Frohe Weihnachten!


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Neuester Beitrag: 22.12.02 08:44
Eröffnet am:22.12.02 00:32von: Happy EndAnzahl Beiträge:6
Neuester Beitrag:22.12.02 08:44von: hjw2Leser gesamt:939
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95441 Postings, 8521 Tage Happy EndFrohe Weihnachten!

 
  
    #1
22.12.02 00:32

699 Postings, 7931 Tage Steffi aus G.Schhnauze, Kleinscheisser. o. T.

 
  
    #2
22.12.02 00:36

95441 Postings, 8521 Tage Happy EndSchnauze, Pappnase!

 
  
    #3
22.12.02 00:37
Scheißer schreibt man übrigens mit ß

;-p  

9161 Postings, 8964 Tage hjw2"Friedfertig, aber zum Kampf bereit"

 
  
    #4
22.12.02 07:46

Wesen zwischen den Welten: Der Engelforscher Uwe Wolff über die ungebrochene Faszination und Beliebtheit der himmlischen Boten
 
 
WELT am SONNTAG: Seit Jahren werden wir von einer Welle der Engelbegeisterung überrollt - warum?


Uwe Wolff: Die Wiederkehr der Engel begann mit der politischen Wende, mit dem Fall der Mauer. Der Engel ist ja ein Wesen, das zwischen den Welten pendelt, das Mauern des Denkens und Fühlens durchbricht. Wir leben in einer Zeit, in der alles zur Disposition steht. Anything goes: Ein neues Rollenverständnis zwischen Mann und Frau, zwischen Jung und Alt bahnt sich an, die ökologische Revolution setzt neue ethische Maßstäbe, das globale Denken vernetzt die Gegensätze in Raum und Zeit. Der Engel ist Ausdruck dieser Suchbewegung. Schwer zu sagen, ob er weiblich oder männlich ist, eine diesseitige oder transzendente Erscheinung, etwas Schillerndes, Uneindeutiges umgibt ihn. Als typisch postmodernes Phänomen ist er das Symbol für die geistige Situation der Zeit und uns deshalb so nah.


WamS: Immer ungehemmter wird der Engel auch als Werbeträger genutzt, speziell in weiblicher, erotischer, verführerischer Gestalt. Wird hier nicht ein sakrales Motiv in sein Gegenteil verkehrt?


Wolff: Engel sind so attraktiv, weil sie beides sind: Wegweiser in eine andere Welt und zugleich diesseitig wie wir. Sie teilen unsere Leidenschaften, aber sie mahnen uns auch, dass wir uns nicht an sie verlieren sollten. Mit der Person Jesu könnten wir keine Reklame für Zigaretten oder Bier machen, das würde man als Sakrileg empfinden - mit den Engeln schon. Wir sind ja nicht die Ersten, die spielerisch mit den Engeln umgehen. Im Barock wurde der Engel zum Putto verniedlicht, er wurde zum Liebesboten, zum musizierenden Engelchen, zum Ornament verharmlost. Aber dennoch war er immer auch Lobpreis einer sinnlichen, schönen Welt, die Gott für den Menschen geschaffen hat.


WamS: Wie erklären Sie sich das aktuelle Interesse für das Phänomen des Schutzengels?


Wolff: Der Glaube an den Schutzengel setzt natürlich voraus, dass wir uns des Schutzes bedürftig fühlen. Das ist in einer Welt der Kriege und des Terrors ganz normal. Der Schutzengel-Glaube, wie er sich im Judentum, im Islam und im Christentum entwickelt hat, ist jedoch zuerst einmal ein Akt der Selbstvergewisserung. Wir wollen wissen, was uns trägt, was unser innerstes Wesen ausmacht, auf was wir in der Krise bauen können. Die Stimme des Engels, die auch als Stimme unseres Gewissens zu verstehen ist, sagt uns, dass durch alle Wandlungsprozesse des Lebens hindurch jemand da ist, der den Text unseres Lebens besser kennt als wir selbst. Der Schutzengel erinnert uns an unsere Bestimmung. Insofern ist er eine Kraft der Erneuerung - gerade dann, wenn sich alles um uns verändert.


WamS: Wo waren denn die Schutzengel der 3000 Terror-Opfer am 11. September?


