Ab heute (fast) alles neu bei AT1
Ohne eine drastische Schuldenreduktion in der Größenordnung von mindestens 5 MRD bis 8 MRD EUR wird der FFO1 in den kommenden Jahren dank absehbar deutlich steigender Zinskosten immer weiter sinken, was die Anlagestory für bei Immoaktien typischerweise engagierte Income-Investoren mangels Aussicht auf nachhaltig steigende Dividenden uninteressant macht.
Engagiert bleiben dann wie in den letzten drei Jahren vor allem Kurzfristzocker / Charttrader, die den letzten verbliebenen Langfristanlegern das Leben mit ihren überfallartigen eratischen Kursbewegungen zur Hölle machen.
Es ist sicher kein Zufall, dass Wohnimmobilienaktien wie Vonovia die Kurslücke zum NAV bereits größtenteils schließen konnten und von Analystenseite auch überwiegend positiv begleitet werden, während Aroundtown trotz erheblicher Refinanzierungserfolge (z.B. Anleiheemission, Perpetual-Umtausch, div. Anleiherückkäufe unter Nennwert etc.) kurstechnisch auf keinen grünen Zweig zu kommen scheint, weil man im Gegensatz zu Vonovia auf absehbare Zeit nicht dividendenfähig sein wird, da man inklusive Perpetuals einen horrend höheren Verschuldungsgrad fährt als der Wettbewerb und das ausgerechnet mit einem Anlage-Portfolio, das zu ca. 70% aus Gewerbeimmobilien (Büros + Hotels + Einzelhandel + Logistik) und lediglich zu 30% aus vergleichsweise wertstabilen Wohnimmobilien besteht.
Aroundtown hatte es zu Zeiten hoher Kurse leider versäumt, Fake-Eigenkapital in Form von Perpetual-Anleihen im Wege von Kapitalerhöhungen durch echtes Eigenkapital in Form von Aktien abzulösen.
Statt Schuldenreduktion hat man zu aus heutiger Sicht exorbitanten Preisen auch noch massiv Aktien zurückgekauft, ohne diese eigenen Aktien endgültig einzuziehen, was aus heutiger Sicht ein weiteres Damoklesschwert für Aktionäre darstellt, weil Aroundtown die eigenen Aktien zwecks Schuldentilgung jederzeit z.B. durch Verkauf an einen Investor wieder in Umlauf bringen könnte, was bei einem Platzierungspreis unterhalb des NAV eine deutliche Verwässerung der Aktionäre und eine signifikante Senkung des NAV je Aktie zur Folge hätte.
Da Aroundtown die "Kapitalerhöhungskarte" bisher nicht gespielt hat, halte ich das Risiko einer Veräußerung eigener Anteile derzeit für begrenzt, mir wäre allerdings deutlich wohler, wenn man die eigenen Anteile endlich einziehen würde und damit jedweder Verkaufsspekulation ein Ende setzt.
Auch dieses für Anleger eher positive Szenario halte ich derzeit allerdings für unwahrscheinlich, da sich das Aroundtown-Management offensichtlich ungern einer Finanzierungsalternative berauben möchte, solange der Markt für großvolumige Immobilientransaktionen weiterhin versperrt ist.
Wann dieser Markt sich wieder öffnet, ist aktuell die hunderttausend Dollar Frage...
Einerseits ist es aus Anlegersicht natürlich wünschenswert, dass Aroundtown bislang nicht bereit war, große Immopakete zu signifikant unter den (halbjährlich angepassten) Buchwerten zu veräußern.
Auf der anderen Seite führt dies in der aktuellen Zinslandschaft aber dazu, dass der FFO1 mit Auslaufen niedrigverzinster Anleihen aus der Nullzinsära und Refinanzierung durch deutlich teurere Anleihen oder Bankfinanzierungen infolge drastischen Anstiegs der Finanzierungskosten stetig sinken wird.
Die vergleichsweise hohe Verschuldungsquote (inkl. Perpetuals) von nahezu 60% wird an dieser Stelle Tag für Tag mehr zum Bumerang für und Aktionäre, weil ein immer größerer Teil des Free Cashflows für Zinszahlungen verwendet werden muss, solange die nominale Verschuldung nicht radikal sinkt.
