Aldi muss auspacken
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 25.01.02 07:16 | ||||
Eröffnet am: | 24.01.02 16:44 | von: Brummer | Anzahl Beiträge: | 4 |
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dpa ESSEN. Während andere Konzerne mit dicken Gewinnen protzen, hielten sich die erfolgreichen Unternehmer aus dem Ruhrgebiet an das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Mehr als vier Jahrzehnte sickerte keine einzige Unternehmenszahl aus dem Aldi-Imperium durch. Jetzt zerrt eine neue Offenlegungspflicht den Albrecht-Brüdern den „Mantel des Schweigens“ ein Stück von den Schultern. Rund drei Viertel der insgesamt mehr als 60 selbstständigen Aldi-Regionalgesellschaften in Deutschland mussten inzwischen im Bundesanzeiger ihren Jahresabschluss veröffentlichen.
Das Bild, was sich aus diesem Puzzle ergibt, ist eindrucksvoll. Nach einer Hochrechnung der „Lebensmittel-Zeitung“ hat Aldi selbst auf dem Höhepunkt des Preiskampfes mit Wal-Mart im Jahr 2000 einen Gewinn von gut einer Milliarde DM in Deutschland eingefahren. Die deutsche Tochter von Wal-Mart, die bei Unternehmenszahlen ebenfalls verschwiegen ist, soll dagegen nach Medienberichten im selben Jahr einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe eingefahren haben. Noch klarer wird der Erfolg von Aldi bei der Umsatzrendite. Pro 100 DM Umsatz soll die Discount-Gruppe 2,80 DM Gewinn gemacht haben. Davon träumten viele andere Lebensmittelhändler: Der Branchendurchschnitt in Deutschland lag bei 80 Pfennigen Gewinn pro Umsatz-Hunderter.
Das Aldi-Erfolgsrezept ist für die Konkurrenz aber kein Geheimnis mehr. „Sie sparen an der Laden-Ausstattung, dem Sortiment, Personal und bei Dienstleistungen“, meint ein Branchenkenner. „Schnelldreher“, die die Kunden schnell aus den Kartons und Regalen holen, lassen die Kassen klingeln. Bei großen Aktionen wie Computer zu Discountpreisen bilden sich regelmäßig Schlangen vor den Filialen. Marktforscher sprechen von einer „zivilisierten Plünderung“. Die Kundschaft kommt „querbeet“ aus allen Schichten der deutschen Gesellschaft. Nicht nur Arbeitslose oder Asylbewerber, auch Banker und Rechtsanwälte schauen sich bei Aldi um. Nach Unternehmensangaben kaufen mittlerweile drei von vier Deutschen bei Aldi ein. Neben Lebensmitteln locken Technik und Bekleidung. Aldi wird zu den zehn größten Textilhändlern in Deutschland gezählt.
Mehr als jeder zehnte Euro, den die Kunden im Lebensmittelhandel ausgeben, landet nach Einschätzung des Frankfurter Institutes M+M Eurodata in den Aldi-Kassen. In Deutschland erzielte Aldi im Jahr 2000 einen geschätzten Gesamtumsatz von 36,4 Mrd. DM (18,6 Mrd Euro). Doch Aldi ist nicht gleich Aldi: Gesellschaftsrechtlich trennten sich die Wege der Albrecht-Brüder bereits Anfang der 60er Jahre. Seitdem ist die Aldi-Welt in ein Nordreich von Theo Albrecht und ein Südreich von Karl Albrecht geteilt. Im Wettlauf der Brüder fährt dem Zahlenvergleich zufolge Karl im Süden mit seinem rund 600 Artikel umfassenden Sortiment (Nord: rund 700 Artikel) die höheren Gewinne ein. Theo hatte die neuen Länder zu seinem Expansionsgebiet erklärt. Drei Ost-Gesellschaften sollen in dem noch schärferen Wettbewerb rote Zahlen schreiben.
Das Aldi-Geschäftsmodell ist zum Exportschlager geworden. Der weltweite Umsatz von Aldi (2000) wird von M+M Eurodata auf 62,4 Mrd. DM (31,9 Mrd Euro) geschätzt. Bei Aldi-Süd (Zentrale Mülheim/Ruhr) kommen nach eigenen Angaben zu 1400 Inlandsfilialen 20 internationale Aldi-Zentralen mit über 900 Filialen in Australien, England, Irland, Österreich und den USA hinzu. Aldi Nord (Zentrale Essen, Inland: rund 2500 Filialen) listet im Internet mehr als 1300 Filialen in Dänemark, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und Belgien auf. Insgesamt kommen die Aldi-Brüder damit auf über 6000 Filialen in elf Ländern. In Osteuropa und Asien ist Aldi dagegen noch nicht vertreten.