Wolff: Wenn ich mit Menschen über Schutzengel spreche, erzählen sie oft von Erlebnissen der Rettung und Bewahrung. Also Geschichten, wie sie als Kinder die Treppe herabstürzten, ohne sich zu verletzen, oder über den Krieg, den sie wunderbarer Weise überlebt haben. Sie seien von einer inneren Stimme gewarnt worden, hätten sich gerade noch vor den Bomben in den Keller retten können, oder ein Geschoss sei dicht an ihnen vorbeigeflogen.


WamS: Die alte Vorstellung vom Schutzengel als einer Macht, die unser körperliches Leben schützt?


Wolff: Immerhin sechzig Prozent der Deutschen glauben daran. Natürlich muss man sich fragen: Wo waren denn die Engel in New York, in Hiroshima oder in Dresden, als Tausende auf grausame Weise zu Tode kamen - das ist die uralte Frage nach dem Bösen in der Welt, das Gott trotz seiner Allmacht zulässt. Der Engel ist aber keine himmlische Versicherungspolice, die uns zu hundert Prozent vor allen Gefahren schützt. Eines der berühmtesten Engel-Gebete des 20. Jahrhunderts, Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen", ist ja gerade in einer Situation entstanden, die man sich auswegloser nicht vorstellen kann: im KZ Flossenbrück. Bonhoeffer, der wusste, dass er dieses Gefängnis lebend nie wieder verlassen würde, spricht dennoch von der Geborgenheit, die die Nähe des Schutzengels schenkt. Der Engel steht für die Wirklichkeit Gottes, die auch von der Realität des Konzentrationslagers nicht ausgelöscht werden kann.


WamS: In der Engelstheologie gibt es nicht nur den sanften Gottesboten, wie ihn der esoterische Kitsch gern darstellt, sondern ebenso den wehrhaften, kämpferischen Engel. In der Weihnachtsgeschichte ist sogar die Rede von den „himmlischen Heerscharen", die sich um das Jesuskind lagern.


Wolff: Ja, diese himmlische Eingreiftruppe kündigt das an, was Engel immer ankündigen, wenn sie von Gott kommen: den Frieden auf Erden. Aber sie sind auch bereit, für diesen Frieden zu kämpfen. Auch Jesu spricht ja davon, dass er zwölf Legionen Engel zur Seite hat: Das sind 72 000 persönliche Schutzengel! Der Glaube an die Liebe Gottes ist also nicht zu verwechseln mit lammfrommer Duldsamkeit. Wenn der Erzengel Michael den Satan vom Himmel stürzt, dann erblickten die Menschen in diesem Mythos zu allen Zeiten auch ein Spiegelbild der politischen Auseinandersetzungen, in denen sie stehen. So haben im Dritten Reich viele katholische Schriftsteller Michael angerufen, weil sie sich von ihm Impulse im Kampf gegen das Böse erhofften. Es gibt eben Mächte in dieser Welt, die man durch gutes Zureden allein nicht in Schach halten kann. Der Engel steht auch hier an der Seite des Menschen.


http://www.wams.de/data/2002/12/22/27165.html?s=1
 

9161 Postings, 8964 Tage hjw2Anarchist im Wunderland

 
  
    #5
22.12.02 08:28

Gehemmter Professor, entfesselter Erzähler: Neues von Lewis Carrol
von Susanne Kunckel

Der Mann hatte zwei Gesichter. Wenn er seinen Studenten am Christ Church College in Oxford die Geheimnisse der formalen Logik samt vertrackten mathematischen Formeln einpaukte, stotterte Charles Lutwidge Dodgson (1832-1898), Sohn eines Geistlichen, so penetrant, dass ihm vor Anstrengung die Oberlippe zitterte. Ein viktorianischer Lehrer Lempel, verschroben, stocksteif, glaubenseifrig und politisch konservativ. Wenn er aber auf romantischen Bootstouren kleinen Mädchen die abstrusesten Geschichten erzählte, ging die Phantasie mit ihm durch. Dann wurde der verklemmte Pauker zum Anarchisten, befreite sich von seinem sprachlichen Dilemma und vom Korsett puritanischer Pedanterie. Nur in Gegenwart kleiner Mädchen verlor der Pädagoge, der fast 30 Jahre im Zölibat unterrichtete und unter dem Pseudonym Lewis Carroll zu literarischem Weltruhm kam, seine Hemmungen. Sie seien, so schwärmte er, aus „Zucker und Sekt und allem, was schmeckt". Er erzählte ihnen Märchen, fotografierte sie in naiven und lasziven Posen, schrieb in einem Brief: „Ich mag Kinder (ausgenommen Jungen)". Ein Pädophiler? Dass seine Liebe aus dem Ruder lief, hält die Mehrheit der Carroll-Forscher für abwegig. Zumal der Mann, der im College stotterte, auch außerhalb seiner Märchenstunden, zur Form auflief, begeistert ins Theater ging und eine intensive Seelenfreundschaft mit der Schauspielerin Ellen Terry pflegte, die sich, wenn Carroll ihr fehlte, an George Bernard Shaw hielt.