Eine durch Anstieg der Immobilienwerte eintretende Senkung der Verschuldungsquote würde das zinssteigerungsbedingte Dahinschmelzen des FFO1 nicht lösen, gäbe dem Unternehmen aber deutlich mehr Bewegungsfreiheit in Sachen Entschuldung durch Immo-Verkäufe.
Letztlich bleibt Aroundtown in der aktuellen Verschuldungssituation eine Wette auf schnell und signifikant fallende Zinsen, im Idealfall stetig weiter steigende Mieten, konjunkturbegünstigt rückläufige Leerstände bei Gewerbe-Immobilien und schlussendlich wieder steigende (Gewerbe-) Immobilienpreise.
Solange die Gewerbeimmobilienpreise keine bundesweite Stabilisierung zeigen und die EZB sich nicht zu einem deutlich steileren Zinssenkungspfad bekennt, dürfte weltwirtschaftliche und politische Unsicherheit von Shortsellern immer wieder für Abverkäufe genutzt werden. Aroundtown war für Shorties in 2023 ein hunderte Mio EUR Gewinnbringer und sein Lieblingsspielzeug gibt selbstredend niemand freiwillig aus der Hand.
Solange sich nicht weitaus mehr langfristig orientierte und vom Geschäftsmodell und inneren Wert des Unternehmens absolut überzeugte Investoren in der Aroundtown Aktie engagieren wird das jämmerliche ultrakurzfristige charttechnische Hin- und Her- Gezocke nicht enden.
Kurse werden nur durch Transaktionen, nicht durch Bestandshalter bewegt. Es liegt also an jedem Einzelnen von uns, ob wir den Charttradern weiter das Feld überlassen oder Widerstandsmarken, Durchschnittslinien etc. einmal selbige sein lassen und die Aktie nicht aus kurzfristig taktischen Motiven sondern aus Überzeugung für den deutlich höheren Unternehmenswert kaufen.
Wenn die Masse sich weiter lieber opportunistisch verhält und auf charttechnische Kaufsignale wartet, um den optimalen Kaufzeitpunkt zu erhaschen, dürfte die Aktie noch lange Zeit ein Schattendasein fristen, ehe sich eines Tages völlig unerwartet die Drückerkolonne verabschiedet und bislang schier unüberbrückbar scheinende Widerstandszonen (aktuell charttechnisches Widerstandsbollwerk: SMA 38, 50, 100, 200 zwischen 1,98 € und 2,03 €) quasi über Nacht verschwinden und Analysten ihre Kursziele urplötzlich wieder dem NAV annähern...
Wegen der exorbitant hohen Zinssensitivität dürfte der Aktienkurs weiterhin eine recht hohe Negativkorrelation zur Inflationsentwicklung aufweisen. Begünstigt durch vergleichsweise hohe, positive Basiseffekte der MoM-Inflationsraten aus August 2023 und einen zuletzt deutlich sinkenden Ölpreis bei zugleich gegenüber dem USD gestiegenem EUR-Kurs, könnten sich die Ende August gemeldeten August-Inflationsdaten in Deutschland und EU recht erfreulich entwickeln.
Wenn sich Anfang Sept dann tatsächlich noch immer eine FED-Zinssenkung um 50 Basispunkte andeuten sollte, hätte die EZB Spielraum für eine Zinssenkung um mindestens 25, im Idealfall sogar 50 Basispunkte bei der Sept-Tagung. Spätestens dann sollten Immo-Aktien wieder in Schwung kommen, sofern Iran/Israel und andere weltpolitischen Krisenherde uns nicht erneut einen fetten Strich durch die Rechnung machen. Die seit Monaten alles überschattende Unsicherheit über wirtschaftliche Entwicklung und Weltpolitik macht es unfassbar schwer, valide Prognosen zur kurzfristigen Kursentwicklung abzugeben. Überall lauert enorme Unsicherheit...
Wie kommt es jetzt zu dieser Ansicht? Konnte deine Einschätzungen immer mitgehen. Bin eigentlich nicht soooo tief drin in der Materie aber gut über die Gesamtlage informiert. Bin natürlich selbst für meine Aktien verantwortlich, bin sehr stark in Aroundtown investiert und dabei seit sie unter 1 Euro gestanden haben. Ich habe mich gerne an deinen Postings aufgebaut und bin nun etwas irritiert.. Ich hoffe wir werden irgendwann dafür belohnt.
