaus Lage lieferte den passenden Soundtrack dazu: "Monopoly, Monopoly, die an der Schlossallee verlangen viel zu viel."
Gut 20 Jahre später, drei Millionen Arbeitslose mehr: Der gesellschaftliche Blick auf Menschen ohne Arbeit hat sich komplett gewandelt. Die neuen Begriffe lauten: "Sozialhilfeadel" oder "Arbeitslosenkarrieren". Es geht nicht mehr um etwas, das diesen Menschen fehlt, nämlich Arbeit, sondern um etwas, das sie bekommen, nämlich staatliche Unterstützung, etwas, das sie zu Unrecht aus der Gesellschaft heraushebt, sie zu "Adeligen" und "Karrieristen" macht. Längst geht es auch nicht mehr um jene Arbeitslosen, die spätestens nach einem Jahr wieder einen neuen Job finden, immerhin sind das rund zwei Drittel. Nein, die Debatte dreht sich fast ausschließlich um das restliche Drittel, die Langzeitarbeitslosen. Berichte über diese Menschen lesen sich heute so:
"Udo Hupa ist 44 Jahre alt und wohnt auf demselben Stockwerk wie seine Eltern. Er ist klein und wiegt um die 130 Kilo. Im Sommer hat er sich ein Piercing in die linke Augenbraue bohren lassen. Als junger Mann hat Hupa Metzger gelernt. An seine letzte Arbeitsstelle kann er sich nicht mehr erinnern. Arbeit ist in Katernberg einfach kein Thema. Hupa lebt von Arbeitslosenhilfe und davon, DVDs zu brennen. 'Was die Leute hier halt so gucken.' Pornos." Soweit Walter Wüllenweber im Dezember 2004 in der Zeitschrift "Stern".
Mit Menschen wie Udo Hupa wollen anständige Bürger natürlich nichts zu tun haben. Und deshalb wurde für die Langzeitarbeitslosen ein schöner, alter Begriff reaktiviert.
Dieser Begriff heißt Unterschicht.
Wenn sich neubürgerliche Autoren über die Unterschicht äußern, schwingt schnell ein Unterton der Verachtung mit, etwa wenn Wüllenweber nach seinem Rechercheabstecher ins Problemviertel Essen-Katernberg sofort begriffen hat: "Disziplinlosigkeit ist eines der Merkmale der neuen Unterschichtskultur (...). Die Unterschicht lebt im Hier und Heute und kümmert sich nicht um die Zukunft. Weder um die eigene noch um die der Gesellschaft."
Schlimmer noch: Nicht einmal Benimm weiß der Pöbel zu wahren. Der Verfassungsrichter Udo Di Fabio klagt in seinem Buch "Die Kultur der Freiheit" über "Menschen, die bei der Wahl ihrer Kleidung, in der Art, wie sie speisen oder wie sie reden, inzwischen wieder dem Niveau vorkultureller Zeit zuzustreben scheinen. Menschen, die schon morgens mit einer Alkoholfahne in öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, oder solche, die überzogen aggressiv ihre Freizeitneigungen austoben, dürfen in unserer Kultur der selektiven Toleranz gegenüber dem individuellen Sosein weder verlacht noch öffentlich auch unter ästhetischen Gesichtspunkten kritisiert werden."
Kaum kaschierter Ekel
Aus Wüllenwebers und Di Fabios kaum kaschierten Ekel spricht, was der Stammtisch schon immer gewusst hat: (Langzeit-)Arbeitslose sind an ihrem Schicksal nicht nur selbst schuld ("Wer wirklich Arbeit will, der findet auch welche"), sie sind auch noch ein Ärgernis für die restliche Gesellschaft (Alkoholfahnen, schlechte Manieren). Neu ist allerdings, dass solche Vorurteile zum Repertoire eines gesellschaftlichen Dialogs gehören, der sich intellektuell gibt.
Vom Opfer zum Schuldigen in gut 20 Jahren. Was für eine paradoxe Karriere des deutschen Arbeitslosen! War es bei einer Million Arbeitslosen nicht viel wahrscheinlicher, dass die wenigen Betroffenen eine gewisse Mitschuld an ihrem Schicksal trifft, als bei vier Millionen?