Am 4. Juli 1862 erfand Doppelgänger Dodgson, wieder mal im Ruderboot mit der kleinen Alice Liddell und ihren Schwestern, die schaurig skurrile Geschichte von Alice, die in einen Kaninchenbau stürzt und in einer Wunderwelt landet, wo die Logik Kopf steht. Ein gewitztes Gör, das die streng strukturierte viktorianische Welt aufmischt - in einem gar nicht gemütlichen Zauberreich. Da konnte der Gelehrte in der Maske des erfindungsreichen Märchenonkels nach Herzenslust sprachlich semantischen Nonsens verzapfen, Seitenhiebe auf Queen Victorias puritanische Gesellschaft verteilen und sich die Moral vom Leibe halten.


Die reale Alice, Tochter des College-Dekans Henry George Liddell, quengelte so lange, bis Dodgson seine bizarre Geschichte aufschrieb und seinem Liebling 1864 „Alice im Wunderland" zu Weihnachten schenkte. Die Fortsetzung, „Alice hinter den Spiegeln", folgte 1871. Kinderträume, die internationale Bestseller wurden und Klassiker. Sie machten Charles Lutwidge Dodgson zu Lewis Carroll und katapultierten das Absurde in die Weltliteratur. James Joyce kopierte in „Finnegan's Wake" die Erzähltechnik seines Favoriten. Die Surrealisten priesen Carroll als ihren Vorgänger. Arno Schmidt erhob ihn sogar zum „Kirchenvater aller modernen Literatur".


Jetzt gibt's „Alles über Alice" in einem umfassenden und liebevoll gestalteten Prachtband, der alles Wichtige und manch Abwegiges versammelt. Das Prunkbuch enthält nicht nur die berühmten Kinderbücher mit den Original-Illustrationen von John Tenniel, sondern auch eine Filmographie und die peniblen Annotationen des Mathematikers Martin Gardner. Der wühlte sich über fünf Jahrzehnte durch die „Alice"-Forschung und systematisierte sie. Der erste übrigens, der Carrolls mathematische Kniffeleien und Wortspiele enträtselte und herausfand, dass die Beatles, bevor sie „Lucy in the Sky with Diamonds" komponierten, ihren psychedelischen Song über das Boot auf dem Fluss, ausführlich über „Alice" fachsimpelten ...

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http://www.wams.de/data/2002/12/22/27186.html?s=1

 
 

9161 Postings, 8964 Tage hjw2Gott kann ganz klein sein

 
  
    #6
22.12.02 08:44
Gott als allmächtiger Schöpfer erzeugt Respekt, Ehrfurcht und auch Angst. Jesu Geburt sollte dies verändern. Eine Weihnachtspredigt
von Joseph Kardinal Ratzinger

 
Ratzingers Beitrag liest sich wie eine Ergänzung zu dem jüngsten Appell von Papst Johannes Paul II., der die Menschen angesichts von Krieg und Terror zur Umkehr aufgerufen hatte. Gott, so der Papst bei einer Generalaudienz in Rom, habe sich „in den Himmel zurückgezogen, angeekelt von den Aktionen der Menschheit". Gott wende sich ab, wenn der Mensch ihn verschmäht. Nur aus Glauben, Liebe und dem Vertrauen zu Gott könne Heil erwartet werden, mahnte Johannes Paul II. Gott zwinge uns seine Liebe nicht auf, sagt auch Kardinal Ratzinger. Gott verberge sich, damit wir ihn finden können. In der Geburt Christi gebe uns Gott ein Zeichen, dass er mitten unter uns ist.
 