HANDELSBLATT
Essen - Die Aldi-Gründer Karl und Theo Albrecht stehen in dem Ruf, die "Geheimniskrämer der Nation" zu sein. Während andere Konzerne mit dicken Gewinnen protzen, hielten sich die erfolgreichen Unternehmer aus dem Ruhrgebiet an das Sprichwort "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold". Mehr als vier Jahrzehnte sickerte keine einzige Unternehmenszahl aus dem Aldi-Imperium durch. Jetzt zerrt eine neue Offenlegungspflicht den Albrecht-Brüdern den "Mantel des Schweigens" ein Stück von den Schultern.
Ein Mosaik fügt sich zusammen
Rund drei Viertel der insgesamt über 60 selbständigen Aldi-Regionalgesellschaften in Deutschland mussten inzwischen im Bundesanzeiger ihren Jahresabschluss veröffentlichen.
Das Bild, das sich aus diesem Puzzle ergibt, ist eindrucksvoll. Nach einer Hochrechnung der "Lebensmittel-Zeitung" hat Aldi selbst auf dem Höhepunkt des Preiskampfes mit Wal-Mart im Jahr 2000 einen Gewinn von gut einer Milliarde Mark in Deutschland eingefahren. Die deutsche Tochter von Wal-Mart, die bei Unternehmenszahlen ebenfalls verschwiegen ist, soll dagegen nach Medienberichten im gleichen Jahr einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe erlitten haben. Noch klarer wird der Erfolg von Aldi bei der Umsatzrendite. Pro 100 Mark Umsatz soll die Discount-Gruppe 2,80 Mark Gewinn gemacht haben. Davon träumten viele andere Lebensmittelhändler: Der Branchendurchschnitt in Deutschland lag bei 80 Pfennigen Gewinn pro Umsatz-Hunderter.
Das Aldi-Erfolgsrezept ist für die Konkurrenz aber kein Geheimnis mehr. "Sie sparen an der Laden-Ausstattung, dem Sortiment, Personal und bei Dienstleistungen", meint ein Branchenkenner. So genannte "Schnelldreher", die die Kunden schnell aus den Kartons und Regalen holen, lassen die Kassen klingeln. Bei großen Aktionen wie Computer zu Discountpreisen bilden sich regelmäßig Schlangen an den Filialtüren. Marktforscher sprechen dabei von einem Phänomen der "zivilisierten Plünderung". Die Kundschaft kommt "querbeet" aus allen Schichten der deutschen Gesellschaft. Nicht nur Arbeitslose oder Asylbewerber, auch Banker und Rechtsanwälte schauen sich bei Aldi um. Nach Unternehmensangaben kaufen mittlerweile drei von vier Deutschen bei Aldi ein. Neben Lebensmitteln locken Technik und Bekleidung. Aldi wird mittlerweile zu den zehn größten Textilhändlern in Deutschland gezählt.
Zehn Prozent Anteil am Lebensmittelmarkt
Mehr als jeder zehnte Euro, den die Kunden im Lebensmittelhandel ausgeben, landet nach Einschätzung des Frankfurter Institutes M+M Eurodata in den Aldi-Kassen. In Deutschland erzielte Aldi im Jahr 2000 einen geschätzten Gesamtumsatz von 18,6 Milliarden Euro.
Doch Aldi ist nicht gleich Aldi: Gesellschaftsrechtlich trennten sich die Wege der Albrecht-Brüder bereits Anfang der sechziger Jahre. Seitdem ist die Aldi-Welt in ein Nordreich von Theodor ("Theo") Albrecht und ein Südreich von Karl Albrecht geteilt. Im Wettlauf der Brüder fährt dem Zahlenvergleich zufolge Karl im Süden mit seinem rund 600 Artikel umfassenden Sortiment (Nord: rund 700 Artikel) die etwas höheren Gewinne ein. Theo hatte die neuen Länder zu seinem Expansionsgebiet erklärt. Drei Ost-Gesellschaften sollen in dem noch schärferen Wettbewerb rote Zahlen schreiben.
Das Aldi-Geschäftsmodell ist zum Exportschlager geworden. Der weltweite Umsatz von Aldi (2000) wird von M+M Eurodata auf 31,9 Milliarden Euro geschätzt. Bei Aldi-Süd (Zentrale Mülheim/Ruhr) kommen nach eigenen Angaben zu 1400 Inlandsfilialen 20 internationale Aldi-Zentralen mit über 900 Filialen in Australien, England, Irland, Österreich und den USA hinzu. Aldi Nord (Zentrale Essen, Inland: rund 2500 Filialen) listet im Internet mehr als 1300 Filialen in Dänemark, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und Belgien auf. Insgesamt kommen die Aldi-Brüder damit auf über 6000 Filialen in elf Ländern. In Osteuropa und Asien ist Aldi dagegen noch nicht vertreten. Dort fehlt den Brüdern der Gegenpart Supermärkte.
Branchenbeobachter entdecken unterdessen bei Aldi ein langsames Öffnen der Firmentüren, das mit Aldi-Kochbüchern begann. Inzwischen gibt es davon eine ganze Bibliothek. Auch das Internet-Zeitalter haben die Discount-Päpste längst entdeckt: Der Newsletter über die neuesten Angebote liegt nicht nur in den Filialen, sondern auch online vor.
Von H. Toben, V. Danisch, dpa