MfG
Luckypeter
Zum einen ist es das mit besonders vielen Kurzfristzockern durchsetzte Aktionariat. Die seit Jahren extrem hohe Vola wirkt auf Charttrader wie Licht auf Motten.
Zum anderen ist da aber fundamental eben auch ein riesiger Unterschied zu anderen Immokonzernen, namens Verschuldungsgrad, der in einer Hochzinsphase mit fallenden Gewerbeimmobilienpreisen hochexplosiven Sprengstoff für die Bilanzqualität darstellt.
Bei 60% Verschuldungsquote inkl. Perpetuals muss man sich dieses Risikos als Anleger bewusst sein und sollte nicht glauben, man sei hier in einer bilanziell hochsoliden Vonovia investiert, die im Gegensatz zum Original nur ultrabillig bewertet ist.
Das Risiko-Chancen-Profil einer Aroundtown sieht gänzlich anders aus als bei Vonovia. Aroundtown ist wie ein Optionsschein auf sinkende Zinsen und steigende Immopreise.
Geht die Spekulation auf, hat man hier auf Sicht von zwei, drei Jahren Potenzial für eine Verdreifachung.
Senkt die EZB hingegen nicht schnell genug die Zinsen oder geht die Wirtschaftsschwäche in Deutschland ungebremst weiter und bleibt die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien weiter ultraschwach, dann wird Aroundtown irgendwann gezwungen sein, Immobilien zwecks Schuldentilgung zu deutlich unter den aktuellen Buchwerten zu verkaufen.
Der hohe NAV geht dann schnell in Rauch auf, wie man am Beispiel der Adler Group in allen für Anleger unschönen Einzelheiten studieren konnte. NAV von anfänglich über 40 EUR je Aktie durch fortwährende Wertberichtigungen und Verkäufe des Immoportfolios binnen zwei Jahren auf Null EUR geschrumpft.
Das ist das Risiko, wenn dein Leverage signifikant höher liegt als in der Peer Group und der Leverage-Hebel in die falsche Richtung wirkt, weil die Spekulation auf permanent steigende Immobilienpreise gescheitert ist.
Nun ist Aroundtown keine Betrügerfirma wie Adler und direkte Vergleiche zu deren Geschäftsverlauf verbieten sich. Es geht mir allein darum, klar zu machen, dass ein auf Bilanzansätzen beruhender weit über dem Aktienkurs liegender NAV keine Garantie für steigende Kurse darstellt, wenn die Profitabilität des Unternehmens und die Fähigkeit zur Erzielung von Free Cashflows durch exorbitant steigende Finanzierungskosten erodiert. Solange Aroundtown den anhaltenden Negativtrend beim FFO1 nicht nachhaltig stoppt und auf Sicht wieder ins Positive dreht, wird die Aktie weiter Gegenwind sowohl von Analystenseite als auch von Gläubigern bekommen. Aroundtown ist aktuell damit beschäftigt, in kürze auslaufende Anleihefinanzierungen in neue Anleihen umzuschulden. Das ist kurzfristig sicherlich sinnvoll, um Zeit zu kaufen. Das Problem der FFO1 Erosion lässt sich indes nicht durch Umschuldung sondern nur durch signifikante Entschuldung lösen.
Hierzu hat Aroundtown bislang weder Ziele, noch einen Fahrplan vorgelegt. Man kann ein wenig den Eindruck haben, dass Aroundtown am liebsten gar nichts am bisherigen Geschäftsmodell ändern möchte und darauf hofft, dass sich das Verschuldungsthema durch wieder steigende Immopreise quasi von selbst löst. Ich bin ganz klar der Ansicht, dass Aroundtown das Immoportfolio und die Bruttoverschuldung deutlich reduzieren sollte, um insbesondere die mittlerweile sündhaft teuer gewordenen Perpetuals schnellstmöglich vollständig zu tilgen.