Es hat natürlich einen Grund, warum Langzeitarbeitslose ihren Opferstatus verloren haben - es gibt einfach zu viele von ihnen, um sie noch zu bedauern. Die Mittel- und Oberschicht beginnt stattdessen, sich von den Verlierern des gesellschaftlichen Wandels abzugrenzen, und die neubürgerlichen Autoren liefern die Argumentationshilfe.
In der Geschichte der Menschheit gab es wahrscheinlich keine Ungerechtigkeit, die nicht von irgendwem irgendwie rational gerechtfertigt wurde. In den Romanen Tolstois finden sich Szenen von makabrer Komik, in denen sich (meist selbst völlig lebensuntüchtige) russische Adelige über die Notwendigkeit der Leibeigenschaft ergehen: Die Leibeigenen ihre eigenen Äcker bestellen zu lassen führe zu nichts. Das Gesindel sei derart faul, dass es sich nur unter der Knute des Aufsehers zum Arbeiten aufraffe. Alles Geld würden sie vertrinken, keine Kopeke für morgen zurücklegen.
Es gab diese Leute immer, sie fielen nur nicht so auf
Disziplinlosigkeit, Zukunftsvergessenheit, Alkoholismus: Alles, was Wüllenweber und Konsorten heute an der Unterschicht beobachten, machten Tolstois Antihelden schon vor 150 Jahre geltend. Es ging ihnen darum, die Existenz der Leibeigenschaft vor sich und dem Rest der Gesellschaft zu rechtfertigen. Heute geht es darum, die Existenz von Massenarbeitslosigkeit zu rechtfertigen.
Die Angehörigen der wiederentdeckten Unterschicht sind ja nicht alle erst in den letzten 20 Jahren geboren worden. Es gab diese Menschen schon immer, sie fielen früher nur nicht so auf. Bis in die achtziger Jahre hatte in Westdeutschland auch das untere Fünftel der Gesellschaft zumeist einen sicheren Arbeitsplatz, der dem Leben Halt und Struktur gab. Mit den jährlichen tariflichen Lohnerhöhungen konnte auch diese Schicht vom wachsenden Wohlstand profitieren. In Ostdeutschland war Arbeitslosigkeit bis zur Wiedervereinigung ohnehin kein Thema.
Hüben wie drüben war die Unterschicht zur unteren Mittelschicht geworden, die Bundesrepublik zum Heim einer "nivellierten Mittelstandsgesellschaft", so der Soziologe Helmut Schelsky 1953. Wie viele Pornos der Fließbandarbeiter nach Feierabend schaute, wie viel Bier er trank, wurde als das betrachtet, was es natürlich auch heute noch sein sollte: seine Privatsache.
Doch seit die Arbeitslosigkeit rapide zu steigen begann - im Westen seit Anfang der achtziger Jahre, im Osten schlagartig mit der Wiedervereinigung - wurde die untere Mittelschicht von der Wohlstandsentwicklung abgekoppelt. Die bescheidene berufliche Qualifikation dieser Menschen reichte immer seltener für eine tariflich abgesicherte Vollzeitbeschäftigung. Heute leben die meisten Angehörigen dieser Schicht von Hartz IV oder stecken in sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen - meist ohne Aufstiegschancen, Tarifbindung oder Kündigungsschutz.
Keine vernünftige Alternative zur Marktöffnung
Warum aber reichten neun Jahre Hauptschule ohne Abschluss noch vor 30 Jahren aus, um mit der allgemeinen Wohlstandsentwicklung Schritt zu halten, während heute oft noch nicht einmal mehr die Mittlere Reife einen Ausbildungsplatz garantiert?
Wichtigste Ursache ist die gewaltige Ausweitung des effektiven weltweiten Arbeitsangebots in den letzten zwei Jahrzehnten. Vor einigen Jahrzehnten begannen deutsche Textilfabriken mit neuen Anbietern in Asien zu konkurrieren - und verloren, weil die deutschen Arbeiter natürlich ungleich höher bezahlt wurden.
