Abgeltungssteuer: wieder ein Rohkrepierer?


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Neuester Beitrag: 21.12.02 12:52
Eröffnet am:21.12.02 11:42von: MadChartAnzahl Beiträge:4
Neuester Beitrag:21.12.02 12:52von: Steffi aus G.Leser gesamt:814
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16600 Postings, 7958 Tage MadChartAbgeltungssteuer: wieder ein Rohkrepierer?

 
  
    #1
21.12.02 11:42

"Der Fiskus wird draufzahlen"



Die Hoffnung auf Mehreinnahmen durch die Abgeltungsteuer ist allzu optimistisch.


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Plötzlich sind sich die Kontrahenten
wieder einig. "Im Ergebnis hat der Staat Mehreinnahmen",
preist Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel die
Vorzüge der Abgeltungsteuer.


Sein Landsmann, Bundeskanzler Gerhard Schröder, sieht dank
der neuesten rot-grünen Steueridee, Zinserträge pauschal
mit 25 Prozent zu belegen, einen wahren Geldsegen über das
Land und seine leeren Kassen hereinbrechen, weil
Steuerflüchtlinge reumütig ihr Geld zurückbringen. "Ich
halte eine Größenordnung von über 100 Milliarden Euro
keineswegs für übertrieben", sagt Schröder voraus.


Minus für den Staat
DER SPIEGEL
GroßbildansichtMinus für den Staat

Das Duo freut sich zu früh. So sinnvoll die neue
Abgeltungsteuer auch ist, weil sie Kapitalflucht und
Steuerhinterziehung eindämmt, so übertrieben ist die
Hoffnung auf staatliche Mehreinnahmen. Außerhalb des
Regierungsapparats glaubt kein Experte ernsthaft daran,
dass die neue Steuer Geld in die öffentlichen Kassen spülen
wird. Im Gegenteil: "Der Fiskus wird draufzahlen",
prophezeit Lorenz Jarass, Steuerprofessor an der
Fachhochschule Wiesbaden.


Schröders Kalkül geht nur auf, wenn die Anleger große Teile
ihres Schwarzgeldes - Schätzungen gehen von bis zu 400
Milliarden Euro aus - wieder auf heimischen Konten anlegen.
Das aber erscheint fraglich, denn die Steuerflüchtlinge
sollen ein Viertel ihres Geldes als Strafe an das Finanzamt
überweisen.


"Die Abgeltungsteuer ist ein Schritt in die richtige
Richtung, aber mit eingebauter Unwirksamkeitsgarantie",
beschreibt Paul Kirchhof, als ehemaliger Verfassungsrichter
beteiligt an zahlreichen wichtigen Steuerurteilen, den
geplanten Ablasshandel. Das Strafmaß sei zu hoch.


Damit Kapital wieder nach Deutschland fließt, müsste die
Schwelle viel niedriger liegen. Die Experten von
Finanzminister Hans Eichel sehen das anders: Sie setzen auf
die Krise. Mittelständler und Handwerker (sie werden
verdächtigt, besonders viel im Ausland zu bunkern)
brauchten ihr Geld dringend zu Hause, um ihre
krisengeplagten Unternehmen zu sanieren. Zudem drohten
schon bald EU-weit Kontrollmitteilungen, die jeden
Steuersünder offenbaren.


Eichel wird trotzdem vergebens warten, denn längst haben
die Anleger und die findige Finanzindustrie in den
Steueroasen Mittel und Wege gefunden, dem Finanzamt auch
künftig auszuweichen. So überweisen sie das Geld einfach in
die Schweiz oder Liechtenstein, wo Kontrollmitteilungen bis
auf weiteres unbekannt bleiben.


Auch lässt sich Schwarzgeld problemlos nach Deutschland
zurückschleusen, wie Experte Jarass weiß. Der Anleger nimmt
bei einer deutschen Filiale jener Bank, die sein Depot im
Ausland verwaltet, einfach einen Kredit in gleicher Höhe
auf. Er zahlt dafür genauso viel Zinsen, wie ihm seine
Anlage im Ausland bringt. Als einziger Kostenfaktor fällt
eine "handling fee", also eine Bearbeitungsgebühr, in Höhe
von 0,3 bis 0,4 Prozent des Kreditvolumens an. Das ist viel
günstiger als die geplante Ablasszahlung von 25 Prozent.


So dürfte Schröders Kalkulation kaum aufgehen, zumal die
Finanzämter künftig wesentlich weniger aus der Besteuerung
von Zinseinkünften einnehmen werden als bislang. Denn
anders als in Österreich, wo Zinsen vor Einführung der
Abgeltungsteuer fast komplett vom Fiskus verschont blieben,
führen deutsche Banken schon heute den Zinsabschlag von 30
Prozent an die Finanzämter ab, wenn die Zinseinkünfte den
Sparerfreibetrag übersteigen. Unternehmen, wie
institutionelle Anleger, bleiben bei der Abgeltungsteuer
außen vor. Ihre Zinseinnahmen gelten als Betriebseinnahmen,
die weiterhin regulär zu versteuern sind.