Wie aggressiv ein Immokonzern seine Jahresüberschüsse in der Nullzinsära durch fortlaufende Neubewertungsgewinne = Buchwertzuschreibungen auf das Immoportfolio gepusht hat, lässt sich an der Summe der passiven latenten Steuern ablesen.
Die trotz Milliardenabschreibungen im Immoportfolio noch immer schlummernden Buchgewinne lassen sich überschlägig ermitteln, indem man die Summe der passiven latenten Steuern durch den in Dtl. gültigen Körperschaftsteuersatz i.H.v. 15% teilt.
Das Problem für Aroundtown und andere Immokonzerne, die in den Jahren mit hohen Immowertsteigerungen besonders aggressiv Zuschreibungen auf das Immoportfolio vorgenommen haben, ist, dass im Verkaufsfall hohe Gewinnsteuern anfallen, obwohl man in der IFRS Bilanz Verluste schreibt.
In der nach HGB aufgestellten Steuerbilanz hingegen gilt das strikte Anschaffungskostenprinzip. D.h. die Immos stehen mit um viele Milliarden niedrigeren Buchwerten in der Steuerbilanz, welche - wie der Name schon sagt - für die Steuerbemessung maßgeblich ist.
Nun könnte man einwenden, man habe durch Abgrenzung passiver latenter Steuern in der IFRS Bilanz doch Vorsorge für ebendiese Steuernachzahlungen im Verkaufsfall getroffen. Auf Gewinnebene ist das Argument zutreffend. Nicht aber auf Liquiditätsebene. Denn die Bildung einer Steuerrückstellung löst keinen Cashabfluss aus. Dieser folgt erst mit der Steuernachzahlung im Verkaufsfall.
Sprich Aroundtown könnte einen signifikanten Teil der Immo-Veräußerungspreise nicht zur Schuldentilgung einsetzen, weil dieser für Steuerzahlungen draufgeht.
Dieses Phänomen kennt jeder Anleger, wenn er Aktien mit hohem Gewinn aus dem Depot verkauft. Man ist anschliessend schlicht ärmer als zuvor, weil vom Verkaufspreis KapESt und Solz abgezogen werden, während man vor dem Verkauf den Bruttowert der Aktie ohne Abzug latender Spekulationsgewinnsteuern als Depotwert angezeigt bekam.
Es gibt also auch gute Gründe jenseits der Spekulation auf wieder steigende Immopreise, die einen Immoverkauf zur Schuldentilgung aus Sicht des Managements nicht sonderlich attraktiv machen, eben weil in den IFRS Buchwerten so gigantische Zuschreibungsgewinne aus dem letzten Jahrzehnt enthalten sind, die im Verkaufsfall echte Steuerzahlungen und mithin Liquiditätsabflüsse auslösen würden...
Das Problem, warum Aroundtown und Co. trotz eigentlich mega erfolgreicher Immokäufe der vergangenen Jahre bilanziell schwach aufgestellt sind ist eben der Wahnsinn, dass IFRS die Bilanzierung von Anlageimmobilien, also gerade nicht zum Weiterverkauf gedachter Immos, zu Fair Values erlaubt. Statt Bildung stiller Reserven wie im HGB haben die Immokonzerne den durch Gutachten (nicht realisierte Verkäufe!) ermittelten Wertzuwachs Jahr für Jahr als Gewinn in der IFRS Bilanz ausgewiesen, die durch die Zuschreibungsgewinne erzielte Senkung des Verschuldungsgrades für Dividendenzahlungen und Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals genutzt, um weitere Immobilien zu kaufen. Im Vertrauen auf quasi naturgesetzlich immer weiter steigende Immopreise hat man die Verschuldung in der Boomphase nicht etwa reduziert, wie es in anderen Branchen Usus ist, sondern das Portfolio unter Aufnahme weiterer Schulden immer weiter ausgebaut.
Ein vermeintliches finanzielles Perpetuum Mobile... der DAX hatte plötzlich zwei Immogiganten und Aroundtown wurde Anfang 2020 als weiterer DAX Aufsteiger gehandelt...