Die Entwicklung erfasste nach und nach immer weitere Industriezweige. Auf die Textilindustrie folgten die Unterhaltungselektronik und schließlich auch Stahlwerke wie das in Rheinhausen. Inzwischen sind es nicht mehr nur Hilfsarbeiterjobs, die der Globalisierung zum Opfer fallen. Auch Aufträge in Handwerk und Dienstleistung werden immer häufiger von ausländischen Unternehmen übernommen, die dazu ihre niedrig entlohnten Mitarbeiter nach Deutschland schicken - etwa auf Baustellen oder in Schlachthöfe.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt keine vernünftige Alternative zur Marktöffnung. Zum einen aus ethischen Erwägungen, denn warum sollten ein türkischer Bekleidungshersteller oder ein polnischer Handwerker weniger Recht als ein Deutscher darauf haben, seine Ware oder seine Dienstleistung in Deutschland anzubieten?
Zum anderen aus wirtschaftspolitischen Gründen, weil es keinen wissenschaftlich begründbaren Zweifel daran gibt, dass freier Handel für Wohlstandszuwächse in allen daran beteiligten Staaten sorgt und mehr Protektionismus umgekehrt Wohlstand vernichtet.
Ungerechtigkeit? Welche Ungerechtigkeit?
Die volkswirtschaftliche Begründung des Freihandels weist jedoch einen Haken auf, der in der öffentlichen Diskussion meist zu kurz kommt: Durch mehr Handel steigt zwar der Wohlstand aller beteiligten Volkswirtschaften insgesamt. Innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften jedoch gibt es sehr wohl Gewinner und Verlierer des Freihandels. Theoretisch reichen die Zuwächse zwar aus, um alle Verlierer angemessen zu entschädigen. Ob und wie weit dies jedoch geschieht - das ist eine politische Entscheidung jeder einzelnen Gesellschaft.
Die Verlierer des verstärkten internationalen Handels, das sind in Deutschland die Anbieter gering qualifizierter Tätigkeiten. Egal ob es sich dabei um Industriearbeiter oder um kleine Selbständige handelt: Sofern sie noch Arbeit haben, sind ihre Realeinkommen in den vergangenen Jahren gesunken; sind sie arbeitslos, dann wurde vielen von ihnen im Rahmen der Agenda 2010 die Arbeitslosenunterstützung auf Sozialhilfeniveau gekürzt.
Kurz: Die deutschen Globalisierungsverlierer wurden für ihre Verluste nicht entschädigt.
Wie gehen wir mit dieser Ungerechtigkeit um? Ist da überhaupt eine Ungerechtigkeit?
Die einfachste Antwort besteht darin, die zweite Frage zu verneinen. Bisweilen trägt der daraus resultierende Versuch, der wiederentdeckten Unterschicht die Schuld an ihrem Schicksal zuzuschreiben, fast schon absurde Züge. Wenn etwa die neuen Bürgerlichen beklagen, dass Unterschichtangehörige sich selbst um ihre Chance auf gesellschaftliche Teilhabe brächten, weil sie sich nur von ungesundem Fast Food ernährten, zu viel Alkohol tränken, Privatfernsehen schauten und ihre Kinder nicht vernünftig erzögen. Während die wackeren Proletarier früherer Zeiten natürlich ihren Körper beim Sport stählten, sich pausenlos in Lesehallen weiterbildeten, im Arbeitergesangsvereinen die Fahne hoch hielten und ihre Kinder niemals ohne Pausenbrot in die Volksschule schickten.
Man wünscht die Herren Wüllenweber und Di Fabio in eine Zeitmaschine, die sie zurückbefördert ins Deutschland der fünfziger Jahre. Sie könnten sich dann selbst davon überzeugen, wie die Handlanger auf den unzähligen Baustellen des Wirtschaftswunders in der Frühstückspause die "Frankfurter Allgemeine" aufschlagen und vergnügt ihre Rohkostsalate futtern. Wie Frauen am Zahltag ihre Männer am Werkstor abholen, damit die den Inhalt der Lohntüte nicht gleich wieder für frischgepresste Fruchtsäfte verprassen; und wie die Näherin von der Fabrik nach Hause eilt, um ihre Kinder mit einem gekonnten Medley aus Schubert-Liedern in den Schlaf zu singen.
