2002: Analysten werden sich irren
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Eröffnet am: | 07.12.01 15:45 | von: Merlin217 | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 07.12.01 15:45 | von: Merlin217 | Leser gesamt: | 3.065 |
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Gurus kontra Menschenverstand
(gatrixx) Jahreswechsel sind die Hochzeiten für Rück- und Ausblicke. Dem wollte sich auch gatrixx nicht verschließen und stellte Thorsten Luebben von der Sparkasse Aurich-Norden die ultimativen Fragen.
gatrixx:
Das Börsendesaster-Jahr 2001 neigt sich dem Ende zu. Konnten Sie ihm etwas Positives abgewinnen?
Luebben:
Ja, dass es bald zu Ende ist. Aber im Ernst: Ich denke, dass die wichtigste Erfahrung des Börsenjahres 2001 die ist, dass man niemals eine Aktie kaufen sollte, weil sie stark gefallen ist. Oder anders ausgedrückt: Die Kurse sind nie zu hoch, dass sie nicht noch weiter steigen können - siehe Herbst 1999 - und nie zu tief, dass sie nicht noch weiter fallen können.
gatrixx:
Nun ist wieder die Zeit für Börsengurus und andere Kaffeesatz-Leser. Was halten Sie von solchen Auguren, die schon jetzt wissen, wie sich die Börse in zwölf Monaten präsentieren wird?
Luebben:
Wir leben zum Glück in einem Staat, in dem jeder seine Meinung frei äußern darf. In wie weit man als Zuhörer auf diese Prognosen hört und danach handelt, dafür ist meines Erachtens jeder selbst verantwortlich. Selbstverständlich ist es auch in diesem wie in jedem Jahr nicht einfach, Vorhersagen für das folgende Börsenjahr zu treffen. Eins ist aber wohl wie immer sicher: Der durchschnittlich von der Analysten-Schar erwartete Stand von Dax beziehungsweise EuroStoxx50 zum Jahresende 2002 wird wie immer nicht stimmen.
gatrixx:
Wie sieht Ihr Ausblick als seriöser Banker auf die nächsten Börsen-Wochen aus?
Luebben:
Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung kommen wird. Schwierig bleibt selbstverständlich der zeitliche Rahmen. Aber bekanntlich nimmt die Börse Änderungen in der Realwirtschaft vorweg. Dies spricht dafür, dass selbst bei einer Verzögerung der konjunkturellen Erholung in das Jahr 2003 hinein die Börse zumindest nicht mehr negativ darauf reagieren wird.
gatrixx:
Was muss passieren, damit die Kurse wieder nachhaltig steigen?
Luebben:
Die in der aktuellen Erholungsphase zumindest teilweise vorweg genommene wirtschaftliche Erholung muss in realen Zahlen bestätigt werden. Besonders die Unternehmensergebnisse müssen die Markterwartungen erfüllen und wieder einen etwas besseren Ausblick geben. Erste positive Ansätze sind bereits bei Big Playern wie Intel und Cisco zu erkennen.
gatrixx:
Viele Anleger sind verunsichert, wollen von der Börse nichts mehr wissen. Ist eine Kapitalanlage wirklich so risikoreich, wie es 2001 den Anschein hatte?
Luebben:
Was wir 2001 an der Börse gesehen haben, war sicherlich ein worst-case-Szenario, also der schlechteste aller möglichen Fälle. Man darf aus diesen Zahlen keine Rückschlüsse auf die durchschnittliche Performance bei einer Aktienanlage ziehen. Die Statistik spricht weiter eindeutig für die Aktienanlage. Diese muss aber selbstverständlich breit gestreut vorgenommen werden. Als besonders positiv sind hier global anlegende Aktienfonds zu nennen.
Standardwerte sind sexy
gatrixx:
Sollte also der Anleger gerade jetzt bei niedrigen Kursen Aktien kaufen?
Luebben:
Ja, wenn der Anleger das Kapital mittel- bis langfristig investieren kann, wird er nach unserer Auffassung mit keiner Anlage eine bessere Rendite erzielen können. Natürlich müssen aber einige Spielregeln eingehalten werden. Das Portfolio sollte weltweit gestreut sein. Ferner muss eine vernünftige Branchenallokation vorgenommen werden, also eine Verteilung auf verschiedene Branchen.
gatrixx:
Worauf muss der Käufer jetzt beim Aktienkauf achten?
Luebben:
Auf keinen Fall sollte man den Fehler begehen, davon auszugehen, dass die Aktien, die am meisten verloren haben, die besten Käufe sind. Ein vernünftiger Branchenmix ist sehr wichtig. Man sollte auch eine gesunde Mischung aus Blue Chips und Mid Caps vornehmen. Ferner müssen die Bewertungen vertretbar und die Unternehmensaussichten gut sein.
gatrixx:
Welche Aktien würden Sie persönlich derzeit zum Kauf empfehlen?
Luebben:
Im Bereich der Blue Chips halten wir sowohl Intel als auch Cisco für interessant. Das Schlimmste scheint im Halbleitersektor überstanden zu sein, und der Branchenprimus Intel wird unseres Erachtens gestärkt aus der Krise gehen. Positiv bei Cisco ist nach unserer Auffassung, dass das Unternehmen in der Krise seinen Marktanteil ausbauen konnte. Sobald die Konjunktur an Fahrt gewinnt, werden die Unternehmenszahlen wieder besser ausfallen. In der Regel nimmt die Börse diese Entwicklung immer vorweg. Aus diesem Grund würden wir bereits, zumindest mit einem Anfangsbetrag, einsteigen. Bei den Mid Caps sind wir weiter für eine WCM bullish. Das Unternehmen profitiert von einem erstklassigen Management. Die Kombination aus der Vermietung von Immobilien - nach dem Einstieg bei der IVG ist WCM größter europäischer Anbieter - und dem Handel mit Unternehmensbeteiligungen bietet den Anlegern einen guten Risikoausgleich. Die Bewertung ist mit einem KGV von unter 10 günstig. Aber auch Werte wie die Deutsche Bank und DaimlerChrysler sind nach unserer Auffassung kaufenswert.
gatrixx:
Ist ein Anleger mit dem Kauf von Fonds-Anteilen auf der sichereren Seite?
Luebben:
Grundsätzlich ja. Allerdings können auch Fonds, wenn sie nur auf bestimmte Marktsegmente oder Branchen ausgerichtet sind, erheblichen Schwankungen unterliegen. So haben bekanntlich High-Tech- oder Neuer-Markt-Fonds erheblich an Wert verloren. Wir empfehlen besonders breit gestreute globale Aktienfonds wie zum Beispiel DWS Vermögensbildungsfonds, Templeton Growth oder auch Deka Spezial. Übrigens ab 30.000 Mark zum halben Ausgabeaufschlag.
Quelle : www.gatrixx-finanztreff.de
Mfg
Merlin