Dann kam Corona, die Zinswende, der Absturz der Immopreise... der Absturz der Aktie von in der Spitze über 9 EUR auf im Tief 88 Cent... die Aussetzung der Dividende... zwei Jahre Kampf gegen Windmühlen und Hoffnung auf eine Rückkehr niedriger Zinsen und mindestens stabiler Immowerte, um das Geschäftsmodell möglichst wertschonend an die neue Zinswelt anpassen zu können.
Rückläufige Immopreise und das nahezu vollständige Austrocknen des Transaktionsmarkts wirken auf hochverschuldete Immokonzerne wie ein kalter Entzug eines Junkies.
Das bisherige Geschäftsmodell mit 60% Gesamtleverage ist nachhaltig untragbar geworden. Die Rückkehr zur Dividendenfähigkeit muss sich Aroundtown hart erarbeiten, während vergleichsweise niedrig verschuldete Wohnimmobilienkonzerne wie Vonovia die Dividende nicht einmal im Crashjahr 2023 aussetzen mussten.
Ich bin guter Dinge, dass Aroundtown die Transformation in ein zukunftsfähiges, auf signifikant niedrigerem Verschuldungsniveau aufbauendes Geschäftsmodell erfolgreich meistern kann. Daher bin ich trotz Gegenwinds und trotz vieler skeptischer Analystenstimmen hier weiterhin stark investiert.
Ich habe aber null Interesse, hier irgendwen in eine Aktie hineinzuquatschen oder substanzlose Durchhalteparolen zu posten.
Jeder Anleger soll wissen, auf was er sich hier einlässt und entscheiden, ob das für ihn passt.
Nur so bekommen wir wieder ein Aktionariat, dass nicht bei jeder kleinen Negativnachricht in Panik verfällt oder ausschließlich kurzfristig herumzockt...
Allen Investierten viel Erfolg!
Ich habe beide im Depot, etwa gleich gewichtet, doch Vonovia sehe ich beileibe nicht so positiv.
BERLIN (dpa-AFX) - Der knapp zweijährige Rückgang der Immobilienpreise in Deutschland ist zumindest vorerst gestoppt: Nach Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) waren sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien im zweiten Quartal ein wenig teurer als noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Der vdp-Immobilienpreisindex stieg um ein halbes Prozent auf 175,5 Punkte, wie der Verband in Berlin mitteilte.
Ich gehe davon aus, dass Du dich einbeziehst in die weltweite Masse derer, die da keinen blassen Schimmer hätten - aber wieso bist du dir sicher, dass eine erneute Abschreibung "erforderlich" ist?
Wenn ich richtig informiert bin, wurde die letzte Abwertung von immerhin schon 11% im März verkündet - seither sind die Immobilienpreise nicht nennenswert gesunken, im Gegenteil.
Das Problem ist insbesondere der weitere zum Teil deutliche Rückgang der Büroimmobilienpreise und die Erhöhung der Leerstände im 1. Halbjahr 2024.
Die Factset-Schätzung für das EPS 2024 steht aktuell bei -0,73 €.
Bei ca. 1,09 MRD ausstehenden Aktien entspricht dies einem auf die Aktionäre entfallenden Konzernergebnis 2024 (nach Abzug von Minderheiten) i.H.v. -796 Mio €.
Ausgehend von einer FFO1-Prognose für 2024 i.H.v. ca. 280 Mio € impliziert die Gewinnschätzung eine Wertberichtigung des Immobilienportfolios für das Gesamtjahr 2024 (vor gegenläufigen Effekten durch Minderung passiver latenter Steuern) i.H.v. ca. 1,2 bis 1,3 MRD EUR.
Im übrigen hat Aroundtown das Immobilienportfolio zuletzt zum Bilanzstichtag 31.12.2023 wertberichtigt, nicht im März 2024. Der Zeitpunkt der Verkündung des Geschäftsberichts ist das eine, der Bewertungsstichtag der für den Impairmenttest erstellten Gutachten lautet 31.12.2023.
Wie immer bei Wertgutachten aller Art gilt ein striktes Stichtagsprinzip. Nach dem 31.12.2023 bis zur Bilanzaufstellung eingetretene Wertverluste sind nach dem Grundsatz periodengerechter Gewinnermittlung zwingend dem Geschäftsjahr 2024 zuzurechnen.