Stolzes Beharren aufs eigene Proletentum
Im Ernst: Der Lebensstil der Unterschicht war tendenziell schon immer ungesünder und unvernünftiger als jener der braven Bürgersleut'. Schon immer drohte der unteren Mittelschicht mit dem Verlust des Arbeitsplatzes auch das entscheidende bisschen Halt verloren zu gehen, der einen rauen Lebensstil von einem selbstzerstörerischen trennt. Lange bevor es Fast Food und Privat-TV gab, zeigte das bereits 1933 der österreichische Sozialforscher Paul Felix Lazarsfeld in der Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal".
Ebenfalls schon immer war das Bürgertum von den derben Sitten der "einfachen Leute" abgestoßen und fasziniert zugleich, und umgekehrt war die Unterschicht schon immer hin- und hergerissen zwischen der Imitation des bürgerlichen Lebensstils und dem stolzen Beharren auf dem eigenen Proletentum. Warum ist es gerade heute so populär, genau dies zu leugnen und auf die angeblich so grundlegenden kulturellen Unterschiede zwischen Bürgertum und "Unterschichtkultur" zu verweisen?
Zum einen weil, wie gesagt, der Unterschicht Mitschuld an ihrem eigenen Schicksal zugeschrieben werden soll. Zum anderen weil die Globalisierung inzwischen auch weite Teile der Mittelschicht in ihrem sozialen Status bedroht. Es sind ja längst nicht mehr nur die geringqualifizierten Arbeitsplätze, die von Verlagerung oder Einkommensverlust bedroht werden. Bedroht sind inzwischen auch die klassischen Biotope der Mittelschicht: Dank gesunkener Kosten für die elektronische Datenübertragung (auch dies eine Facette der Globalisierung) lassen sich heute die Tätigkeiten von technischen oder kaufmännischen Angestellten ebenso global verlagern wie vor zwanzig Jahren die Jobs der Hilfsarbeiter. Wo dieser Prozess endet, wen es noch alles trifft, das weiß niemand.
Umso größer das Bedürfnis der Mittelschichten, sich abzusetzen gegenüber den gesellschaftlichen Verlierern. Sich und anderen zu vergewissern: Mir kann nicht passieren, was der Unterschicht passiert, denn ich bin grundlegend anders als die.
Ob es tatsächlich die Menge des Fernsehkonsums, die Häufigkeit der McDonald's-Besuche oder die Vorliebe für Tätowierungen überm Gesäß sind, die ursächlich die Verlierer der Globalisierung von denen scheiden, die noch einmal davonkommen werden? Das ist zwar mehr als fraglich, aber es beruhigt natürlich enorm, sich genau das von den neuen Bürgerlichen einreden zu lassen.
spiegel.de
Die Haltung "HartzIVler? Alles Sozialschmarotzer, sollen mal arbeiten gehen!" greift verstärkt um sich.
Gruß
Talisker
Aber das darf erlaubt sein:
In früheren Zeiten, als die Leute noch sehr, sehr viel weniger mobil waren, gab es schon Menschen, die dorthin gegangen sind, wo Arbeit ist, sei es nach Amerika, Banat, Siebenbürgen...
Das verlange ich ja gar nicht. Der gute Herr Udo Hupa ist also gelernter Metzger. Nachdem ich die Routenplaner im Internet zu Rate gezogen habe, weiß ich dem Herrn Hupa eine Metzgerei, die seit einem halben Jahr verzweifelt einen Mitarbeiter sucht, die nur 578 bzw. 533 Km von Katernberg entfernt ist, je nachdem, ob es sich um Katernberg bei Essen oder um Katernberg bei Wuppertal handelt.
dir ist aber auch klar, was die Stelle mit dem Herrn Hupa sollte? Es geht um die Berichterstattung. Wie werden die Menschen dargestellt. Und wie wird so das öffentliche Bild davon geprägt.
Auch ein Phänomen, dass nicht von ungefähr kommt - auf RTL2 und anderen derartigen Kanälen jagt eine Reportage "Die Sozialkontrolleure - Missbrauch knallhart aufgedeckt" die andere. Gabs früher nicht, komisch.