Mir fällt eine rabbinische Geschichte ein, die Elie Wiesel aufgezeichnet hat. Er erzählt, dass Jeschiel, ein kleiner Junge, zu seinem Großvater, dem berühmten Rabbi Baruch, weinend ins Zimmer gestürzt kam. Große Tränen rollten ihm über die Wangen, und er klagte: „Mein Freund hat mich ganz und gar verlassen. Er ist sehr ungerecht und sehr unschön zu mir." - „Ja, kannst du mir das nicht näher erklären?" fragte ihn der Meister. „Ja", antwortet der Kleine. „Wir haben Verstecken gespielt, und ich habe mich so gut versteckt, dass der andere mich nicht finden konnte. Aber da hat er einfach aufgehört, mich zu suchen, und er ist weggegangen. Ist das nicht unschön?" Das schönste Versteck hat seine Schönheit verloren, weil der andere das Spiel abbricht. Nun streichelt ihm der Meister die Wangen, es treten ihm selbst Tränen in die Augen, und er sagt: „Ja, das ist gewiss sehr unschön. Und siehst du: Mit Gott ist es genauso. Er hat sich versteckt, und wir schauen nicht nach ihm. Denk dir nur: Gott verbirgt sich, und wir Menschen suchen ihn nicht einmal."


In dieser kleinen Geschichte kann ein Christ das ganze Weihnachtsgeheimnis aufgeblättert finden. Gott verbirgt sich. Er blendet uns nicht mit dem Glanz seiner Herrlichkeit; er zwingt uns nicht in die Knie mit seiner Macht. Er will, dass zwischen ihm und uns das Geheimnis der Liebe entstehe, die Freiheit voraussetzt. Er wartet auf den Menschen. Und er will für uns, dass wir selbst diese eigentlich göttliche Erfahrung machen dürfen: die Erfahrung der Freiheit, des Suchens, des Entdeckens und des seligen Ja über eine Liebe, die das Herz der Welt ist, derentwegen die Welt gut ist und wir gut sind.


Gott verbirgt sich, weil er will, dass wir ihm ähnlich seien, dass Freiheit und Liebe in uns sich zutrage, aber er ist doch nicht nur Verborgenheit. Weihnachten ist sein Versteck, wenn man es so will, aber es ist doch zugleich mit Ostern zusammen die größte Offenbarung Gottes. Gott lässt uns ja nicht allein in diesem Spiel, das Wahrheit ist; er hat es selbst eingefädelt und eröffnet. Er geht uns immerfort nach. Durch die Schöpfung redet er uns ständig an, wenn wir nur zuhören und sehen wollen, und sagt zu uns: Sucht mich doch! Er ist die ganze Leiter der Entfernungen zwischen ihm und uns heruntergestiegen, bis zum Menschsein, bis zum Kindsein. Man möchte sagen, er ist aus seinem Versteck herausgegangen und läuft uns förmlich nach, damit wir nicht aufhören, ihn zu suchen; damit wir fähig werden, ihn zu finden. In dem Kind wird er selbst sichtbar, so wie er ist, nämlich als jene Liebe, die so etwas Ungeheuerliches tun kann, die Zeit hat, um selbst ein Mensch zu sein. Er wird sichtbar als jene Freiheit, die zu solchem Tun fähig ist. Als Allmacht, die uns so nachgehen kann.


Wir stellen uns ja Allmacht ganz anders vor. Wir gestehen einem unbekannten Gott allenfalls zu, dass er irgendwie die Statik oder die Mechanik des Weltalls ist und das Ganze irgendwie bewegt. Aber die Allmacht, dass er jeden von uns kennen kann, dass er sich mit unseren Schicksalen befasst, dass er ganz klein sein kann, die ist uns zu kühn, die erlauben wir ihm nicht, die wischen wir mit unserer Aufgeklärtheit beiseite. Im Kind aber ist er am sichtbarsten, seine Weise der Liebe und seine Weise der Allmacht. Wer anfängt, sie zu verstehen, der sinkt in die Knie und wird erfüllt von der großen Freude, die der Engel in der Heiligen Nacht verkündet hat.



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http://www.wams.de/data/2002/12/22/27312.html?s=1
 

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