Vonovia, die ganz überwiegend vom dt. Wohnraummangel profitierende Wohnimmobilien im Portfolio haben, hat das Immobilienportfolio zum 30.06.2024 nochmals um ca. 1,75% abgewertet. (Siehe Halbjahresbericht S. 46)
https://report.vonovia.com/2024/q2/app/uploads/..._H1_2024_Gesamt.pdf
Infolge des vergleichsweise hohen Anteils an derzeit weniger wertstabilen Büroimmobilien rechne ich zum 30.06.2024 bei Aroundtown mit einer weiteren Abwertung des Immobilienportfolios i.H.v. ca. 3%.
Bezogen auf einen Buchwert des Immobilienportfolios zum 31.03.2024 i.H.v. 24,8 MRD € ergäbe das einen Wertberichtigungsbedarf zum 30.06.2024 i.H.v. ca. 745 Mio €.
https://www.aroundtown.de/aroundtown.de/...cials%2520presentation.pdf
Wer davon ausgeht, dass Aroundtown nach Impairmenttest im Halbjahresbericht keine signifikante Wertminderung auf das Immoportfolio vornehmen muss, müsste bei Kursen um 2 € all in gehen...
Ich halte mich da eher an die Beobachtung der Peer-Group-Zahlen und den Analystenkonsens.
Meiner persönlichen Erwartung nach wäre eine signifikant unter 750 Mio € liegende Wertberichtigung im Halbjahresbericht 2024 eine klar positive Überraschung und könnte einen neuen Aufwärtstrend etablieren. Eine Wertberichtigung oberhalb 1 MRD EUR würde den Markt mutmaßlich enttäuschen.
Mindestens genauso wichtig wie die Höhe der Wertberichtigung zum 30.06.2024 sind allerdings Prognosen des Managements zur weiteren Wertentwicklung (-> Frage: Wertberichtigungszyklus zum 30.06.2024 abgeschlossen oder weiterer Wertberichtigungsbedarf für H2 erwartet?) und Aussagen zur Entschuldungsstrategie (-> Plant die Geschäftsleitung eine nachhaltige Minderung des Leverage und der Zinskosten durch signifikanten Abbau von Anleiheschulden und Perpetuals via Immo-Verkäufen?) und zur strategischen Wiederherstellung der Dividendenfähigkeit des Unternehmens (-> Ziel stabiler, nachhaltig steigender Ausschüttungen = Grundvoraussetzung für die Attraktivität der Aktie für langfristig orientierte Income Investoren)
Dann mal Daumen drücken...
Mal sehen, was der Markt draus macht. Ich bin mal vorsichtig optimistisch.
https://www.ariva.de/news/...aroundtown-beflgelt-von-erhhter-11353919
MoM: -0,1% statt erwartet +0,1%
Unter Berücksichtigung des Basiseffekt aus August 2023 i.H.v. 0,3% ging die Inflationsrate der Bundesländer ggü. Juli im Schnitt um 0,5 Prozentpunkte auf im Mittel 1,9% zurück.
https://www.dailyfx.com/economic-calendar
Ich gehe davon aus, dass die 14 Uhr gemeldeten Daten für den Bund ebenfalls weitaus besser ausfallen als erwartet und das 2% EZB Ziel erstmals seit Corona wieder erreicht wird.
Die bereits 9 Uhr gemeldeten spanischen Inflationsdaten fielen ebenfalls besser aus.
Die für morgen erwarteten französischen und italienischen Inflationsdaten liegen überdeutlich unter dem EZB Ziel und es ist zu erwarten, dass auch die ebenfalls morgen gemeldeten Inflationsdaten der Eurozone klar besser ausfallen als prognostiziert.
Die EZB hat damit endlich alle Argumente für einen deutlich beherzteren als bisher geplanten Tritt auf die Zinsbremse. Statt der bisher avisierten 2 Zinsschritte bis Jahresende sollten nun mindestens 75 Basispunkte an Zinssenkung drin sein, zumal dann, wenn die FED erwartungsgemäß bis Jahresende 3 kleine Zinssenkungsschritte beschließt.
An die vom FED Watch Tool indizierten 100 Basispunkte Zinssenkung kann ich noch nicht ganz glauben. Ich rechne für September mit 25 Basispunkten FED Zinssenkung statt des zwischenzeitlich vom Markt antizipierten großen Zinsschritts, da die US Wirtschaft noch immer mehr als 2% Wachstum hat...