Gruß
Talisker
Solche Reportagen gab es früher nicht, da haste recht - gab aber früher auch weniger tatsächliche Schmarotzer im Sozialsystem - denke ich. Im übrigen gab es früher auch keine nachmittäglichen Gerichtsshows und Talkrunden, die anscheinend genau das Klientel bedienen (wollen), über das in diesem Thread geschrieben wird. Wenn ich mir die Einschaltquoten zu diesem Müll anschaue, dann bekomme ich Angst...
Wenn man polemisieren will, findet man doch bei uns auch leicht die richtigen Adressaten, oder meinst Du nicht?
Taos
Von denen wird Deutschland inzwischen als eine Kolonie betrachtet. Unter dem Kriegsgeheul der Wettbewerbsfähigkeit wird dem Bürger auferlegt, mehr zu schufften und weniger dafür zu kriegen.
Jeweils 5 Stunden je Richtung auf der Autobahn geht schon auf die Nerven (und die Umwelt, und die Tasche,...)
Schon lustig diese Arbeitswelt ...
Taos
Es geht um eine Gruppe Leute die zu faul ist. Das größte Problem daran ist, dass diese Leute einfach viel zu viel geld bekommen. Ein Großteil der Studenten muß mit weitaus weniger auskommen und das klappt auch. In anderen Ländern bekommen die Leute nix und somit haben sie auch eine Größere Motivation. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass man solche verhältnisse auch in Deutschland bekommen sollte nur finde ich sind 450 Euro oder so die diese Leute bekommen schon ein fürstliches Gehalt. Ich habe und komme mit weit aus weniger Geld aus.
Glaube mir mal es fällt schon schwer sich zum Studium zu motivieren, wenn man was das man wenn man sich exmatrikuliert schon 450€ bekommt, weil man dann nix mehr macht.
André
Es ist ja nicht so, das es sogenannte Soialschmarotzer einfach gibt. Klar gibts die auch, aber denen würde ich mal im Heer der Arbeitslosen einen Anteil von 5% zuschreiben.
Wer aber heute als Sozialschmarotzer bezeichnet wird, sind auch diejenigen, die sich wohl oder übel schon mit ihrem Dasein als Arbeitsloser abfinden mussten. Das heißt aber nicht, das sie sich gar nicht mehr um Arbeit kümmern.
Dann werden natürlich immer solche Beispiele gebracht, wie in #3 mit dem Metzger, der sich doch nur ein bißchen zu bewegen braucht etc.! Das das Einzelfälle bei 5 Mio Arbeitslosen sind, wird mal gleich verschwiegen.
Versucht mal als geringqualifizierter Arbeitnehmer (auch mit abgeschlossener Ausbildung)ne Arbeit zu finden! Oft kriegst du nen Job für 4-5 € brutto angeboten, der irgendwo in ner Fabrik oder auf nem Spargelfeld ist. Ja sorry, aber wenn man sich sowas nicht antut, wird man ja auch gleich wieder als Sozialschmarotzer betitelt, und auf die fleißigen Polen verwiesen, die solche Jobs annehmen. Das sich irgendwer mal in die Lage der Leute versetzt, ist wohl zu viel verlangt?
@andreHannibal, teilweise hast du recht. Ich bin auch Student, und kam lange Zeit mit 500 € aus. Irgendwann zieht man aber logischerweise zu Hause aus. Bei mir war das mit 21 der Fall. Für Miete gehen allein mindestens 350 € drauf. Dann sollst du als Arbeitnehmer natürlich mobil sein. Das heißt du brauchts den Anschaffungspreis für ein Auto plus Benzinpreise etc.! Oder aber du hast ne Monatskarte für die Öffentlichen Verkehrsmittel, die mittlerweile in berlin auch schon 80-100 € kostet. Plus Lebensmittel und mal ein bißchen Kleidung und du bist locker bei 800 € pro Monat, ohne dabei auch nur annähernd mehr als das notwendigste gekauft zu haben.
Das heißt also du brauchst 800 € netto. Das entspricht im Normalfall etwa 1200 € brutto. So wie man heutzutage aber selbst als Student mit halbwegs guter Qualifizierung ausgenutzt wird, geschweige als gering qualifizierter, muss man mit maximal 7-8 € brutto (zumindest in weiten Teilen Ostdeutschlands) zurechtkommen. Das heißt du hast einen Vollzeitjob, und lebst trotztdem nur am Existenzminimum. Und dann hab mal noch 1-2 Kinder ...