Der Zinsabschlag bringt dem Staat immerhin neun Milliarden
Euro, ehrliche Anleger überweisen noch einmal drei
Milliarden Euro, weil ihr persönlicher Steuersatz über 30
Prozent liegt.


Die neue Abgeltungsteuer spült künftig aber nur noch 7,5
Milliarden Euro in die Staatskasse, hat Steuerprofessor
Jarass ausgerechnet. Der Grund: Der Steuersatz sinkt um ein
Sechstel, entsprechend niedriger ist auch das Aufkommen. Um
die fehlenden 4,5 Milliarden Euro auch nur auszugleichen,
müsste Schröder, eine fünfprozentige Verzinsung
unterstellt, 360 Milliarden Euro zurücklocken.


Fachleute befürchten zudem, dass die neue Regelung ganz
neue Steuersparmodelle möglich macht. So könnte der
Besitzer einer Personengesellschaft seine Steuerlast
mindern, wenn er sich statt Gewinnen Zinsen auszahlen
lässt. Dazu müsste er seinem Unternehmen nur immer neue
Kredite gewähren. Statt bis zu 48,5 Prozent zahlt er dann
nur 25 Prozent Steuern.


Kritiker des gängigen Steuersystems wie
Ex-Verfassungsrichter Kirchhof hoffen auf eine heilsame
Wirkung dieser Verwerfungen. Die Schlupflöcher ließen sich
nur schließen, wenn auch die Sätze der Einkommensteuer
weiter Richtung 25 Prozent sinken. "Wir sollten die
Gelegenheit nutzen und eine grundsätzliche Reform des
Steuersystems angehen", empfiehlt er. "Die Sätze müssen
sinken, die Ausnahmen verschwinden."


CHRISTIAN REIERMANN




Quelle:www.spiegel.de





Viele Grüße



MadChart

 

9161 Postings, 8954 Tage hjw2in der Tat, schwerwiegende Argumente o. T.

 
  
    #2
21.12.02 11:50

12850 Postings, 8143 Tage Immobilienhaidie spinnen die roten

 
  
    #3
21.12.02 12:18
die glauben doch wohl nicht ernsthaft, das irgendwer, der sein geld sicher ins ausland gebracht hat, sein geld freiwillig zurückbringt und dann auch noch ein viertel als strafe an vadder staat abdrückt. und kaum is die kohle wieder da, weiß das finanzamt was jeder so hat (einfacher dreisatz, das kriegen selbst die deppen hin) und dann wird mal eben doch noch die vermögenssteuer eingeführt und noch ne steuer und noch ne steuer, und schon ist die kohle ganz weg.

ausserdem dürfte das ganze modell unter umständen mal wieder in karlsruhe scheitern, da es gegen den grundsatz der gleichbehandlung verstößt. nehmen wir nur mal folgendes beispiel an, ein arbeitnehmer, angestellt bei mercedes, arbeitet den ganzen tag fleissig am fliessband, persönlicher steuersatz so um die 20-22%. Nun gibt Oma den Löffel ab, der gute erbt Omas Sparstrumpf und legt das ganze zu 4% p.a. an. da Oma immer fleissig gespart hat, legt er 200.000 euro an, für schlechte zeiten. zinsertrag davon, 5000 euro p.a. unter berücksichtigung der bisher geltenden sparerfreibeträge (1.500 Euro) zahlt er auf die restlichen 3.500 mücken noch fett 25% zinsabgeltungssteuer, er beißt in den sauren appel da er mehr abdrückt als sein persönlicher steuersatz auf einkünfte ist. der großreiche, der richtig dick verdient, zahlt lächelnd die 25% beim finanzamt und bedankt sich doch beim rausgehen noch 3mal das sie ihm 20% (weil pers.steuersatz von 45%) unangetastet lassen....


ich denke da hält karlsruhe nicht allzulang die klappe und dann kriegt der bundeskaspar nen tritt von den verfassungsrichtern...  

699 Postings, 7921 Tage Steffi aus G.die Politiker haben alle zuwenig Bunnys an der

 
  
    #4
21.12.02 12:52
Hand. Und wer dann auf Handbetrieb schalten muss, verliert sich in hormongesteuerten Universen, die nix mehr mit der Realitaet zu tun haben.

Ich fordere: weniger steuerfreie Pauschale umd mehr Bunnys fuer unsere Volksvertreter. Damit auf der Stelle treten wenigstens noch Sinn macht beim Austausch von Bazillen in Bruehe.  

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