Für durch hohe Leitzinsen extrem gebeutelte kapitalintensive Branchen wie Immobilien, Automobilbau, Medien, Stahl etc. dürften die heutigen Inflationsdaten einen echten Hoffnungsschimmer am Horizont bedeuten, wirken Zinssenkungen dort doch nicht nur kostenseitig, sondern auch in erheblichem Maße auf der Umsatzseite bedingt durch die hohe Zinssensibilität der Kunden bei typischerweise darlehensfinanzierten Investitionsgütern wie Autos und Immobilien...
Auch wenn der September gewöhnlich ein miserabler Börsenmonat ist, könnte die Gewissheit um den Einstieg in einen nachhaltigen Zinssenkungszyklus verbunden mit der Hoffnung auf einen Anstieg der Konsumneigung und einen Wirtschaftsaufschwung der tiefrezessiven Industrie, für jahrelang gecrashte Auto, Immobilien und Medienaktien eine erste Hoffnungsrallye bringen, die ausgerechnet dann startet, wenn auf vermeintlich glasklar negative Börsenstatistiken vertrauende Marktteilnehmer sie am wenigsten erwarten.
Allein seit Anfang August, wo die Aktie von Shortsellern einmal mehr mit Gewalt unter 2 EUR gehalten wurde und einige Forenteilnehmer schrieben froh zu sein, die Aktie endlich verkauft zu haben, hat Aroundtown nun bereits 20% draufgesattelt.
In der dunkelsten Nacht ist der Morgen nie fern... Für überzeugte Longies wie mich ist es ein innerer Vorbeimarsch sondergleichen, wenn das Kalkül der Shortseller zerstört wird. Sie haben uns 2 Jahre lang leiden lassen und das Unternehmen m.E. böswillig und aus reiner Profitgier in die Nähe einer Insolvenzgefahr gerückt...
Jetzt dürften die besonders bärischen Analysten, die ihre Shortsellerfreunde nach Kräften unterstützten, peu a peu aus ihren Löchern kriechen und die Kursziele der Kursentwicklung hinterher anheben, um sich nicht gänzlich lächerlich zu machen. Die Aussagekraft ihrer Kursziele für die zukünftige Kursentwicklung war bisher Null und wird es wohl solange bleiben, bis sie verstehen, dass man Immobilien nicht allein nach DCF Kalkül bewerten kann, sondern immer auch den ggf. signifikant höheren Substanzwert (NAV) im Bewertungskalkül berücksichtigen muss, da Schuldentilgung eben nicht nur aus laufenden Mieterträgen sondern auch durch Immobilienverkauf erfolgen kann.
Ich gehe davon aus, dass die Preise für Wohn- und Gewerbeimmobilien deutlich positiv reagieren werden, sobald die 10 jährigen Immozinsen die psychologisch wichtige Marke von 3% wieder unterschreiten. Der Weg bis dahin könnte deutlich kürzer sein als von vielen Analysten bislang prognostiziert.
Ich glaube weiterhin daran, dass Aroundtown Kurse von 4 bis 5 EUR auf Sicht von 2 bis 3 Jahren wieder erreichen kann. Kurzfristig könnte die Luft indes nach 20% Lauf erstmal raus sein...
Charttechnisch sind wir m.E. gerade eben im optimalen Bereich wieder nach Norden zu wandern
----------- bis 3,20 / 3,40€
Die von Dir erträumte "mindetens" 75 Punkte-Senkung wird daher in ´24 wohl eher nicht eintreten.
Übrigens:
Falls das Merzsche Modell des "0 Euro für abgelehnte Asylbewerber" durchkommt und der Flüchtlingsstrom zumindest nach Deutschland dann tatsächlich versiegt, wird der Druck auf die Mieten ganz schnell fallen. Tja, was soll ich den nun wählen bei der nächsten BT-Wahl?
https://www.finanznachrichten.de/...t-das-schlimmste-vorueber-486.htm
Wenn die Amis heute mitspielen wird gut.
Schönen Gruß an alle die durchgehalten haben.