Aber klar, wir sind ja sogar zu egoistisch, um Kinder zu bekommen. Kostenlose Kinderbetreung ab 6 Monaten mit Vorschule ab dem 4.Lebensjahr in Deutschland? Vergiss es! In Skandinavien ist das aber normal.
Fazit ist für mich, das sich mal die Wirtschaftsverbände fragen sollten (die ja immer die ersten sind, die auf die Sozialschmarotzer schimpfen), ob nicht ihre Lohnpolitik der Grund dafür ist, das sich natürlich auch Leute fragen, wieso sie überhaupt arbeiten gehen sollen. Das ist aber wie gesagt nur ein kleiner Teil der so denkt. Die meisten Leute wollen nicht zu Hause rumsitzen und gar nichts tun. Die arbeiten auch für 5-8 € brutto, und damit geben sie indirekt auch noch den Arbeitgebern die Trümpfe in die Hand.
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber als ich mich exmatrikuliert habe, war es weitaus schwieriger als als Student. Ich will auch mal mit dem Vorurteil abrechnen, jeder Mensch würde so einfach an Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe kommen. Klar, wenn er betrügt, ist das kein Problem. Aber bei den ganzen Angaben zum Vermögen, zu Jobs, Familie etc. wird heutzutage nicht mehr einfach so gezahlt. Ich hab mich z.B. in den Zeiten ohne Arbeit nie arbeitslos gemeldet, weil Vermögen, das ich zur Altersvorsorge anlegt habe, gegengerechnet würde wenn es nicht der RiesterRente entspricht. Dazu werden Vermögen von Familienangehörigen berücksichtigt. Minijobs werden gegengerechnet, etc.etc! Und wenn dann alles eingereicht ist, dauerts immernoch 9 Monate bis man endlich mal das Geld sieht. Und dann musst du dich ständig melden und jeden beschissenen Job annehmen, der oft nicht deiner Qualifikation entspricht.
Dazu kommen Leute, die gar nicht zum Arbeitsamt gehen, weil sie sich schämen oder weil sie dem Staat nicht auf der Tasche liegen wollen. Ja, sowas gibts auch mehr als genug.
Ich find den Artikel in #1 jedenfalls sehr gut. Mir stört dieses ganze Geschwafel von Sozialschmarotzern schon lange. Hier wird eindeutig Meinungsmache betrieben.
Sagt mal dem türkischen Jugendlichen in Kreuzberg, der durchaus seinen Realschulabschluss mit gut oder befriedigend gemacht hat, er soll sich nach seiner 100.Bewerbung noch begeistern, und mit seinem bißchen Taschengeld ne Monatskarte für die BVG kaufen oder auf ein Auto sparen, um mobil sein zu können, und auch in weiterer Entfernung Arbeit zu suchen, obwohl er weiß, das es dort auch vielleicht nichts gibt, und er als Türke eh schon mit Vorurteilen bezüglich seiner Fähigkeiten (allein schon der Sprache) leben muss.
Na ja, ich verhaspel mich langsam. Fakt ist, das Leute, die in der Situation bisher nicht waren, es sich oftmals sehr leicht machen, über die sogenannten Sozialschmarotzer zu urteilen.
Bei mir wird das erste Gehalt gut aussehen, da man in der Elektrotechnik am oberen Ende der Gehaltsskala liegt. Auf Grund meines Studiums ist es auch nicht so schwer im europäischen Ausland einen Job zu bekommen.
André
Was ist das überhaupt für ne schwachsinnige Rechnung? Entweder du bekommst Bafög(ca. 550€) oder deine Eltern müssen dich unterstützen. Wenn du mit 350 Tacken auskommen musst, dann frag mal deine Eltern warum, aber mach den Staat nicht dafür verantwortlich.
Wahrscheinlich waren es die ganzen Penner, die jetzt auf ALG2 hängen, die die Lehrer- und Profgehälter bezahlt haben.
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
Ansonsten ist schon dein Vokabular bzw. dein Unterton wieder bezeichnend.
Ich habe weniger als jeder Sozialhilfeempfänger und soll, wenn ich dann einen Job habe für diese Leute mit bezahlen?
Diese Leute?
Hey, diese Leute haben zum Großteil abgeschlossene Berufsausbildungen, teilweise sogar abgeschlossene Studien hinter sich. Ich kenne selbst einige arbeistlose Akademiker. Denkst du, denen macht es Spaß zum Arbeitsamt zu gehen?
Die tun das ja nicht, weil sie dir dein Geld aus der Tasche ziehen wollen, wie immer der Eindruck erweckt wird. Die machen das um keine folgenschwere Pause bei den Rentenbeträgen und Krankenkassenversicherungen zu haben, und natürlich um halbwegs würdevoll in der Zwischenzeit zu leben. Nebenbei kümmern sie sich um Jobs, und bei Erfolg zum Beispiel Akademiker noch ausgenutzt werden, in dem sie als Praktikanten oder auf Probezeit mit Mini-Gehältern eingestellt werden.
Mach dein Studium mal zu Ende! Dann sprechen wir uns wieder. Vor 5-6 Jahren hatte ich ähnliche Kosten wie du derzeit. Jetzt bin ich mit 800-900 € pro Monat schon ziemlich eng bemessen (hab nicht mal Kinder), und muss teilweise mein Geld aus den Börsengewinnen zuschießen. Aber 99% der Leute haben nicht dieses Börsenwissen wie ich, und sind daher auf Hilfe angewiesen, und wenn sie die vom Staat bekommen, sind es nicht gleich Schmarotzer, die dir deine Steuergelder wegnehmen. Sie versuchen die Widrigkeiten des Lebens in dieser Gesellschaft zu meistern und das halt (hoffentlich nur Übergansgweise) durch Arbeitslosenunterstützung oder ALG2.
PS: mal ne Frage. 175 € Warmmiete? was ist denn das für ne Wohnung? Sowas gibts hier in Potsdam ja nicht mal in unseren Plattenbauten. Die günstgste Wohnung in der ich mal gewohnt hab, war zu Studienzeiten meine erste Wohnung. Die hat 225 € warm gekostet, aber war nur ne Einraumwohnung mit 40 Quadratmetern. Sag bloß ihr Wessis habt einersiets höhere gehälter und dann noch günstigere Mieten? (nicht so ernst nehmen! hab nichts gegen Wessis).
kat
Nun zu mir als ich habe auch eine abgeschlossene Berufsausbildung als Prozessleitelektroniker gemacht. Habe danach auch 1 Jahr in meinem Beruf gearbeitet. Habe teilweise während der Ausbildung und später als Geselle auch fleißig Steuern bezahlt. Studium habe ich auch schon, bin schon fertiger Dipl.-Ing.(FH). Jetzt studiere ich halt an der RWTH um dort mein Unidiplom zu bekommen und an der Fh um dort meinen Master of Science zu bekommen.
PS: also für 175€ gibt es nur ein Zimmer. Der Preis ist sehr niedrig, da es aber auch krasse Nachteile hat. Wohne nämlich bei einer sehr rechten Burschenschaft auf dem Haus und hier laufen manchmal Leute von der NPD rum und halten Vorträge.
André
- die regionen, in denen es einfach keine jobs gibt
- die menschen, die dort wegkönnten aber nicht wollen
- die typen, die mit dem taxi zum zwangs-ernteeinsatz kommen
- diejenigen, die dem idiotischen jugendwahn zum opfer fallen und trotz qualifikation mit 47 keinen job mehr finden
- die bequemen, die für 100 euro mehr ihren hintern morgens nie aus dem bett heben würden
- die malocher, die jahrzehntelang eingezahlt haben, alle anderen gestützt haben und für die jetzt "auch" nichts mehr übrig ist
jedoch: wenn wir unsere alimentierung der arbeitslosen zu einfach gestalten, vergeben wir eine wichtige grösse, nämlich den anpassungsdruck. wenn es auch manchem stinken mag, dass er als arbeitsloser dem generalverdacht von faulheit oder eigenverschuldung ausgesetzt wird - ich sehe keine alternative zu erhöhtem druck.
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